Um auf Rechtspopulismus zu reagieren, rät der Geschäftsführer des Bayerischen Bündnisses für Toleranz, Martin Becher, Kirchengemeinden zu Diversität. Es sei wichtig, als tolerante Gemeinschaften aufzutreten, in denen unterschiedliche Menschen zusammenkommen, sagte er am Freitag bei einer Tagung zum Verhältnis von Kirche und Rechtspopulismus im oberfränkischen Bad Alexandersbad dem Evangelischen Pressedienst (epd).

"Toleranzgedanken mit Gedanken der Gemeinschaft verbinden"

"Wichtig ist, den Toleranzgedanken mit dem Gedanken der Gemeinschaft zu verbinden", sagte Becher. Damit unterscheide man sich von den Gemeinschaften die rechts außen stehen würden. Denn sie seien exklusiv, würden also Menschen ausschließen. Als Beispiel nannte Becher eine Corona-Leugner-Demonstration in Berlin, bei der er unter den Demonstrierenden keine Migrant*innen wahrgenommen habe.

Die Kirche befinde sich in der Frage, wie sie mit Rechtspopulist*innen umgehen solle in einem "Toleranzdilemma", sagte Becher. "Der christliche Glaube sagt, dass Menschenfeindlichkeit keinen Platz haben darf", aber für den Umgang mit Intoleranten gebe es keine guten und einfachen Lösungen. "Jeder muss für sich selbst die Grenze formulieren, bis zu der er intolerante Äußerungen billige", sagte der Politikwissenschaftler. Über diese jeweiligen Grenzen müsse man sich in der Kirche austauschen.

"Das ist anstrengend, aber lohnend, weil es die Chance birgt, dass wir unsere eigene Werthaltung schärfen. "

Aktuelles Beispiel: Homophober Pastor predigt in fränkischer Gemeinde

Ganz aktuell sei das Dilemma in einer Gemeinde im Kirchenkreis Bayreuth zu beobachten, sagte Becher. Sie hat den Bremer Pastor Olaf Latzel, der wegen homophober Aussagen bereits vor Gericht stand, zu einer Predigtreihe eingeladen. Es gehe hier darum, die Gremien und Autonomie der Kirchengemeinde zu respektieren und gleichzeitig sicherzustellen, "dass da nicht jemand hetzen kann und Menschen nicht ausgeschlossen werden, die zum Beispiel homosexuell sind", erklärte der Geschäftsführer.

Bei der Tagung in Bad Alexandersbad fragten internationale Referent*innen aus Kirche, Politik und Ökumene warum rechtspopulistische Gemeinschaften populär sind und welche Antworten die Kirche darauf geben könne. Becher sagte, sein Eindruck sei, dass die Kirche trotz schwindender Mitgliederzahlen relativ gesehen in der Gesellschaft an Bedeutung gewinne. Sie dürfe daher nicht "in Sack und Tüten" gehen, sondern sich auf politischer Ebene bei Fragen von Rechtspopulismus oder Klimawandel einbringen.