Sabine Straub wirbelt durch ihr Atelier. Sie holt noch schnell den Staubsauger, flitzt von einer Ecke in die andere und schenkt nebenbei ihren Besuchern eine Tasse Tee ein. Auch die Gummibärchen stehen bereit zum Verzehr – davon hat sie immer viele vorrätig und lockt damit auch gerne die Bewohner der Nachbarateliers zu sich. Dann kann es losgehen: Beim Atelierbesuch 2016 antwortet die Künstlerin den Besuchern und dem Evangelischen Presseverband für Bayern e.V. offen und ehrlich auf alle Fragen.
Momentan fließt das kreative Herzblut von Sabine Straub in ein Projekt für die Pfarrkirche Vorra. Anhand eines maßstabsgetreuen Modells aus Styropor erklärt die Bildhauerin, wie ihre Ideen zur Gestaltung von Ambo, Taufstein und Kanzelaufstieg entstehen und wie sie umgesetzt werden sollen. Orientiert hat sie sich an einem Herrschaftschörlein, der vergittert hinter einem Rankenwerk in der Kirche sitzt. Dieses Ornament hat sie aufgenommen und als Schmuckmuster für die Neugestaltung übertragen. Hinter das Ornament setzt sie in einigem Abstand ein zweites Blech und schafft somit Plastizität. Ambo, Taufstein und Kanzel werden neu eingekleidet, bleiben aber Teil der Kirche.
Straub möchte keine offensichtlichen Brüche schaffen, die irritieren, wenn sie einen Raum gestaltet. Vielmehr sucht sie nach bereits vorhandenen Strukturen sowie Rhythmen, die sie aufgreift. "Ich lasse den Raum auf mich wirken", sagt sie und fügt hinzu: "Jede Kirche braucht ihre eigene Ausstattung und keine Kopie einer Form, die ich schon einmal geschaffen habe". Modell Pfarrkirche Vorra bei Hersbruck.
Sabine Straub bekommt zahlreiche Stipendien
Straub ging nach ihrem Abitur in Regensburg an die Universität der Künste in Wien, verbrachte ein Auslandssemester in London und ging ab 1988 auf die Hochschule für Gestaltung in Pforzheim, ehe sie 1991 ihr Diplom abschloss. Seitdem führten sie Stipendien nach Frankreich und in die USA, sie gewann den Debütanten-Preis des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst sowie den Förderpreis der Kulturstiftung Annelies und Gerhard Derriks. Heute arbeitet sie in einem Atelierhaus im Münchner Osten - und ist zufrieden mit ihrem Dasein als Künstlerin.
"Ich hatte auch viel Glück", sagt Straub. "Anfang dreißig hatte ich es geschafft, wirtschaftlich unabhängig zu sein. Das schenkt mir Spielraum und gibt mir die Möglichkeit, in dem Rahmen zu arbeiten, den ich mir vorstelle". Selbstverständlich ist das nicht und die Künstlerin weiß, dass es wichtig ist, sich weiterzuentwickeln, um konkurrenzfähig zu sein.
Immer wieder beschäftigt sie sich mit neuen Materialien, Techniken und Medien. Auch der Computer nimmt immer mehr Raum bei ihrer Arbeit ein. Am PC kann sie Modelle überarbeiten, Visualisierungen erstellen und mithilfe von 3D-Programmen sogar Modelle mit absoluter Präzision drucken lassen. "Aber das muss man natürlich von Fall zu Fall entscheiden, ob man diese formale Strenge möchte - oder nicht doch lieber handgemachte Formen, die Lebendigkeit schaffen, bevorzugt".
Sabine Straub: Biographie und Auszeichnungen
Biographie
1991 Diplom
1988 - 1991 Hochschule für Gestaltung, Pforzheim
1987 St. John Cass, faculty of arts, London
1984 - 1988 Universität der Künste, Wien
1982 Abitur in Regensburg
Preise & Auszeichnungen
2015 Wettbewerbsgewinn Berlin Institute for Medical Systems Biology (BIMSB) in Berlin Arbeitsstipendium im VCCA Virginia Center for the Creative Arts, USA
2010 Förderpreis der Kulturstiftung Annelies und Gerhard Derriks
2008 Arbeitsstipendium des Landes Mecklenburg - Vorpommern im Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop
2006 Atelierförderprogramm des Freistaates Bayern
2004 Stipendium des Landes Schleswig - Holstein im Künstlerhaus Kloster Cismar
2002 Stipendium Künstlergut Prösitz, Sachsen - Anhalt
1999 Atelierstipendium der Landeshauptstadt München
1997 Gastatelier der Tiroler Künstlerschaft, Innsbruck
1996 Arbeitsstipendium des Freistaates Bayern und des Départements Midi-Pyrenées, Frankreich; Stipendium der Stiftung Kulturfonds im Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop Brita - Kunstpreis, Taunusstein
1993 Debütantenpreis des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, Wissenschaft und Künste