Sie verfügt über keinen guten Ruf: Die schwarze Katze gilt hierzulande seit Jahrhunderten als Unglücksbringer, manch Zeitgenosse sieht gar eine Hexe oder den Teufel in ihr stecken.

Wer ihr ein Zuhause gibt, merkt allerdings schnell: Die schwarze Katze ist genauso lieb und kuschelig wie die weiße, rote oder bunt gefleckte. Seit 2020 ruft die Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" mit gezielten Kampagnen dazu auf, auch Tiere mit dunklem Fell zu adoptieren. Tatsächlich ist es so, dass in Tierheimen schwarze Katzen schlechtere Vermittlungschancen als andersfarbige Samtpfoten haben.

Schwarze Katzen finden schwerer neues Zuhause

Im Rahmen der Kampagne "Tierheime helfen. Helft Tierheimen!" hat der Deutsche Tierschutzbund in den ihm angeschlossenen Tierheimen nachgefragt. "48 Prozent der Tierheime bestätigten, dass schwarze Katzen schwerer ein neues Zuhause finden als andersfarbige Tiere", berichtet Tierschutzbund-Pressereferentin Nadia Wattad und ergänzt:

"47 Prozent der Tierheime sehen hierfür Aberglauben und Vorurteile als Ursachen."

Dass schwarze Katzen in Tierheimen oft länger auf ein neues Zuhause warten als andersfarbige, hängt nicht nur mit der Angst des Menschen vor angeblichem Unglück zusammen: "Manche Menschen vermuten irrtümlich, dass dunkle Tiere aggressiver seien als Tiere mit einem andersfarbigen Fell", sagt Wattad. Und: Während dunkles Fell in der freien Natur die "perfekte Tarnung" sei, nähmen Tierheim-Besucher dunkle Tiere "eventuell später wahr als helle Tiere".

Karte als Symbol für Heidnisches und Böses

Im Mittelalter galt für Kirchenleute die Katze als Symbol des Heidnischen und damit als böse. Darüber hinaus galt Schwarz als dämonische Farbe, weshalb schwarzen Katzen der Ruf anhing, sich gern bei Hexen aufzuhalten. Einige Menschen glaubten gar, Hexen könnten sich nachts selbst in schwarze Katzen verwandeln, um unbeobachtet Unheil verbreiten zu können. Andere sahen in schwarzen Katzen den Teufel höchstpersönlich.

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass manche Menschen noch heute glauben, schwarze Katzen stünden für Pech. Dass das Unglück ausgerechnet dann eintreten soll, wenn eine Mieze von links dahergelaufen kommt, hat ebenfalls etwas mit dem christlichen Glauben zu tun: Links galt bereits in der Bibel als die schlechte Seite.

Schwarz in deutscher Sprache oft negativ besetzt

Auch im Hamburger Tierheim Süderstraße lassen sich schwarze Katzen schlechter vermitteln. Erst kürzlich seien von einem Wurf alle nicht-schwarzen Jungkatzen schneller vermittelt worden, sagt Sven Fraaß, Pressesprecher des Hamburger Tierschutzvereins.

"Es gab sogar schon Fälle, in denen schwarze Jungkatzen von uns mit einem guten Gefühl vermittelt und dann doch ohne für uns triftigen Grund zurückgebracht wurden", berichtet Fraaß.

Fraaß bedauert, "dass das Narrativ der Unglück bringenden schwarzen Katze in vielen alten, aber auch neuen Geschichten bedient" wird. Überhaupt sei die Farbe Schwarz oft negativ besetzt, sagt er und verweist auf Begriffe wie "Schwarzarbeit, Schwarzfahren, Schwarzmalerei". Nicht nur den schwarzen Katzen zuliebe sollte sich das in der deutschen Sprache unbedingt ändern, regt Fraaß an.

Schwarz bringt Glück?

Der Deutsche Tierschutzbund will mit seinen Aktionen, die Titel wie "Schwarz bringt Glück" tragen, darüber aufklären, dass die Fellfarbe keine Rolle spielt. "In Berlin haben das Tierheim und die Schornsteinfeger-Innung gemeinsam ein Kalender-Fotoshooting mit schwarzen Tieren umgesetzt - um zu zeigen, dass schwarze Tiere Glück bringen", berichtet Nadia Wattad

Die Referentin des Tierschutzbundes verweist auf den französischen Schriftsteller Max O’Rell. Der, so sagt sie, habe es einst gut erfasst, indem er formulierte:

"Ob eine schwarze Katze Glück oder Unglück bringt, hängt davon ab, ob man eine Maus oder ein Mensch ist."

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Mag.Dietmar Sc… am So, 20.08.2023 - 13:09 Link

Die schwarzen Katzen haben unter der Bulle Vox in Rama des Papstes Gregor IX. zu leiden. Darin geht es um die Bekämpfung von Häretikern, deren Tun auch sexuell mit einer schwarzen Katze in Verbindung gebracht wurde. Aus Deutschland steckte Konrad von Marburg, der Beichtvater der Elisabeth von Thüringen, dahinter. Das Tun dieses Geistlichen ist höchst suspekt.