Der Nikolaus soll Kinder beschenken und ihnen ein positives Gefühl geben, statt sie wie früher zu verängstigen - diesem Grundsatz folgt Jürgen Kienlein, der seit seiner Jugend auf Anfrage die Sagenfigur im roten Mantel verkörpert. "Jedes Kind soll diese Erinnerung liebevoll im Herzen behalten", sagt der Pädagoge dem Sonntagsblatt.

Mit vier Kollegen ist der 55-Jährige ab November von Familien, Kindergärten oder für Betriebsfeiern zwischen Erlangen und Weißenburg buchbar. Dabei geht er einfühlsam auf die Kinder zu.

Nikolaus aus Leidenschaft

"Wenn ich reinkomme und die Kinder kleiner sind, vielleicht auch etwas ängstlich und das noch nicht kennen, gehe ich erst einmal auf die Knie", sagt Kienlein. Dann dürfen die Kleinen von sich erzählen. "Wie ist es so im Kindergarten? Was mögen sie für Musik? Was wissen sie denn schon über den Nikolaus? Ich interessiere mich einfach für sie."

Ist die Stimmung gelockert, wird aus dem goldenen Buch vorgelesen, was das Kind gut kann und wofür es Lob verdient. Hin und wieder gibt es auch etwas, das noch besser laufen könnte: beim Zähneputzen oder Zimmer aufräumen zum Beispiel.

"Die Kinder wissen es meistens selber ganz genau, was da ist."

Nachfrage nach Nikolaus sinkt

Für Kienlein birgt es seine ganz eigene Magie, wenn jedes Jahr aufs Neue die Kinderaugen anfangen zu strahlen, wenn er als Nikolaus Lob und Geschenke verteilt. Trotzdem stellt er seit einigen Jahren fest, dass die Nachfrage nach Nikolaus und Weihnachtsmann sinkt.

"Die Tradition stirbt langsam aus. Dieses Jahr habe ich zum Nikolaus keinen einzigen neuen Auftrag bekommen, ich gehe nur zu Stammkunden. Viele wissen gar nicht mehr, dass es das Angebot gibt."

Umso mehr freut er sich, wenn ihn Menschen, die er selbst schon vor vielen Jahren besucht hat, für ihre eigenen Kinder anfragen. "Es ist echt schön, wenn man sieht, dass diese Tradition fortgeführt wird."