Es ist morgens kurz nach acht Uhr am Albrecht-Dürer-Airport Nürnberg, an dem auch in diesen Morgenstunden Passagiere an den Sicherheitskontrollen warten auf ihren Flug nach Thessaloniki, Wien oder Split. Eine junge Familie hat sich auf den Metallstühlen am Einlasskorridor niedergelassen. Eines der Kinder läuft zu einer durchsichtigen Plastiktonne und streckt sich, um seine leere Wasserflasche in die Öffnung am Deckel werfen zu können. "Spende Dein Pfand!" steht auf dem Behälter.

Seit Juni läuft das Projekt des Nürnberger Sozialmagazins Straßenkreuzer, des Flughafens sowie des Grünen Punkts.

Reisende werfen Getränkeflaschen vor ihrem Abflug in die Pfandboxen direkt an den Sicherheitskontrollen. Die Behälter werden von Pfandbeauftragten geleert, die Flaschen sortiert und das Leergut schließlich von Angestellten des Grünen Punkts abgeholt. Die Pfandbeträge werden direkt auf das Konto des Straßenkreuzers überwiesen. "Spende Dein Pfand"-Sammelbehälter stehen bereits an den Flughäfen Köln/Bonn, Hamburg und Bremen, Berlin, Dresden und Paderborn, teilt der Grüne Punkt mit.  "Eine gute Sache, wenn das Pfand jemand zugutekommt", finden ohne Ausnahme die Passagiere in Nürnberg, die der Evangelischer Pressedienst (epd) an diesem Morgen vor der großen Tonne befragt. Eine 40-Jährige Dame ärgert sich, dass sie schon vor dem Flughafen ihre gesammelten Flaschen entsorgt hat, die sie ja nicht durch die Sicherheitskontrolle nehmen darf.

Den ersten Gedanken einer Zusammenarbeit hätte es seitens des Flughafen-Managements etwa 2015 gegeben, sagt Pressesprecher Christian Albrecht. Vorbild sei der Flughafen Stuttgart gewesen, der 2013 als erster deutscher Flughafen eine Pfand-Kooperation einging. Damals wären der Umsetzung in Nürnberg jedoch organisatorische Probleme bei den Sicherheitskontrollen im Wege gestanden. "Vor wenigen Monaten strukturierten wir unser Kontrollsystem um", erläutert Albrecht. Nun sei das neue Sicherheitssystem so angelegt, dass die Spende-Dein-Pfand-Idee umgesetzt werden konnte. 

Neue Arbeitsplätze entstehen

Klaus Billmeyer, seit Juni einer der Pfandbeauftragten, ist von dem Projekt begeistert. Es gebe Langzeitarbeitslosen die Möglichkeit einer festen Arbeitsstelle. "Es fühlt sich gut an, wieder etwas leisten zu können und der Gesellschaft etwas zurückzugeben", erklärt er.

Angefangen habe man mit zwei Pfandbeauftragten, die morgens um sechs Uhr und abends um 18 Uhr ihren Dienst antreten. Aber da die Resonanz unter den Fluggästen sehr hoch ist, wurde bereits eine dritte Stelle geschaffen, um die Arbeit bewältigen zu können. Das Gehalt, dass die Pfandbeauftragten für ihre Arbeit erhalten, liegt über dem gesetzlichen Mindestlohn, ergänzt Billmeyer.

Zu Arbeitsbeginn wird zuerst der Dienstraum hergerichtet, Säcke und Getränkekisten nach der Wertigkeit des Flaschenpfands aufgestellt. Dann holt der Pfandbeauftragte mit einer Sackkarre oder einer speziellen Hebevorrichtung die bis zu 25 Kilo schweren gefüllten Pfandtonnen von der Sicherheitszone ab und beginnt zu sortieren.

"Uns ist wichtig, dass jeder mitarbeiten kann", sagt Billmeyer. Die Hebevorrichtung etwa sei extra für einen Kollegen angefertigt worden, der körperlich eingeschränkt ist. "Aber auch für uns wird das Gerät später sehr nützlich sein", meint der 57-Jährige. "Wir werden ja auch nicht jünger."

Verantwortungsvolle Fluggäste

Billmeyer lobt das Verantwortungsbewusstsein der Fluggäste: "Viele stellen ihre leeren Flaschen auf die Tonnen, wenn nichts mehr reinpasst." Nicht leer getrunkene Flaschen müsse man zwar im Dienstraum entleeren, aber grobe Verstöße wie eingeworfene Joghurt- oder Kaffeebecher kämen so gut wie nie vor. Je nach Flaschengröße passen 150 bis 200 Flaschen in eine Tonne. Bei 25 Cent Pfand macht das also einen Pfandwert von 37 bis 50 Euro.

In den Pfingstferien habe sich bereits die Spendenbereitschaft der Urlaubsflieger gezeigt. "Da waren wir oft auf Bereitschaft", erzählt er. Gespannt ist Billmeyer nun auf die Sommerferien. "Das wird bestimmt eine heiße Phase, wenn im August so viele Leute in den Urlaub fliegen werden", meint er. Er freut sich darauf, denn die Arbeit am Flughafen sei "wundervoll". Die Mitarbeitenden seien eine große Familie, die jeden herzlich aufnimmt.

Billmeyer wünscht sich, dass "Spende-Dein-Pfand" auf weitere Orte in Nürnberg übertragen würde, beispielsweise das System auch bei Messeveranstaltungen anzuwenden. Das könnte sicher weitere Arbeitsstellen schaffen.