Lang anhaltender Jubel und ein nicht enden wollender Beifall waren der Lohn für eine gelungene Aufführung des Musicals, das eigentlich ein Pop-Oratorium ist und das aus der Feder des Komponisten Albert Frey stammt. Wie schon vor zwei Jahren beim Martin-Luther-KingMusical hat auch diesmal die Stiftung Creative Kirche den Boden für das denkwürdige Spektakel bereitet.

Während mit dem US-amerikanischen Baptistenpastor und Friedensnobelpreisträger allerdings eine reale Biografie theatermäßig perfekt umgesetzt worden war, war das Sieben-Worte-Thema diesmal eher abstrakt angelegt. Dementsprechend hatte die Aufführung weniger dokumentarischen als eher meditativen und philosophischen Charakter. Im Mittelpunkt stand nicht nur das riesige LED-Kreuz, sondern vor allem der gewaltige Chor mit exakt 529 Sängerinnen und Sängern in der Einstudierung des Bayreuther Dekanatskantors Michael Lippert und des Coburger Kirchenmusikers Arno Seifert.

Komponist Albert Frey kommt aus der christlichen Popmusik

Seit Monaten hatten sich die Mitwirkenden des Megachors auf die Aufführung vorbereitet. Jüngste Sängerin war Katharina Rain, die älteste Elisabeth Jung, die eine neun Jahre, die andere 88. Bei den sieben letzten Worten handelt es sich der Passionsgeschichte zufolge um die letzten Worte Jesu Christi nach der Kreuzigung. Zahlreiche Komponisten, von Heinrich Schütz über Carl Heinrich Graun, Georg Philipp Telemann bis Joseph Haydn, haben entsprechende Vertonungen geschaffen.

Nun also auch der 1964 geborene Musiker Albert Frey, der in der christlichen Popmusikszene längst kein Unbekannter mehr ist. Er hat daraus eine moderne und bewegende Neu-Interpretation der Passionsgeschichte gemacht. In Bamberg spielte er nicht nur die E-Gitarre, er ergriff am Ende auch kurz das Mikrofon, um einige Dankesworte auszusprechen.

Der meditative und philosophische Charakter des Stücks wird vor allem darin deutlich, dass auch Menschen, die nicht unbedingt gläubig sind, Antworten auf essenzielle Alltagsfragen finden können: Wie möchte ich leben? Was macht mein Leben wertvoll? Wer beeinflusst meine Entscheidungen? Was brauche ich, um glücklich zu sein? Ist das Leben hier alles, oder kommt da noch etwas?

Auch wenn der Tod am Kreuz im Mittelpunkt steht, hier geht es eigentlich um das Leben. Inhaltlich geht es um die beiden Protagonisten Marie und Ben, dargestellt von den in der Szene hochgelobten Musical-Darstellern Kathleen Bauer und Dominik Doll. Marie und Ben erfahren durch eine Zufallsbegegnung, dass die Ängste und Sorgen von Jesus auch unseren Alltag bestimmen. Zwei Menschen wie du und ich, die sich ganz offen ihrer Skepsis und ihren Zweifeln am Leben und Glauben stellen. Die Gesangssolisten der Bamberger Aufführung waren Anja Lehmann, Yasmina Hunzinger, Benjamin Gail und Michael Janz.

Bereits das zweite Chormusical im Kirchenkreis Bayreuth 

Alle vier langjährige Profis mit internationaler Erfahrung, die in Bamberg nicht nur mit beeindruckender Bühnenpräsenz glänzten, sondern auch mit ihren gewaltigen Stimmen. Musikalisch hat Albert Frey viele eingängige Melodien geschaffen, die vor allem durch die überzeugenden orchestralen Arrangements wirken. Vom friedlichen "Vater, vergib" über das verzweifelte "Warum hast du mich verlassen?" bis zum triumphalen "Es ist vollbracht" und schließlich zum ergebenen "Vater in deine Hände" zeigen Musik und Text den Weg, den wir selbst zu gehen aufgerufen sind, im Leben und im Sterben. Das imposante Werk, interpretiert von einem eigens zusammengestellten Ensemble, dem Mega-Chor, und dem Wechselspiel zwischen der Band und einem Orchester, sprengt das Format einzelner Popsongs und wird zum Breitwand-Soundtrack der Passion.

Regionalbischöfin Dorothea Greiner, die zusammen mit dem neuen Bamberger Erzbischof Herwig Gössl die Aufführung besucht hatte, war es zu verdanken, dass die Stiftung Creative Kirche nun schon zum zweiten Mal im Kirchenkreis Bayreuth mit einer ihrer großartigen Produktionen zu Gast war. Die anderen beiden Aufführungen fanden zuvor in Ludwigsburg und Bochum statt.

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