Der Max-Joseph-Platz ist in München ein Ort, an dem sich verdichtet und der sichtbar macht, was Bayerns Entwicklung zum modernen Nationalstaat ausmachte. Der heutige Platz vor der Oper befindet sich nämlich auf dem Grund des früheren Münchner Franziskanerklosters.

An die damaligen Franziskaner oder vielmehr an die "Bräustatt bey den Franziskanern" erinnert bis heute eine Münchner Weißbiermarke und natürlich die Traditionsgaststätte gegenüber der Oper. Das Kloster ließ Kurfürst Max IV. Joseph (der spätere König Max I. Joseph) im Zuge der Säkularisation 1805 abbrechen. Es teilt damit das Schicksal vieler Klöster, Stifte, Abteien, die in Bayern seit 1802 aufgelöst, abgerissen oder verstaatlicht wurden.

Es ging - von Napoleon und der französischen Revolution teils inspiriert und teils getrieben - um nicht weniger als darum, einen modernen Staat mit einem zusammenhängenden Territorium zu schaffen, mit einer zentralen Verwaltung, einheitlichem Recht und auch einer Verfassung. All das "ging" gegen die Kräfte des Alten nicht zuletzt deshalb, weil man die Franzosen im Land hatte und Widerstand zwecklos war.

Max Joseph für Gleichberechtigung der Protestanten und Juden

Mit den Franzosen im Rücken wagten es Max Joseph und seine protestantische Gemahlin Karoline, zunächst die Gleichberechtigung der Protestanten im Land durchzusetzen (1801, 1803) und später auch die der Juden (1813, 1816). Für den Aufstieg Bayerns zum Königreich von Napoleons Gnaden bezahlte die Wittelsbacher einen "persönlichen" Preis: Gegen ihren anfänglichen Widerstand und auch den ihrer Mutter Karoline musste die Königstochter Auguste Amalie den Napoleon-Stiefsohn Eugène de Beauharnais heiraten. Standesgemäß war das nicht, aber am Ende wurde Liebe daraus.

Mit der Residenz auf der Nordseite (1826-1848, Leo von Klenze) und dem Nationaltheater (1811-18, 1823-25, Carl von Fischer) sowie dem Residenztheater auf der Ostseite (und natürlich abgeschlossen durch das Palais Törring-Jettenbach auf der Südseite) steht der heutige Max-Joseph-Platz fast sinnbildlich für den modernen Kulturstaat Bayern. Schon beim Abbruch des Franziskanerklosters war klar, dass an seiner Stelle ein Opernhaus errichtet werden sollte.

Theater am Max-Joseph-Platz

König Max I. Joseph beauftragte seinen Architekten Carl von Fischer, dort ein neues "Königliches Hof- und Nationaltheater" als Ersatz für das alte am Salvatorplatz zu bauen. Der streng klassizistische Bau wurde 1818 fertig, brannte jedoch bereits fünf Jahre später ab. Viele Münchner glaubten, dies sei die Strafe des Himmels für den frevelhaften Abriss des Franziskanerklosters.

Fischer starb 1823, so dass Leo von Klenze das Theater in einer Rekordzeit von zwei Jahren nach den ursprünglich Plänen wiederherstellte. Die Fassade des Gebäudes besteht aus einem Portikus mit acht korinthischen Säulen, dessen Giebel Apollo und die neun Musen von Georg Brenninger zeigt. Auf einem weiteren Giebel darüber ist ein Glasmosaik mit Pegasus und den Horen zu sehen, angefertigt nach einem Entwurf von Ludwig von Schwanthaler.

Denkmal für König Max I. Joseph

Über das Denkmal auf der Mitte des Platzes wäre König Max I. Joseph vermutlich nicht sehr erfreut gewesen. In seinem Selbstbild als stolzer absolutistischer Herrscher wünschte er sich eigentlich ein Reiterstandbild oder wenigstens eine Darstellung im Stehen. Doch nach seinem Tod 1825 griff sein Sohn Ludwig auf die Denkmalpläne Leo von Klenzes zurück, die Max I. sitzend in väterlich-segnender Pose zeigen. Vier Löwen flankieren den Bronzesockel.

Über dem umlaufenden Gesims sind Darstellungen aus dem Wirken des Königs zu sehen: Entwicklung der Landwirtschaft, Förderung der Kunst, Einführung der Verfassung und - die Gleichberechtigung der Konfessionen. In Bronze gegossen ist hier zu sehen, wie ein katholischer Bischof und ein auf die Bibel deutender lutherischer Pfarrer auf Augenhöhe nebeneinanderstehen. Verbunden sind sie gewissermaßen durch den vom Staat garantierten heiligen Geist des Friedens: Hinter den Konfessionsvertretern steht mit ausgebreiteten Flügeln und beide leicht an der Schulter berührend, ein Engel, über dessen Haupt die Flamme des Heiligen Geists schwebt.

Übrigens: Wie beliebt der tolerante König Max in Bayern war, spiegelt sich auch darin, dass bis heute im bayerischen Kartenspiel Watten die höchste Spielkarte (der Herz-König) "Max" oder "Maxl" genannt wird.

Kurzbeschreibung Max-Joseph-Platz

Am Max-Joseph-Platz wird in München sichtbar, was Bayerns Entwicklung zum modernen National- und "Kulturstaat" ausmachte. Max Joseph, der zu Bayerns erstem König aufstieg, hatte sich religiöse Toleranz, moderne Verwaltung und Förderung der Künste auf die Fahnen geschrieben.

An dem Ort, an dem heute ein Denkmal an den Wittelsbacher-Herrscher erinnert, stand bis zur Säkularisation das frühere Münchner Franziskanerkloster. Eingerahmt von Residenz und Münchner Oper ist das Max-Joseph-Denkmal auch ein Dokument der religiösen Toleranz in Bayern: Ein Bronzerelief an seinem Sockel zeigt die Gleichberechtigung der beiden Konfessionen. Ein katholischer Bischof und ein auf die Bibel deutender lutherischer Pfarrer stehen - zugleich getrennt und verbunden durch einen Engel - auf Augenhöhe nebeneinander.