Für drei Wochen erstrahlt der Münchner Königsplatz in einem besonderen Glanz: Zum 11. November 2018 lässt der Künstler Walter Kuhn dort mehr als 3.000 rote Mohnblumen erblühen. Das spektakuläre Kunstprojekt im Rahmen der Münchner Friedenswoche soll an die Opfer aller Kriege erinnern, erklärten die Veranstalter am Montag in München.

In vielen englischsprachigen Ländern werden am "Poppy Remberance Day" rote Mohnblumen am Revers getragen, um an die Opfer der Kriege zu erinnern. Mit der Aktion auf dem Königsplatz solle um Verzeihung und Versöhnung gebeten werden für das, was "Deutsche an Leid und Zerstörung in der Vergangenheit zu verantworten haben", erklärte der Künstler.

Die Aktion sei auch eine "stille Demonstration" gegen "die noch immer stattfindenden Heldengedenkfeiern rechtslastiger Traditionsverbände mit militärischem Gepränge und klingendem Spiel", so Kuhn. Gerade in einer Zeit zunehmender globaler Aufrüstung und wieder aufkeimenden revanchistischen Gedankenguts setze diese "ästhetische Intervention" ein Zeichen.

Mohnblumen aus Kunstseide

Für die Installation "Never again – 3.000 Mohnblumen auf dem Königsplatz" stellt Walter Kuhn auf den vier großen Schotterflächen des Platzes hüfthohe Mohnblumen aus Kunstseide auf. Die Blumen sind an Drähten befestigt und sollen sich im Wind bewegen. Beim Aufbau wird der Künstler von Schülerinnen und Schülern der Städtischen Anita-Augspurg-Berufsoberschule sowie syrischen und afghanischen Geflüchteten unterstützt.

Modell Mohnblume Königsplatz
Walter Kuhn: Modell seiner Mohnblumen für den Königsplatz.

Rahmenprogramm zur Aktion "Never again"

Das Kunstprojekt wird begleitet durch verschiedene Veranstaltungen. Auf dem Königsplatz wird ein schwarzer Container aufgebaut. Dort sind Videos zu sehen, auf denen Schülerinnen und Schüler der Anita-Augspurg-Berufsoberschule Texte zu Frieden, Versöhnung und Widerstand lesen.

Die Kunstinstallation wird um 11. November um 11 Uhr vom Künstler Walter Kuhn und dem Kulturreferenten Hans-Georg Küppers eröffnet. Es singen der Syrische Friedenschor und der Gewerkschaftschor Quergesang. Weitere Redner sind der ICAN-Friedensnobelpreisträger 2017 Martin Hinrichs sowie Ernst Grube, der Präsident der Lagergemeinschaft Dachau.

Patinnen und Paten konnten im Vorfeld Blumen erwerben und nach Abschluss der Aktion ab 3. Dezember mitnehmen. Die 80.000 Euro Projektkosten konnten dadurch inzwischen abgedeckt werden, so die Veranstalter.

 

Zur Person: Walter Kuhn

Walter Kuhn ist 1946 geboren und in Nürnberg aufgewachsen. Seit 1976 lebt Kuhn in München. Bekannt wurde Kuhn durch seine Aktion "Urbane Transhumanz" aus dem Jahr 2015, bei der er skulpturale Schafherden auf dem Münchner Olympiaberg installierte und an verschiedene Orte der Stadt aufstellte, um auf die Situation von Flüchtlingen aufmerksam zu machen. Seither werden die Erlöse seiner Aktionen über die Stiftung Kolibri zur Unterstützung von Flüchtlingen verwendet.

Münchner Friedenswochen

Die Friedenswochen stehen 2018 unter dem Motto "Krieg 3.0 ? - Sicherheit neu denken!" Mit diesem Motto soll angesichts der Eskalation vorhandener Konflikte auf die drohenden Gefahren eines dritten Weltkrieges aufmerksam gemacht werden. Daneben soll die weltweite Aufrüstungsspirale, die sich auch in den Finanzplänen für den Verteidigungshaushalt Deutschlands widerspiegelt, kritisch hinterfragt werden. Ein weiterer Fokus liegt in der zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung kriegerischer Waffen wie Drohnen und Roboter oder Formen von Cyberwar, um Kriege leichter führbar zu machen.

Das gesamte Programm kann hier abgerufen werden.