Fast 80 Jahre nach der Zerstörung ihrer Synagoge durch die Nationalsozialisten erhält die jüdische Gemeinde Regensburg ein neues Gotteshaus: Der Rohbau der neuen Synagoge ist fertig. Für Zentralratspräsident Josef Schuster schließt sich damit "ein Kreis, wenn an einem historischen Ort, an dem einst eine Synagoge stand und jüdisches Gemeindeleben blühte, das durch die Schoah vernichtet wurde, nun nach so langer Zeit das Richtfest für eine neue Synagoge gefeiert wird".

Richtfest für Synagoge in Regensburg

Gemeindemitglieder, Förderer, Geldgeber und Freunde der jüdischen Gemeinde feierten gemeinsam das Richtfest des fünf Millionen Euro teuren Neubaus. Weil er nationales Städtebauförderungsprojekt ist, zahlte die Bundesregierung 3,3 Millionen Euro an Zuschüssen. "Das ist nicht selbstverständlich, dass ein jüdisches Gebäude diese Zuschüsse erhält", sagte Schuster.

Entstanden ist ein moderner Neubau, entworfen vom Team des Berliner Architekten Volker Staab. Das neue Gotteshaus befindet sich auf dem Grundstück, auf dem früher die Regensburger Synagoge stand, inmitten der Altstadt und unweit des Doms.

Gemeindezentrum hat die NS-Zeit überstanden

Direkt an den Neubau schließt sich der Altbau des Gemeindezentrums an. Der hatte die NS-Zeit überstanden. Hier befinden sich unter anderem Büros und Versammlungsräume der Gemeinde. Der Altbau wird für 2,5 Millionen Euro saniert. Für die Hälfte muss die jüdische Gemeinde selbst aufkommen, den Rest übernimmt der Freistaat Bayern. Auch Regensburger Bürger und Förderer spendeten eine Summe von bisher 750.000 Euro für den Bau des neuen jüdischen Zentrums.

Ein Traum sei für sie in Erfüllung gegangen, sagte Ilse Danziger, die Vorsitzende der jüdische Gemeinde. "Im Vertrauen auf eine friedliche Zukunft in dieser Stadt" sehe man nun der Fertigstellung des Projekts entgegen. Das neue jüdische Zentrum beherbergt unter anderem einen großen Gemeindesaal, eine Bibliothek und ein Café und signalisiere damit "Offenheit hin zur Stadt und ihren Bürgern".

Bürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer: Jüdisches Leben findet in der Stadt sein Zentrum

Als "einen Tag von historischer Bedeutung" bezeichnete auch Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) das Richtfest. Es sei ein Zeichen dafür, "dass jüdisches Leben in der Mitte der Stadt sein Zentrum findet". Vor 20 Jahren hätten etwa 100 Juden in der Stadt gelebt, jetzt zähle die jüdische Gemeinde 1.000 Mitglieder.

Als "längst überfällig" bezeichnete Regierungspräsident Alex Bartelt (CSU) den Neubau der Synagoge. Fast 80 Jahre lang habe "eine Wunde in der Stadt" geklafft. "Der Neubau einer Synagoge hätte früher geschehen können."

Jüdische Gemeinde ist älteste in Bayern

Jüdisches Leben in Regensburg geht bis auf das 10. Jahrhundert zurück. Die jüdische Gemeinde ist damit die älteste in Bayern.

Am Platz der heutigen Synagoge am Brixener Hof wurde 1912 schon einmal eine Synagoge errichtet. Sie überlebte nur 27 Jahre. In der Reichspogromnacht vom 9./10. November 1938 wurde sie niedergebrannt und zerstört, die Juden auf die Straße getrieben, jüdische Geschäfte demoliert und geplündert. Die jüdische Bevölkerung wurde auf den Polizeirevieren gefangen gehalten. Für viele von ihnen endete der Weg in der Gaskammer eines Konzentrationslagers. Seit dieser Zeit gab es in Regensburg keine Synagoge mehr.

Eingeweiht werden soll die neue Synagoge im Februar 2019 - zu einem geschichtsträchtigen Datum. Denn 1519, 500 Jahre zuvor, wurden nach einem Judenpogrom die mittelalterliche Synagoge und das damalige jüdische Viertel der Stadt auf dem heutigen Neupfarrplatz zerstört.