Gleich zu Beginn des Interviews wird klar: Diesem Mann ist der Erfolg nicht zu Kopf gestiegen. "Sollen wir uns wirklich siezen", fragt Richard Oehmann bei der Begrüßung.
Auf solche Förmlichkeiten legt der bekannte Autor, Regisseur und Puppenspieler keinen Wert. Viel wichtiger ist ihm, dass sich die Menschen in seiner Umgebung wohlfühlen. "Dieses Bedürfnis stammt noch aus meiner Zeit in Lindenbichl", vermutet der 57-Jährige und lacht.
Lindenbichl, das ist eine Halbinsel auf dem Staffelsee, wo das Dekanat Weilheim seit über 70 Jahren äußerst beliebte Zeltlager organisiert. Als Kind und später als ehrenamtlicher Mitarbeiter verbrachte Richard Oehmann hier viele Sommer. "Dort hatte ich bei einem bunten Abend auch meinen ersten Auftritt vor einem größeren Publikum", verrät er. Vor rund 300 Kindern präsentierte der 12-Jährige witzige Nachrichten.
"Ich wusste damals schon, dass ich den ganzen Schmarrn möglichst ernst vortragen muss."
Auftritte in ganz Bayern als Puppenspieler
Als Sohn einer Künstlerin und eines Malers ist ihm die Kreativität quasi in die Wiege gelegt worden. Schon im zarten Alter von acht Jahr spielte Richard Oehmann auf einem Spielplatz in seiner Geburtsstadt Weilheim Kasperltheater. Zuhause bastelte er mit einem Kassettenrekorder eigene Hörspiele zusammen. Kaum verwunderlich also, dass er 1994 zusammen mit Josef Parzefall "Doctor Döblingers geschmackvolles Kasperltheater" gründete. Seit 30 Jahren treten die beiden in Schulen, Kindergärten oder bei Kulturveranstaltungen in ganz Bayern auf.
Gemeinsam hat das Duo außerdem zahlreiche Kasperl-Hörspiele aufgenommen. Die meisten Rollen sprechen die beiden selbst, bekommen aber immer mal wieder auch prominente Unterstützung, zum Beispiel von Schauspieler Sebastian Bezzel oder Kabarettist Gerhard Polt. "Ich habe mein ganzes Berufsleben verkasperlt", witzelt Richard Oehmann. Tatsächlich sei ihm von allen Figuren, die er spiele, der Kasperl am nächsten.
"Ich hoffe zumindest, dass es nicht der angeberische Zauberer Wurst oder gar die penetrante Gretel ist."
Aus seinem Kindheitstraum, "Tigerfütterer” zu werden, ist nichts geworden. Und auch sonst hat Richard Oehmann nie eine Berufsausbildung gemacht. Nach Abitur und Zivildienst schloss er sich einem Wandertheater an. Mit dem Hinweis "Du kannst das schon" bekam er die Rolle des Kasperls. Beim "Theater im Bus” lernte er auch Josef Parzefall kennen, mit dem er sich später als Puppenspieler selbstständig machte.
"Irgendwann hab‘ ich immer mehr geschrieben”, erinnert sich Richard Oehmann. Irgendwann nicht nur Texte, sondern auch Lieder, zum Beispiel für seine Band, das "Café Unterzucker”. Ja und irgendwann wurde dann Paulaner auf den inzwischen in München lebenden Künstler aufmerksam und bot ihm an, das Singspiel auf dem Nockerberg zu gestalten.
Am 12. März ab 18.30 Uhr live im BR
Zusammen mit Stefan Betz schreibt und inszeniert Richard Oehmann seit 2018 das beliebte Singspiel. Das nächste wird am 12. März ab zirka 18.30 Uhr live im Bayerischen Fernsehen zu sehen sein. Verraten darf und will Richard Oehmann nichts.
"Dieses Jahr ist sowieso speziell", sagt Oehmann mit Blick auf die Bundestagswahl. Sie wirbelte so manchen Inhalt nochmal gehörig durcheinander. Von Anfang hatten die Autoren deshalb an einer "trickreichen Lösung” gearbeitet, um kurzfristig "auf jeden Schmarrn eingehen zu können, den der Weltgeist uns am 23. Februar vor die Nase setzt”.
Seine Ideen entwickelt Richard Oehmann im Austausch mit seinem Co-Autor. Manchmal fällt ihm aber auch mitten in der Nacht oder in der Tram etwas ein. Der Druck ist hoch, der Spaßfaktor aber auch. Um Ruhm und Anerkennung geht es dem Kulturschaffenden ohnehin nicht. Dieser Umstand senkt den Stressfaktor.
"Man tritt nicht auf, um die Menge zu beeindrucken, sondern man bringt einfach Leut‘ zum Lachen oder hat gemeinsamen einen schönen Abend."
So hat er es im Zeltlager Lindenbichl gelernt, so hält er es noch heute.
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