Die großen Krisen der Gegenwart sind nach Ansicht der Journalistin Ferdos Forudastan die "Schauplätze massiver Verletzung des Rechts auf Leben, Unversehrtheit, Freiheit, Sicherheit und ein menschenwürdiges Dasein". Das Elend der Menschen in Katar, dem Iran, Myanmar, der Ukraine, dem Jemen und anderswo ins Visier zu nehmen und nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, sei Aufgabe von Medienschaffenden, sagte Forudastan, die Schirmherrin des diesjährigen Deutschen Menschenrechts-Filmpreises, der am Samstagabend in Nürnberg verliehen wurde.
Zum diesjährigen Menschenrechts-Filmpreis waren 385 Produktionen eingereicht worden. Gewinnerfilm in der Kategorie Langfilm ist "A Black Jesus" von Luca Lucchesi. In dem Film geht es um einen 19-jährigen Flüchtling aus Ghana, der auf Sizilien an einer traditionellen Prozession mit einer schwarzen Jesusfigur teilnehmen will. Der Preis wird in insgesamt sechs Kategorien vergeben.
In dem Dokumentarfilm geht es um das sizilianischen Städtchen Siculiana. Dort finden sich die Menschen seit langer Zeit eine Prozession statt, bei der ein Kruzifix mit einer schwarzen Jesusfigur durch die Straßen getragen wird. Als ein 19-jähriger Flüchtling aus Ghana als Kreuzträger daran teilnehmen will, geraten die Gemüter in Wallung. Der Film werfe "Visionen auf, die zeigen, dass ein Miteinander möglich ist, dass die Welt eine andere sein könnte", so die Jury.
Menschenrechts-Filmpreis 2022 geht an sechs Produktionen
Der Preis für den Kurzfilm ging an "Der lange Weg der Sinti und Roma" von Adrian Oeser. Die Dokumentation gibt unterschiedlichen Generationen von Sinti und Roma das Wort, um die "menschenverachtenden Praktiken von Justiz und Mehrheitsgesellschaft vor und insbesondere nach 1945 eindringlich darzustellen", so die Jury. Der Beitrag kann aktuell bis 27.3.2023 in der ARD-Mediathek gestreamt werden,
"Geamăna" von Matthäus Wörle wurde als bester Hochschulfilm ausgezeichnet. Der Dokumentarfilm erzählt von einem weitgehend verlassenen Dorf in Rumänien. Umweltverschmutzung und Klimaveränderung lassen vielen Menschen keine andere Wahl, als ihr Zuhause zu verlassen.
Für die Recherchen über Geflüchtete an den europäischen Grenzen wurde der Beitrag von "MONITOR - Europas Schattenarmee: Pushbacks an der kroatisch-bosnischen Grenze" mit dem Preis ausgezeichnet. Der Dokumentarfilm zeigt heimlich gedrehte Aufnahmen, wie Flüchtende mit Schlagstöcken weg geprügelt werden, damit sie in Kroatien keinen Asylantrag stellen können.
Gegensätzliche Bilder: Das ungezwungene Spiel der Kinder und die traurige Stummheit der Erwachsenen fanden die Juroren in dem Film "Hayat springt" über ein Mädchen in einer Flüchtlingsunterkunft. Das 13-minütige Sozialdrama von Miriam Goeze hat den Preis in der Kategorie Bildung gewonnen.
Die Schülerarbeit "Ich wünsche mir..." von Anna Broghammer, Marie Freynik, Felix Günter und David Moosmann mit Unterstützung von Kerstin Heinlein erzählt in Stop-Motion-Technik vom Traum, fliegen zu können.