Sofija kam im Alter von sechs Jahren mit ihrer Familie aus der Ukraine nach München. Sie weiß, was es heißt, in einem anderen Land geboren zu sein und fliehen zu müssen. Als Jüdin hat sie schon früh Antisemitismus erlebt und mit 14 Jahren begonnen, sich sozial zu engagieren. Ihr Motto ist das jüdische Gebot "Tikkun Olam", was so viel heißt wie "die Welt reparieren" und bedeutet, dass jeder durch sein Handeln die Welt ein bisschen besser machen kann.

Derzeit beobachtet die Studentin der Kommunikationswissenschaft und Psychologie eine Radikalisierung der Gesellschaft. Dazu gehöre auch der israelbezogene Antisemitismus, der seit dem 7. Oktober letzten Jahres enorm zugenommen habe. Der brutale Terroranschlag der Hamas, bei dem 1.200 Israelis ermordet und über 200 Menschen als Geiseln genommen wurden, und der anschließende Krieg in Gaza schlagen Wellen bis hierher nach Deutschland:

"Man muss jetzt ganz stark darauf achten, dass diese Radikalisierung, die Spaltung der Gesellschaft nicht weiter zunimmt. Ich möchte nicht, dass wir an einen Punkt kommen, dass die Communities unter sich bleiben wollen.“

In diesem konkreten Fall spricht Sofija von Juden und Muslimen, die sich aus Angst oder Unsicherheit nur noch mit ihren Familien oder Freunden treffen, die ihrer Religion oder Kultur angehören. Aber das ist nur ein Beispiel. In ihrer Arbeit mit Jugendlichen trifft sie auf Menschen aus über 40 verschiedenen Gemeinschaften, darunter Russen und Ukrainer, Araber und Juden, christliche Gruppen, Nichtreligiöse und alle mit den unterschiedlichsten politischen Einstellungen.

Unter dem Dach der Europäischen Janus Korczak Akademie hat sie zunächst als Teilnehmerin Seminare besucht, jetzt leitet sie dort selbst Projekte wie "Fake or Fact". Dabei geht es um Fake News im Internet, die vor allem in Krisenzeiten wie in Corona und auch jetzt im Zusammenhang mit den Kriegen in der Ukraine und in Gaza allgegenwärtig sind.

Bei "Youth Bridge" lernen Jugendliche das Brückenbauen zwischen den Communities

 

Die Europäische Janus Korczak Akademie ist eine jüdische Bildungseinrichtung in München, die sich zum Ziel gesetzt hat, durch Seminare, Workshops, Reisen und Auslandsaufenthalte Ängste und Vorurteile abzubauen. Unter anderem mit dem Leadership-Programm "Youth Bridge". 

Ursprünglich wurde es nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York ins Leben gerufen, um Menschen aus unterschiedlichen Gemeinschaften wieder zusammenzubringen. Denn in Krisenzeiten neigen Menschen dazu, sich nur mit Familie oder Freunden aus ihrer Community zu umgeben, weil sie sich dort akzeptiert und sicher fühlen. Seit 2017 gibt es Youth Bridge auch in München und Sofija Pavlenko freut sich sehr darüber:

 "Weil die Jugendlichen, die bereits in dem Projekt sind, nicht dieses Ausmaß an Angst und Vorurteilen haben. Aber klar muss man jetzt ganz stark darauf achten, dass die Radikalisierung und Spaltung der Gesellschaft nicht weiter zunimmt."

Das zu verhindern, ist der Studentin der Kommunikationswissenschaft und Psychologie ein großes Anliegen. Deshalb investiert sie so viel Energie und Zeit in ihr soziales Engagement. Das jüdische Gebot "Tikkun Olam" - übersetzt "die Welt heilen oder reparieren" - ist ihr Lebensmotto. Durch Bildung und soziales Engagement jedes Einzelnen soll die Welt besser werden. Davon ist Sofija Pavlenko überzeugt:

"Ich weiß, dass ich mich immer engagieren werde, das werde ich nicht mehr los und ich habe in meinem Studium gelernt, dass Menschen, die sich sozial engagieren, glücklicher sind." 

Und die Welt ein bisschen besser.

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