Das Münchner Landeskirchenamt in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs ist in die Jahre gekommen. Deshalb soll die Verwaltungszentrale der 2,3 Millionen bayerischen Protestanten aufwendig saniert werden. Oberkirchenrat Nikolaus Blum erläutert als Amtschef im Gespräch mit dem Sonntagsblatt, warum die Renovierung der Gebäude für die 26 Millionen Euro notwendig geworden ist, wie moderne Arbeitsplätze für die Mitarbeitenden entstehen sollen und dass die Baumaßnahmen der evangelischen Gemeinden von diesem Großprojekt nicht tangiert sind.

Das Landeskirchenamt wird aufwendig saniert. Warum ist diese Sanierung nötig geworden?

Nikolaus Blum: Die älteren Bestandsgebäude des Campus in der Katharina-von-Bora-Straße in München müssen nach langen Nutzungsjahren saniert werden. Im Nachgang der Neuerrichtung des Gebäudes Nr. 7 und der Sanierung des Gebäudes Nr. 9 wurde das dem Grunde nach bereits im Jahre 2011 beschlossene Projekt zur energetischen Sanierung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Gebäude auf dem Campus der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (Katharina-von-Bora-Straße 11, 11a und 13) in Angriff genommen und die Bestandsgebäude auf Baumängel und Sanierungsstau untersucht.

Das jüngste Gebäude (Nr. 11a) ist seit über 36 Jahren in Betrieb und hat in dieser Zeit nur die notwendigsten Sanierungsmaßnahmen, aber diverse Nutzungsänderungen erfahren, zum Beispiel im Erdgeschoss: ehemaliges Rechenzentrum der Landeskirche, später Hausdruckerei. Die beiden anderen Gebäude (Nr. 11 und 13) blicken auf eine noch längere Nutzungszeit und eine bewegte Geschichte zurück. Im unter Denkmalschutz stehenden Bischofsgebäude (Nr. 13) werden zum Teil noch die originalen Heizungs- und Wasserinstallationen aus den 1930er Jahren genutzt. Unter den Gesichtspunkten der Betriebssicherheit (Heizungsausfall in 2019), des Brandschutzes, der Arbeitssicherheit und des ökologisch und nachhaltigen Betriebs ist eine Sanierung dringend geboten.

Mit welchen Kosten rechnen Sie? Geht die Finanzierung zulasten anderer Baumaßnahmen, etwa in den Gemeinden, oder ist das ein eigener Topf? Ist davon, etwa im Zeitplan, der Campus Nürnberg tangiert?

Blum: Die Synode hat für die Sanierung der Altbauten auf dem Campus mit dem Haushalt 2017 ein eigenes Projektbudget (B. 16 im Haushaltsplan) beschlossen. Es umfasst für alle Maßnahmen ein Volumen von 26 Millionen Euro, verteilt auf eine Sanierungszeit von voraussichtlich sechs bis sieben Jahre. Andere Mittel für Baumaßnahmen von Gemeinden oder für den Evangelischen Campus Nürnberg sind davon nicht tangiert.

Soll es durch die Sanierung auch zu Änderungen in der Organisation kommen, dass zum Beispiel einzelne Abteilungen räumlich umgesetzt werden, dass neue Einheiten, etwa durch Großraumbüros, entstehen?

Blum: Die Anpassung von Organisation und Räumlichkeiten an die aktuellen Arbeitsbedürfnisse ist eine permanente Aufgabe, unabhängig von Bausanierungen. Aber natürlich werden wir mit der Sanierung auch eine modernere und vor allem flexiblere Arbeitsumgebung errichten. Moderne Büros müssen mit IT-Netzwerkstechnik ausgestattet und variabel nutzbar sein. Das haben wir spätestens durch die Corana-Pandemie gelernt. Soweit es die Bausubstanz hergibt, werden größere Einheiten geschaffen, die variabel unterteilbar sind. Dadurch entstehen jedoch keine Großraumbüros.

Können die Baumaßnahmen auch zu Veränderungen, beispielsweise hin zu einer besseren Kommunikation, zu effizienteren und schlankeren Arbeitsprozessen führen?

Blum: Das Thema Kommunikation spielt bei der Gestaltung der Räumlichkeiten eine große Rolle. Begegnungsflächen, Kommunikations- und Sozialräume sind im Sanierungskonzept vorgesehen. Das erfordert schon die zunehmende Arbeit in abteilungsübergreifenden Projekten.

Schafft die umfassende Sanierung auch Voraussetzungen für eine weitere Digitalisierung der Verwaltungszentrale der bayerischen Protestanten?

Blum: Ja, wenn es um die installierte Netzwerktechnik und die Anschlussmöglichkeiten sowie die Datensicherheit durch eigene im Gebäude vorhandene Serverzentralen geht.  Darüber hinaus muss die Digitalisierung eher durch das Denken, die Arbeitsweise und die Gestaltung der Prozesse vorangetrieben werden.

Wann rechnen Sie mit einem Ende der Sanierung? Wie läuft der Betrieb in der Zwischenzeit?

Blum: Für die Sanierungsphase wurde vor zwei Jahren ein Gebäude in der Löwengrube angemietet, in dem derzeit gut 100 Mitarbeitende des Landeskirchenamtes arbeiten. Das Gebäude Nr. 11a ist bereits saniert. Im Sommer wird das Gebäude Nr. 11 fertiggestellt werden. Dann ziehen die Mitarbeitenden aus dem Bischofsgebäude um und die Sanierung von Nr. 13 beginnt. Wir rechnen mit dem Abschluss der Sanierungsarbeiten im Jahr 2023.