In der Evangelischen Stephanskirche in Bamberg freuen sich die Kids, denn jetzt wird gesungen. Der Kinderchor unter Leitung von Ingrid Kasper probt - und zwar vor Ort in Präsenz. Die Kirchenmusikdirektorin hat sich dafür bewusst entschieden. Denn sie hat Glück. In diesem Fall bietet der große Kirchenraum genug Platz, um Abstand halten zu können. Nur Geschwister dürfen zusammensitzen.

Die Kinder sind durch die Kita oder die Grundschule momentan alle regelmäßig getestet. Dennoch hat sie einiges umgestellt, denn Gruppenübungen wie früher sind jetzt natürlich nicht mehr möglich, so Ingrid Kasper:

"Deswegen habe ich viele Bewegungsspiele entwickelt, die am Platz funktionieren, vor der Pandemie sind wir viel aufeinander zugegangen, haben uns gegenseitig zugehört. Diese Umstellung war am Anfang ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber es ist uns jetzt doch gut gelungen, das man am Platz bleibt. "

Und gegen die Kälte in der Kirche helfen die Bewegungsspiele am Platz auch. Zu den neuen Ideen von Ingrid Kasper gehört auch das Lauschmemory, erklärt ein Mädchen:  "da hat die Frau Kasper zusammen mit ihren Söhnen Steine oder andere Sachen in Klopapierrollen gefüllt und dann eingewickelt dass alle gleich aussehen und dann passen immer zwei zusammen. Es funktioniert eigentlich wie normales Memory nur mit hören.“

Und noch etwas hat Ingrid Kasper verändert: Aufgrund der Pandemie hat sie ihre Chorgruppen neu eingeteilt. Statt nach "Lesekinder" und "Nicht Lesekinder" orientiert sich die Einteilung jetzt nach "Maskenkinder" und "keine Maskenkinder". So kann sie die Einhaltung der Hygiene-Regeln besser kontrollieren. Vor der Pandemie hatte sie einen Stammchor von etwa 90 Kindern. Jetzt sind es ca. 40, aber die Teilnehmerzahl schwankt. Auch deshalb gibt es eine dauerhafte Hausaufgabe.

Beim Singen zuhause sollen die Kinder ihre Lieblingstöne entdecken. Viel Kreativität und Kompromissbereitschaft ist in Pandemiezeiten gefragt. Das nimmt Ingrid Kasper in Kauf. Ein Gesamtausfall kommt für sie einfach nicht mehr in Frage:

"Das ist so wichtig….Musik ist Spiegel der Seele, ich versuche mit den Kindern das zu erarbeiten und dann auch die Lieder wieder in die Familien zurückzubringen." 


Vor Ort gemeinsam musizieren - das geht also in Bamberg noch. Aber nicht jeder Probenraum ist dafür geeignet und deshalb braucht es anderswo Alternativen. Auch die Kids des Chors der Evangelischen Kirchengemeinde Velden proben jede Woche gemeinsam. Allerdings virtuell auf dem Computerbildschirm. Und auch das kommt gut an.

Magdalena Simon ist Studentin an der Hochschule für Evangelische Kirchenmusik in Bayreuth und betreibt nebenamtlich den Kinderchor. Dabei verfolgt sie ein neues Chor-Konzept für den Videokonferenzanbieter "Zoom". Das hat sie selbst im Rahmen ihrer Bachelorarbeit entwickelt. Dabei hören zwar alle die Chorleiterin, aber die hat die Kinder auf stumm geschaltet, denn, so Magdalena Simon:

"Sonst hab ich eine Verzögerung die bei jedem Unterschiedlich ist, dann würde ein Chaos entstehen, der eine ist lauter der andere ist leiser, der andere ist früher, der andere später. Das liegt auch am Internet und wie die Verbindung bei jedem ist. Das heißt, es funktioniert schon wenn alle auf laut sind, ist aber ein ganz großes Durcheinander." 


Damit sie aber trotz Stummschaltung weiß, ob die Kinder auch richtig singen, dürfen manche von Ihnen eine Strophe einzeln vorsingen. Das lieben die Kids besonders. Ein Unterschied zur Online-Probe mit Erwachsenen. Und wenn alle gemeinsam Singen, machen die Kinder Bewegungen passend zu den Liedtexten. Das macht den Kindern Spaß. Was bei einer Online-Chorprobe auch super klappt sind Rhythmusspiele: 

"Wenn ich was vorklatsche und alle klatschen nach dann hab ich den Vorteil dass ich das gleichzeitig auf Zoom sehe, also ich hab alle direkt vor mir." 

Ein weiterer Vorteil an den Online-Proben ist, dass auch leicht erkältete Kinder oder Kinder in Quarantäne daran teilnehmen können. Ein Problem ist manchmal die Qualität der Internetverbindung. Und natürlich gab es auch ein paar Startschwierigkeiten. Dennoch: Magdalena Simon hat zum Proben in der Pandemie eine klare Meinung:

"Nicht singen ist keine Option."