Die Stadt Memmingen in Bayerisch-Schwaben will 2025 den 500. Jahrestag der Abfassung der "Zwölf Bauernartikel" groß feiern. Zwar gebe es in der Stadt keine konkreten Gegenstände mehr, die ausgestellt werden können, sagte der bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Bernd Sibler (CSU), vor kurzem in Memmingen. In Absprache mit dem Haus der Bayerischen Geschichte solle aber ein modernes Jubiläumskonzept entwickelt werden.

"Zwölf Bauernartikel": Symbol der ersten Freiheitsbewegung

Mit eingebunden in die Vorbereitungen sind auch die beiden christlichen Kirchen. Eine große Landesausstellung werde es dazu aber wohl nicht geben, es soll ja auch kein "Historienspektakel" werden, sagt der evangelische Dekan Christoph Schieder.

"Wir versuchen, auf Dekanatsebene eine Projektstelle aufzusetzen, die das Jubiläumsjahr mitplant in organisatorischer, aber auch theologischer Hinsicht", sagt der Theologe, der auch Kuratoriums- und Jurymitglied des Memminger Friedenspreises ist.

Schließlich gelten die 1525 in Memmingen verfassten "Zwölf Bauernartikel" als Symbol der ersten großen Freiheitsbewegung der deutschen Geschichte.

Historisches Treffen in Memmingen

Ziemlich genau vor 495 Jahren trafen sich in Memmingen 50 Abgesandte der aufständischen Bauern und formulierten in zwölf Artikeln ihre Forderungen nach Freiheit und Gleichheit. Diese Niederschrift von Menschen-, Religions- und Freiheitsrechten war europaweit die erste ihrer Art und erfolgte nachweislich in der Zunftstube der Kramerzunft am Weinmarkt.

Mit Hilfe des bibelkundigen Kürschnermeisters Sebastian Lotzer und des Predigers Christoph Schappeler formulierten sie in Verhandlungen mit den Landesherren "Freiheitsrechte", verlangten die Aufhebung der Leibeigenschaft der Bauern, freie Jagd und Fischerei sowie freie Pfarrerwahl.

Bei den Obrigkeiten stießen die Forderungen der Aufständischen auf wenig Gegenliebe, die Anliegen wurden vielfach unterdrückt. Im Juli 1525 mussten sich die Bauern in Kempten und 1526 im Schwarzwald endgültig geschlagen geben. Rund 75.000 Opfer soll der zweijährige Bauernkrieg gefordert haben.

"Wir wollen die hohe soziale Sprengkraft dieser Artikel von damals beim Jubiläum ins 21. Jahrhundert transformieren", sagt Schieder.

Schließlich gehe es in den Artikeln um die Freiheit des Einzelnen und um Gleichberechtigung aufgrund der jedem verliehenen Würde, betont der Dekan.

Dies habe auch der frühere Bundespräsident Johannes Rau im Jahr 2000 beim 475-jährigen Jubiläum herausgestellt: Freiheit und Menschenwürde seien auch in heutiger Zeit bedroht, und in vielen Teilen der Welt warteten die Entrechteten, Deklassierten und Ausgebeuteten darauf, dass ihnen Gerechtigkeit widerfährt, sagte Rau damals in der evangelischen St.-Martinskirche.

Bedeutung der Artikel

"Die Bauernartikel sind eigentlich von epochaler Bedeutung", sagt der Vorsitzende des Kuratoriums Memminger Freiheitspreis 1525, Herbert Müller. Die wichtige Botschaft zur Freiheit und Würde des Menschen sei begründet im Evangelium und münde direkt in den Artikel eins des Grundgesetzes, betont Müller.

"Die Memminger Artikel sind auf Dialog angelegt, und nur in Gesprächen und im Dialog kann man Probleme lösen", ist er überzeugt.

Im vergangenen Sommer haben Herbert Müller, Memmingens Oberbürgermeister Manfred Schilder (CSU) und die beiden Dekane Schieder und Ludwig Waldmüller (katholisch) bei Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) die Herausgabe einer Sonderbriefmarke im Jahr 2025 mit dem Wertaufdruck eines Standardbriefs beantragt.

In der Begründung hieß es, dass vor 495 Jahren die abhängigen Bauern die Hoffnungen auf eine bessere Welt zu ihrer Sache machten und mit dem Bauernkrieg von 1525 eines der markanten und spektakulären Kapitel der deutschen Geschichte geschrieben hätten.

Freiheitspreis

Eine Zusage dafür hat es bislang noch nicht gegeben, "aber es soll vermutlich nächstes Jahr darüber entschieden werden, und ich denke, wir haben gute Chancen", sagt Herbert Müller.

In der kommenden Woche solle auch der nächste Preisträger des Freiheitspreises 2021 bekanntgegeben werden. Der Preis wird alle fünf Jahre vergeben, zuletzt erhielt ihn der katholische Missionar und Bischof Erwin Kräutler im Jahr 2016 für seinen Einsatz im Amazonasgebiet.