Auf einem ehemals überwucherten Brachgelände der evangelischen Passionskirche im Münchner Stadtteil Obersendling entsteht seit drei Jahren ein phänologischer Garten. Über 70 "Zeigerpflanzen", die für die Bestimmung der Jahreszeiten wichtig sind, wachsen hier.
Vor allem aber ist das Projekt ein Magnet für Menschen aus dem ganzen Viertel. Nicole Schröder-Rogalla leitet das Umweltteam der Passionskirche. Zum Tag des Gartens (13.6.) verrät die Biologin, wie Gemeinden Schmuddelecken und Raseneinöden aufwerten können.
Frau Schröder-Rogalla, fast jede Gemeinde oder Einrichtung hat ungenutzte oder vernachlässigte Außenflächen. Wie groß muss ein Grundstück sein, damit man etwas daraus machen kann?
Schröder-Rogalla: Jede Größe ist sinnvoll. Natürlich passt auf drei Quadratmeter kein ganzer Garten. Aber ein Gewürz- oder Steingarten, eine Blühwiese oder ein Hochbeet schon. Man kann alles Mögliche tun, um auch eine kleine Ecke Boden artengerechter zu gestalten. Schon eine Reihe Blumentöpfe auf den Stufen des Kirchenportals sind eine Einladung für die Bienen - und für die Seele.
"Mutter Natur verzeiht viel und ist sehr geduldig."
Wer kann so ein Projekt anpacken?
Schröder-Rogalla: Das kann jeder. Mutter Natur verzeiht viel und ist sehr geduldig. Es gibt unfassbar viele pflegeleichte Pflanzen. Am einfachsten ist es, einjährige Blühpflanzen auszusäen - da kommt immer was. Jeder der es möchte kann mitmachen, egal wie alt. Ältere Menschen haben manchmal Fachwissen, kennen das Gärtnern von früher. Aber auch Fünfjährige sind mit Feuereifer dabei und haben enormes Durchhaltevermögen beim Schnecken sammeln oder Erde schaufeln.
Was braucht man, damit das Projekt ein Erfolg wird?
Schröder-Rogalla: Erde und Samen. Die Erde wird entweder gekauft oder kommt vom eigenen Kompost. Sonnen- oder Ringelblumensamen kosten nicht viel. Selbst bei biologisch-dynamischem, sortenreinem Saatgut bewegt man sich weit unter der Zehn-Euro-Grenze. Mit einem Samentütchen kann man schon ein ganz schönes Stück Erde zum Blühen bringen. Und natürlich braucht man zum Erfolg noch Menschen, die sich kümmern und auch in den Ferienzeiten gießen. Aber wenn man das Vorhaben gut kommuniziert, Zaungespräche führt und die Nachbarschaft mit einbezieht, dann tauchen Leute auf, die man bislang gar nicht auf dem Schirm hatte.