Wolfgang Grebenhof hatte genug von "diesen normalen Urlaubsreisen: Hier die Touristen, dort die Einheimischen, beide haben kaum Berührungspunkte." Der Journalist, Gewerkschafter und Autoschrauber wollte schon lange an einer Benefiz-Rallye teilnehmen. Aber weil die meisten nach Afrika führen und es ihm dort zu heiß ist, wurde nichts draus – bis er 2016 von der Rallye in die tadschikische Hauptstadt Duschanbe hörte. Auf der Kirchweih in seinem Wohnort Wieseth sprach er seinen Kumpel "Hoppel" darauf an. "Klar, mach mer", sagte Norbert Dinkel.
Teams aus mindestens zwei Fahrern müssen in dreieinhalb Wochen von München nach Tadschikistan kommen. Das Auto bleibt dort und wird für einen guten Zweck versteigert. Außerdem muss jedes Team zuvor 750 Euro Spenden für Caritas International sammeln – die Hilfsorganisation unterstützt in Duschanbe Hausbauten. Bei der Rallye geht’s nicht um Zeit oder Schnelligkeit, der Weg ist das Ziel. Die Teams sollen Zeit haben, Land und Leute kennenzulernen – beim Sightseeing oder wenn sie eine Werkstatt für ihr Auto suchen.
Abenteuer für westliche Wohlstandsbürger
Die Route legen die Teilnehmer selbst fest. Grebenhof und Dinkel fahren über Österreich, Ungarn, Rumänien sowie Bulgarien in die Türkei. Von dort aus geht es nach Georgien, Russland, Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan und schließlich nach Tadschikistan. Die Straßen und Wege dort werden "sicher nicht immer so komfortabel sein", sagt Grebenhof: "Aber genau das wollten wir zwei: ein bisschen Abenteuer für uns westliche Wohlstandsbürger."
Dinkel war vor Jahren schon mal mit dem Motorrad in Indien unterwegs: "Das war eine so tolle Erfahrung." In Dörfern, wo nur alle zehn Jahre mal ein Weißer erscheint, wurde er immer freundlich aufgenommen."
Das hoffen die beiden auch für ihre Tour: "Wenn wir unser Zelt aufschlagen, wird sich der Kontakt mit den Einheimischen schon ergeben", ist sich Grebenhof sicher. Und zwar spätestens, wenn "Don Vito", ihr alter Mercedes-Bus, ein Ersatzteil braucht.
"Wo kein TÜV, da nicht so schlimm"
Beide Männer sind überzeugt, dass sie mit ihrem Vito bis nach Duschanbe kommen. "Mechanisch lässt sich alles reparieren", sagt der Hobby-Schrauber. Und wenn das passende Mercedes-Ersatzteil nicht vorhanden sei, nehme man eben eins von VW oder sonst wem: "Wo kein TÜV, da nicht so schlimm", lacht er schallend: "Nur die Elektronik sollte halten!"
Schon die Geschichte der Bus-Beschaffung rührt: Grebenhof und Dinkel haben sich monatelang nach einem günstigen und noch fahrtauglichen Kleinbus umgeguckt. "Sehr schwierig", sagt der Journalist. Alles, was für deutsche Kunden zu alt sei, werde ins Ausland verschifft. "Also genau unsere Preisklasse", erinnert er sich.
Dann wurde er im Internet doch fündig – Punks musterten ihren Bandbus aus. "Die hatten jeden Penny nötig", sagt Grebenhof. Und trotzdem verschenkten die Jungs ihren Vito, wegen der guten Sache. Grebenhof schweißte ihn wieder zusammen, ein örtliches Autohaus möbelte ihn für Materialkosten auf.
Punks, Balkan-Pop und Caritas
"Wir wollten unbedingt mit einem kleinen Bus nach Tadschikistan, denn die werden dort dringend gebraucht", erzählt Grebenhof. Die beiden gehen davon aus, dass die Caritas "Don Vito" in Tadschikistan nicht versteigert, sondern selbst benutzt. Damit der Bus nicht leer fährt, wird er vor dem Start vollgepackt mit Kleiderspenden, einem Defibrillator und Sportartikeln. Zurück kommen die beiden per Flugzeug.
Der Spaß soll nicht zu kurz kommen, davon zeugt schon der Teamname "The Booze Brothers" – eine Reminiszenz an die legendären Blues Brothers, hier in der Bedeutung von "Saufbrüder".
"Passt doch", sagt Grebenhof: "In manchen Ländern auf unserer Route darf man vielleicht gar nicht nüchtern hinters Steuer." Statt Blues wird aber eine andere Bordmusik erschallen: Balkan-Pop, dreieinhalb Wochen lang.