Ostern ist zwar schon vorbei, aber die Osterbotschaft von Wirtschaftsminister Robert Habeck klingt mir noch in den Ohren. Wie sehr willst du das Thema verfehlen? Habeck: Ja. 

Wie viele andere Politiker*innen nutzt auch der Bundeswirtschaftsminister das Osterfest, um eine Botschaft zu senden. Das ist nicht ungewöhnlich, schließlich ist es das wichtigste christliche Fest. Ein netter Gruß an die Wählerschaft, wer hätte etwas dagegen? Dass der inhaltliche Bezug zum eigentlichen Anlass, der Kreuzigung, dem Tod und der Auferstehung Jesu, eher gering ist, ist ebenfalls handelsüblich und meiner Meinung nach zu verschmerzen. 

Rede an die Nation statt Ostergrüße

Ein banaler Ostergruß aus dem Munde eines Politikers stört niemanden. Doch statt es bei ein paar harmlosen Ostergrüßen zu belassen, verknüpft Habeck seine Osterbotschaft mit politischen Anliegen. Er verweist auf das Thema Frieden, was angesichts der Tradition der Ostermärsche auch nicht ungewöhnlich ist. 

Ungewöhnlich ist jedoch, dass der Vizekanzler aus seiner Osterbotschaft eine knapp zehnminütige Rede an die Nation macht. Eine Rede, in der er altbekannte Argumente für Waffenlieferungen an die Ukraine wiederholt und angesichts der militärischen Bedrohung Europas durch Putin eine kriegsbereite Bundesrepublik fordert. 

Habecks Botschaft lautet also in etwa: Wer den Frieden will, muss sich auf den Krieg vorbereiten. Eine Position, für die es sicherlich gute politische Argumente gibt, ebenso wie es Gründe gibt, sie abzulehnen. Eins ist jedoch unbestreitbar: Mit der Botschaft des Osterfestes ist sie absolut unvereinbar. Ja, es grenzt geradezu an einen Missbrauch des christlichen Festes, es zum Anlass für eine solche Rede zu nehmen. 

Ostern steht für das Gegenteil von Habecks Rede

Denn Jesus am Kreuz, Tod, Auferstehung – das steht für das genaue Gegenteil von dem, was Habeck predigt. Für Hingabe an den Glauben, ja, für Selbstaufgabe. Das kann einem gefallen oder nicht, aber es ins Gegenteil verkehren zu wollen, ist unverschämt. 

Genauso unverschämt und anmaßend wäre es, den Ukrainer*innen zu empfehlen, wie Jesus es in der Bergpredigt fordert, die andere Wange hinzuhalten. Vielleicht sollte man aber auch einfach darauf verzichten, spirituelle Feste mit einer politischen Agenda aufzuladen.

Die Osterbotschaft steht für sich, sie wird nicht im Verteidigungsausschuss des Bundestages verhandelt und bedarf auch nicht der Zustimmung des Bundesrates. Sie steht über den Dingen. Und wer sie für seine Zwecke missbrauchen will, sollte noch einmal in sich gehen. Denn es gibt sicher bessere Gelegenheiten, über die richtige Verteidigungspolitik Deutschlands zu diskutieren. 

Kommentare

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Brigitte Spuller am Mo, 08.04.2024 - 22:34 Link

Lieber Herr Marquart,
wir stimmen Ihrem Kommentar zu und freuen uns immer wieder über Ihre Berichte und Kommentare. Wir haben auch mal "grün" unterstützt, können uns aber mit dem Narrativ "zum Frieden durch Krieg und immer mehr Waffen" nicht anfreunden. Wir glauben, es braucht noch viel mehr Bemühungen, Kreativität und Energie für friedliche Formen der Konfliktklärung in der Ukraine, in Palästina und anderswo!
Beste Grüsse!

VOIT-Orgel am Mo, 08.04.2024 - 05:20 Link

Offen gestanden hätte ich mir die Habeckrede nicht angesehen und/oder angehört, wenn das Wort "..eine Frechheit.." nicht in der Überschrift des obigen Artikels gestanden hätte. Nein, ich halte diese Rede nicht für eine Frechheit, sondern für eine erhellende Offenbarung eines Menschen, der, wenn er Ostern hört, sicher eher an Ferien und Ostereier denkt, als an Karfreitag und Ostersonntag, geschweige denn an einen Gottesdienstbesuch an den beiden Feiertagen. Ich bin sicher,ein Richard von Weizäcker, ein Joachim Gauck oder ein Johannes Rau hätten keine Probleme gehabt , eine Osterbotschaft zu erzeugen, in der die politische Botschaft Habecks zur Ukraine und die Osterbotschaft der Christenheit auf eingängige Weise miteinander verbunden wären. Und da hätte Habeck am Schluss seiner Rede auch einfach nur die EKG/362/ erste Strophe aufsagen brauchen: Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen, er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen, der alt böse Feind, mit Ernst er´s jetzt meint, groß macht und viel List sein grausam Rüstung ist, auf Erd ist nicht seins gleichen.

Philobiker am Mo, 08.04.2024 - 15:41 Link

Ich halte die Rede auch nicht für eine Frechheit. Selbst wenn damit implizit eine Bewerbung als Kanzlerkandidat einhergeht. So etwas hätte man sich vom amtierenden Bundeskanzler gewünscht!

Oliver Marquart am Mo, 08.04.2024 - 16:45 Link

Mein Problem mit der Rede ist weniger ihr Inhalt. Meinetwegen ist sie auch kanzlertauglich. Aber der Anlass Ostern ist, wie ich im Artikel darlege, meiner Ansicht nach nicht passend für das Thema, schon gar nicht in dieser Form. Ich würde mir allgemein wünschen, dass Politiker*innen nicht versuchen, ihre Botschaften religiös aufzuladen.