Das Lesecafé21 hat sich seit 2011 zu einem festen Bestandteil der Bayreuther Cafészene entwickelt. Das zentral gelegene Café befindet sich im 2. Stock der Stadtbücherei in der RichardWagner-Straße 21 (RW21). Im Innenbereich stehen etwa 60 Sitzplätze zur Verfügung, und bei schönem Wetter können die Gäste die gemütliche Dachterrasse mit weiteren 40 Plätzen genießen. Die Gäste schätzen den eigens für das Café gerösteten Kaffee, die selbstgemachten Kuchen und Torten sowie kleine Snacks wie Bagels oder täglich wechselnde Suppen.  Was dieses Café besonders macht, sind die Mitarbeiter, die allesamt Menschen mit Handicap sind.

Leiterinnen sind nur beratend tätig

Das Lesecafé21 wird von der Diakonie Bayreuth und deren Tochter, der Lebenswerk gGmbH, betrieben. Eine der beiden Leiterinnen des Lesecafés, Elke Greim, ist seit zwei Jahren dabei und teilt ihre Begeisterung für diesen Arbeitsplatz mit:

"Ich war sehr lange im Büro tätig, 20 Jahre zuvor im Einzelhandel. Ich war aber auch immer sozial engagiert, und es ist für mich hier einfach die totale Erfüllung."

Obwohl die Mitarbeiter unterschiedliche Beeinträchtigungen haben, sind Elke Greim und ihre Kollegin Elisabeth Hermannsdörfer lediglich beratend tätig. Sie schauen zu Beginn, welche Fähigkeiten die Mitarbeiter bereits besitzen, und helfen ihnen dann, ihre Aufgaben im Café zu übernehmen.

In einer Praktikumsphase wird die persönliche Eignung für den Echtbetrieb getestet. "Jeder Mensch hat seine Stärken, und genau nach diesen setzen wir unsere Mitarbeiter ein. Das kann das Polieren von Gläsern sein oder die Zubereitung der Speisen sowie der Service", erklärt Hermannsdörfer. Es gibt viele Aufgaben, sowohl vor als auch hinter den Kulissen. Interessierte an einer Mitarbeit im Café müssen vor allem auch stressresistent sein, da das Café in Stoßzeiten, wie mittags, oft bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Hier muss es schnell gehen, denn viele Besucher möchten in der Mittagspause eine Kleinigkeit essen.

Der Arbeitsablauf im Lesecafé21 unterscheidet sich kaum von dem eines herkömmlichen Cafés. Die Servicekräfte bewegen sich zwischen den Tischen, servieren Essen und Getränke, räumen schmutziges Geschirr ab, und die Kaffeemaschine bereitet frischen Kaffee oder Cappuccino zu. Als Gast spürt man aber einfach eine besondere Atmosphäre.

Viele Besucher wurden Stammgäste

Viele Besucher schätzen das zuvorkommende Personal und das einzigartige Ambiente inmitten einer Bibliothek. Im Laufe der Jahre sind viele Stammgäste geworden, auch oder gerade wegen des zuvorkommenden Personals. Petra kommt seit Jahren ins Lesecafé und freut sich darüber, dass das Café in der Bevölkerung so gut angenommen wird.

"Ich bin mindestens einmal pro Woche hier und bin immer wieder beeindruckt, wie gelassen die Servicekräfte hier ihre Arbeit machen, selbst wenn alle Tische besetzt sind."

Außerdem sei die Auswahl an Kuchen und Torten einfach einzigartig in Bayreuth. Katharina, eine der Mitarbeiterinnen, besucht derzeit die Schule, da sie Assistentin im Gastronomiegewerbe werden möchte. "Wenn ich die Prüfung bestehe, kann ich den Chefinnen hier im Café noch mehr helfen." Da Katharina sehr ehrgeizig ist, haben die beiden Leiterinnen auch keine Bedenken, dass sie es schaffen wird. Katharina hat sich inzwischen wieder zur Kaffeemaschine begeben, denn "die Zubereitung leckerer Getränke macht mir am meisten Spaß".

Erfolgsprojekt in Bayreuth

Das Lesecafé21 ist seit 12 Jahren ein Erfolgsprojekt der gelebten Inklusion in Bayreuth. Es zeigt, dass Menschen mit Behinderungen nicht nur erfolgreich in die Arbeitswelt integriert werden können, sondern auch einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten.

Menschen wie Hanna haben hier einen neuen Weg im Leben gefunden, "für mich ist es perfekt, da ich sehr zurückhaltend bin und nicht auf Leute zugehen kann. Eigentlich war dieser Bereich für mich total ausgeschlossen. Aber ich habe es dann probiert, und hier muss ich auf Leute zugehen. Hier kann ich mich nicht verschließen, und das hat mir geholfen, selbstbewusster zu sein. Das ist sehr, sehr schön!"

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