Wegen der Corona-Pandemie sind alle Veranstaltungen mit vielen Menschen abgesagt, damit sich das Virus nicht weiterverbreiten kann. Davon betroffen waren auch die Gottesdienste über viele Wochen hinweg. Wirklich alle? In einem kleinen Dorf südlich von Nürnberg hatte Pfarrer Bernhard Winkler eine Idee:

"Die Idee zu einem Drive-in-Gottesdienst ist entstanden aus einem Gespräch mit meiner Sekretärin. Sie erzählte von einem Zeitungsbericht, dass jetzt wieder Autokinos im Kommen seien und dann haben wir das weitergesponnen und sind beim Gottesdienst mit dem Auto gelandet."

Klingt eigentlich ganz einfach – aber so war es dann doch nicht, denn es gab eine ganze Menge zu organisieren, etwa die vielen Genehmigungen vom Ordnungsamt, Gesundheitsamt und der Polizei:

"Ein bisschen Bammel hatten wir schon, aber dann hat es ganz gut geklappt. Wir hatten im Vorfeld einen guten Plan, wie die Autos zu stehen haben. Wir haben dann mit Lautsprechern gearbeitet, die mit langen Kabeln über den ganzen Parkplatz verteilt waren. Die Autokinos machen das über eine Radiofrequenz, aber es hätte viel Geld gekostet, eine Lizenz zu erwerben. Und dann hat mir ein Gemeindeglied so einen Montagekorb, den man normalerweise an einen Traktor vorne dranbaut, hingestellt. Das war dann sozusagen mein Altar. Ich konnte über alle Autos hinwegsehen."

Um alle Besucher, isoliert in ihren Autos, mit in den Gottesdienst einzubinden, hatte sich Bernhard Winkler etwas Besonderes einfallen lassen: 

"Wir haben keine Glocken, dann habe ich mir gedacht, Sie haben alle eine Hupe, dann fangen wir doch einmal unseren Gottesdienst an mit einem gemeinsamen Hupen."

Dann folgte ein langes Hupkonzert: "Beim ersten Mal hab ich noch gedacht, warum hören die nicht auf zu hupen? Aber es war wohl so, dass einige Kinder in den Autos saßen, die dann mal mit auf die Hupe drückten und so hatten wir während des ganzen Gottesdienstes immer einen guten Sound mit dabei."

Der Auto-Gottesdienst – ein völlig neues Erlebnis, nicht nur für Pfarrer Bernhard Winkler. Doch in der momentanen Situation bieten die Autos den Menschen einfach den nötigen Schutz. Und das Bedürfnis nach einem Gottesdienst war offensichtlich da, der Parkplatz war rappelvoll:

"Und das zeigt einfach das Bedürfnis nach Gemeinschaft, dieses Gefühl miteinander zu sein und nicht nur alleine in seinen Häusern und Wohnungen zu sitzen."

Die Menschen suchen in diesen Tag nach Halt und Gemeinschaft. Passend dazu predigte Pfarrer Winkler vom guten Hirten:

"Der gute Hirte, eine Person, identifiziert mit Jesus Christus, der eben in besonderer Weise Schutz, Fürsorge, aber auch Leitung und Orientierung darstellt. Und das ist, glaube ich, was wir momentan auch am allernötigsten brauchen."

Inzwischen haben bereits viele Kollegen bei Bernhard Winkler angerufen und sich nach den Details zu einem Autogottesdienst erkundigt. Die Idee macht also die Runde.

"Wir werden auch in der Nachbargemeinde einen solchen Gottesdienst anbieten und ich freue mich, wenn möglichst viele Leute kommen und Spaß haben und wir alle mal gemeinsam für den lieben Gott auf die Hupe drücken."

Auch wenn seit dem 4. Mai wieder Gottesdienste gefeiert werden dürfen, sind die Auflagen so hoch, dass Drive-in-Gottesdienste vielleicht auch weiterhin erst einmal eine gute Alternative bleiben. 

Die nächsten Drive-in-Gottesdienste finden am 10. Mai um 18 Uhr am Kreisverkehr zwischen Winkelhaid und Altdorf und an Himmelfahrt um 18 Uhr in Burgthann auf dem Rewe-Parkplatz statt. Wer den Gottesdienst in Burgthann anschauen möchte, kann das hier tun.

Von der Drive-in-Idee begeistert: Jetzt auch in Kirchensittenbach bei Hersbruck

Wer am 10. Mai in Kirchensittenbach bei Hersbruck den Gottesdienst mitfeiert, kann Lieder so laut und so falsch mitsingen wie er will. Denn die Gemeindemitglieder sitzen gemütlich in ihren Autos, die sie auf den Terrassenparkplatz unterhalb der Schule gefahren haben. Der evangelische Pfarrer Ekkehard Aupperle hofft, dass mehr Leute kommen, die sonst nicht kommen.

Diese Hoffnung könnte sich erfüllen. Denn im nahen Burgthann war für die Auto-Feier eine Woche zuvor fast keine Werbung nötig. Die Corona-Krise habe bewirkt, dass die Kirchengemeinden ein Stück aus der Kirche herausgehen, sagt Winkler. Jüngere Menschen hätten Schwierigkeiten mit dem Ort Kirche, darauf müsse man sich einstellen.

Drive-In-Gottesdienst wollen auch drei Gemeinden bei Schweinfurt am Himmelfahrtstag feiern. Pfarrerin Corinna Bandorf freut sich, die Idee in Niederwerrn umsetzen zu können. Die Leute würden miteinander jeder in seinem Fahrzeug feiern, sagt sie, und laut singen im Auto, das macht man ja ohnehin.