So prominent das Wort Sünde später in der Überschrift "Der Sündenfall" platziert wurde: In der biblischen Geschichte selbst kommt es gar nicht vor. Trotzdem kommt der nachträgliche Titel natürlich nicht von ungefähr. Denn neben den vielen anderen biblischen Geschichten und Texten, in denen Sünde auch eine Rolle spielen sollte, hatte sie doch hier ihren ersten Auftritt: Als die Welt noch jung und die Schöpfung noch kaum trocken war, so erzählt es das erste Buch Mose, hat bereits etwas gehakt zwischen den ersten Menschen und Gott.
Sündenfall hat Einfluss auf Erleben, Fühlen und Denken
Weil Ursprungsgeschichten besondere Wucht besitzen, ist der "Sündenfall" mit all seinen sich darum rankenden Vorstellungen auch aus der Bibel herausgewandert. Er hat Einfluss gewonnen auf menschliches Erleben, Fühlen und Denken. Bisweilen gilt er darum gar als mächtigster Mythos der Menschheit. Die Bildsprache dieser Geschichte hat sich mit Schlange und rotem Apfel auf so manchen Buchdeckel und weit bis in die Werbeindustrie hineingeschlängelt: Als Sinnbild für alles Verführerische und zugleich doch Verbotene … für so manche Christinnen und Christen erinnert das Vaterunser daran, wenn sie sprechen: "Und führe mich nicht in Versuchung." War der "Sündenfall" womöglich ein erster göttlicher Belastungstest?
Schon der Begriff Sündenfall setzt das Kopfkino und damit so manche theologische Grundannahme in Gang. "Fallen" kann als Hinfallen, Verfallen oder Umfallen geschehen und zwar dann, wenn jemand nicht standhaft genug ist, sich nicht auf den Beinen halten kann oder schlicht nicht genug achtgibt im Leben. Kurz: Zu fallen erscheint als Scheitern am schöpfungsgemäß vorgesehenen aufrechten Gang und im übertragenen Sinn an der Idee vom aufrichtigen Menschen.
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