Im Katzen-Gehege im Tierheim in Butzbach sitzt Marlene dort auf dem Fußboden und liest mit ruhiger Stimme den „Wunschpunsch“ von Michael Ende vor. In diesem Gehege leben vier Katzen, sie sind aber so scheu, dass sie nicht herauskommen. Damit sich das ändert, kommt Katzenvorleserin dort ein bis zweimal pro Woche, ehrenamtlich. Die 40-jährige Berufsschullehrerin liest seit gut zwei Monaten jeweils rund eine Stunde lang in unterschiedlichen Katzen-Gehegen im Tierheim vor.

Ehrenamtliches Projekt 

Wie dort lesen im Tierheim Butzbach Ehrenamtliche seit Mai den Katzen vor. Gründe dafür sind laut Leiterin Claudia Maid, dass Katzen mit Fallen gefangen wurden, keine Menschen kennen würden und dann hier im Tierheim eingesperrt und nicht in ihrem gewohnten Zuhause seien. So würden sie kein Vertrauen zu Menschen aufbauen. Was das Ziel des Vorlese-Projekts ist. Aktuell habe sie 23 Katzen und Kater, die schwer zu vermitteln seien, erklärt Maid.

Marlene Dort sei beim ersten Mal sehr aufgeregt vor dem Vorlesen gewesen, erzählt sie. Es sei sehr komisch gewesen, Katzen etwas vorzulesen, auch weil hier Mitarbeitende herumliefen und sich unterhielten, während sie vorgelesen habe. Aber sie habe sich schnell daran gewöhnt und sei mit einem angenehmen Gefühl, beruhigt und freudig nach Hause gegangen. Das sei nach jedem Vorlesen so.

Ihre Zuhörer sind still, sie kommen nicht aus ihren Verstecken heraus, spitzen lediglich ein Öhrchen in der sicheren Höhle des Kratzbaums. Ansonsten gibt es kaum eine sichtbare Reaktion der häufig traumatisierten Tiere. Manchmal würden die Katzen aufsehen, und das Vorlesen sei eine gute Gewöhnung für sie, um mit einem Menschen zu interagieren, erklärt sie dort.

Vertrauen zum Tier gewinnen 

Sie verbuche es als Erfolg, wenn die Tiere einigermaßen entspannt seien, während sie vorlese und sich nicht noch mehr zurückzögen.
Tierheimleiterin Maid nennt diese Einstellung wichtig, denn die Vorleser müssten sehr geduldig sein. Katzen trauten sich vielleicht erst nach dem fünften bis zehnten Mal, während des Vorlesens auf die Toilette zu gehen oder etwas zu fressen.

Aktuell lesen sechs Menschen regelmäßig den Tieren vor. Das Tierheim Butzbach freue sich über weitere Ehrenamtliche, betont Maid.

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