An ihrem Namen kann der Kundige ablesen, um den wievielten evangelischen Kirchenbau in München es sich bei der St. Johanneskirche am Preysingplatz handelt. Matthäus, Markus, Lukas, Johannes – so lautet im Neuen Testament die Reihenfolge der Evangelisten. Und genau in dieser Reihenfolge haben Münchens Protestanten ihre ersten vier Kirchen in bayerischen Landeshauptstadt benannt: Auf St. Matthäus in der Sonnenstraße (1833) folgten St. Markus in der Gabelsbergerstraße (1877) und St. Lukas am Mariannenplatz im Lehel (1892). 1889 wurde St. Johannes in Haidhausen eingeweiht - als Provisorium.

Im Zuge der Industrialisierung war im 19. Jahrhundert die Bevölkerung der Stadt München sprunghaft angewachsen. Vor den Toren der Altstadt wurden neue Stadtviertel gegründet. Teilweise wurden dabei frühere dörfliche Strukturen überbaut. Auch rechts der Isar, im früheren Haidhausen, setzte in der Gründerzeit nach 1870 eine rege Bautätigkeit ein. 1875 wohnten rechts der Isar 1.307 Protestanten, zehn Jahre später waren es schon 2.567.

Evangelische Kirche St. Johannes in München

Nach einem ersten evangelischen Gottesdienst in Haidhausen im Jahre 1887 schlossen sich evangelische Bürger zu einem "Protestantencomité" zusammen. Sie forderten einen eigenen Pfarrer für die Protestanten rechts der Isar. Und sie sammelten Geld für einen Kirchenbau. Als Geistlicher kam Vikar Dr. Georg Glungler im Jahre 1888. Der Bauplatz stand auch schon bald fest: Die vierte evangelisch-lutherische Kirche in München sollte auf dem Preysingplatz errichtet werden. Zunächst behalf man sich auf diesem Grundstück mit einer rasch errichteten Notkirche. Von 1889 an feierten die Protestanten in Haidhausen dort ihre Gottesdienste.

Am 1. Januar 1900 wurde St. Johannes ein eigener Pfarrbezirk, mit Georg Glungler als Pfarrer. Im selben Jahr eröffnete das Protestantencomité im Gebäude Wörthstraße 20 eine "Kinderbewahranstalt", in der zeitweise bis zu 200 Kinder betreut wurden. 1906 konstituierte sich der "Protestantische Krankenpflegeverein München Ost e.V."

1912 konnte man schließlich das Büro von Albert Schmidt mit der Planung einer dauerhaften Kirche beauftragen. Er hatte außer der Münchner Hauptsynagoge auch schon die Nachbarkirche St. Lukas geplant.

Johanneskirche in Haidhausen: Backsteinbau auf Kiesgrube

Die St.-Johannes-Kirche wurde als Backsteinbau in neoromanischer Formensprache errichtet.

Am 29. Juni 1913 erfolgte die Grundsteinlegung. Besondere Schwierigkeiten bereitete die Fundamentierung der Kirche. Der Bauplatz war eine ehemalige Kiesgrube, ausgefüllt mit allerlei Schutt. Dieser musste ausgegraben und fortgeschafft werden. Die Grube wurde neu befüllt und anschließend mit Beton ausgegossen. Zusätzlich wurden mit Beton befüllte Eisenrohre von 20 cm Durchmesser und 3–5 m Länge zur Stabilisierung in den Boden gerammt. Allein das Turmfundament wird von 60 derartigen Pfählen gestützt.

Am 2. April 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, wurde die Kirche feierlich eingeweiht.

Ein prominentes Mitglied des Kirchenvorstands von St. Johannes war von 1920 an Wilhelm Freiherr von Pechmann.

Schäden durch den Krieg

Am 7. Januar 1945 riss eine Sprengbombe die Nordostseite der Kirche auf. Die Gottesdienste wurden bis zum Kriegsende ins Gemeindehaus Wörthstraße 20 verlegt. Etwa ab 1948 war die Kirche wieder aufgebaut und regelmäßig für Sonntagsgottesdienste benutzbar.

1982/83 wurde die St.-Johannes-Kirche grundlegend renoviert und dabei auch umgebaut. Mit der Leitung der Maßnahme war das Münchner Architekturbüro Steinhauser und Gräfe beauftragt. Die leitende Grundidee: Die Kirche sollte zugleich die Gemeinderäume in sich aufnehmen. Der Gottesdienstraum wurde dazu verkleinert. Nebenräume wurden durch Glaswände mit Schiebetüren abgetrennt. Die neugeschaffene "Wohnkirche" fand auch überregional große Beachtung.

Als 1999 eine Renovierung der Heizung anstand, wurde in die Kirche ein Blockheizkraftwerk eingebaut.

Orgel und Glocken: Firma Maerz und Firma Schilling

Die ursprüngliche Orgel wurde von der Firma Maerz und Sohn (Inhaber Schönle) gebaut. Sie hatte 32 klingende Register. Nachträglich und aus praktischen Erwägungen wurde der Spieltisch ins Kirchenschiff verlagert, wo er sich heute noch befindet. Die Orgel wurde 1945 durch Fliegerbomben völlig zerstört. Das Nachfolgemodell wurde 1953/54 von der Firma Steinmeyer gebaut. Erst 1957 wurde die Orgel auf die heutige Größe ergänzt. Dem Spieltisch wurde ein 2. und 3. Manual hinzugefügt.

Die ursprünglichen Glocken wurden von der Firma Schilling in Apolda gegossen. Noch in der Kriegszeit musste die nagelneue größte Glocke für militärische Zwecke abgegeben werden. Nach dem Krieg wurde eine neue große Glocke gegossen. 1940 mussten alle vier Glocken abgeliefert werden. Sie konnten erst 1961 aus Spendenmitteln ersetzt werden. Das gegenwärtige Geläute stammt von der Firma Czudnokowsky in Erding und ist in E-Dur (e' - fis' - gis' - h') gestimmt. Am Heiligen Abend 1961 fand die Glockenweihe statt.

Kirchliches Leben in St. Johannes in München

Mehrere Schwerpunkte kennzeichnen das Gemeindeleben der St.-Johannes-Gemeinde:

In der Kirchenmusik konnte seit 1980 KMD Andreas Hantke die Gemeinde prägen. Vor allem mit seiner Singschule und den Kinderchören hat er sich bundesweit einen Namen gemacht. Weiterhin gründete er den renommierten "Kantatenchor München" und das Bläserensemble "Preysing Brass". Seit September 2009 ist Andreas Hantke Kantor der Christuskirche in München-Neuhausen/Nymphenburg.

Jeden Mittwoch ist Meditationstag in St. Johannes. Monatlich findet das Jesusgebet statt. Es gibt Einkehrtage und Exerzitien. Der Meditationsraum der Kirche wird darüber hinaus von anderen Gruppen für Seminare und Kurse verwendet. Die Meditationsarbeit von St. Johannes ist traditionell mit dem Zentrum für Meditation in Schloss Altenburg verbunden.

Kurzbeschreibung St. Johannes in München

An ihrem Namen kann der Kundige ablesen, um den wievielten evangelischen Kirchenbau in München es sich bei der St. Johanneskirche am Preysingplatz handelt. Matthäus, Markus, Lukas, Johannes – so lautet im Neuen Testament die Reihenfolge der Evangelisten. Und genau in dieser Reihenfolge haben Münchens Protestanten ihre ersten vier Kirchen in bayerischen Landeshauptstadt benannt: Auf St. Matthäus in der Sonnenstraße (1833) folgten St. Markus in der Gabelsbergerstraße (1877) und St. Lukas am Mariannenplatz im Lehel (1892). 1889 wurde St. Johannes in Haidhausen eingeweiht.

 

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