Die Corona-Pandemie hat viele Strukturen auf den Kopf gestellt. In den meisten Unternehmen wird heute ein Teil der Arbeit von zu Hause aus geleistet. Doch wie kann, wie soll das mobile Arbeiten – oder "Remote Work", wie der englische Fachbegriff lautet – künftig aussehen?

Bereits in den 1980er Jahren gab es erste Studien zum Thema Remote Work. Margrethe H. Olson kam in ihrer Studie über "Remote Office Work" zum Ergebnis, dass die Menschen, die von zu Hause aus arbeiten, über viel Disziplin und Selbstmotivation verfügen müssen – und häufig die familiäre Situation der Grund ist für den Wunsch oder das Bedürfnis nach Homeoffice.

Arbeiten im Homeoffice

Mit der Corona-Pandemie haben etliche Unternehmen und Einrichtungen ihre Arbeit ins Homeoffice verlegt – und festgestellt, dass dies auch viele Vorteile haben kann. Doch sollte die Komplexität von Remote Work nicht unterschätzt werden, meint Teresa Hertwig, die sich 2018 mit ihrer Agentur für Remote Work selbständig gemacht hat. Damit das aber funktioniert, müssen Spielregeln und Freiheiten definiert werden und die virtuelle Zusammenarbeit eingeübt werden. "Mit Remote Work finden eine einschneidende unternehmerische Veränderung statt", schreibt Hertwig in ihrem Buch über Remote Work.

Hertwig ist davon überzeugt, dass das mobile Arbeiten ein Zukunftsmodell darstellt. Doch gebe es einige Gefahren und Herausforderungen wie Vereinsamung, schlechtere Teamarbeit oder geringe Erreichbarkeit, mit denen umgegangen werden müsse. Zudem sei mobiles Arbeiten auch eine Typ-Frage: So gebe es auch Mitarbeitende, die gerne vor Ort im Büro arbeiten.

Fünf Tipps für mobiles Arbeiten

Und wie kann das mobile Arbeiten gelingen? Entscheidend dafür sind zunächst harte Faktoren, sagt Hertwig, also eine geeignete Hard- und Software für die Mitarbeitenden.

Tipp 1: Hard- und Software

Zur Minimalausstattung gehören ein Laptop mit Kamera und Videosoftware. Für die optimale Arbeit zu Hause sind ein zweiter Monitor, eine Maus, eine externe Tastatur und eine Dockingstation mit Laptop-Ständer sinnvoll. Hilfreich ist der Einsatz von Tools wie Trello für das Aufgabenmanagement, Slack für die Kommunikation im Team und Microsoft Teams für übergreifende Aufgaben und das Dokumentenmanagement.

Tipp 2: Spielregeln für die virtuelle Zusammenarbeit

Sehr viel schwieriger, aber ebenso wichtig sind die Spielregeln für die virtuelle Zusammenarbeit. Führungskräfte und Mitarbeitende müssen keineswegs immer erreichbar sein und sofort Antworten. Doch müssen Kommunikation, Austausch und Arbeitsabläufe festgelegt werden. Unternehmen müssen "klären, was aus Sicht der Leitung wichtig ist, um die Produktivität, Motivation und Verbundenheit im Unternehmen zu sichern", so Hertwig.

Tipp 3: Asynchrone Kommunikation

Wesentlich für eine reibungslose Arbeit ist die Form der Kommunikation. Über Tools wie Slack können die Mitarbeitenden Zeit- und ortsunabhängig miteinander kommunizieren. Hier ist Vertrauen essenziell, sagt Hertzwig. Die Regeln für die Kommunikation sollten klar kommuniziert und definiert werden.

Tipp 4: Mindset etablieren

Damit die Zusammenarbeit gelingt, muss das Management eine Strategie erarbeiten. Wichtig ist es, die Ressourcen zu betrachten und Zielgruppen in den Blick zu nehmen. Neben den bereits erwähnten Spielregeln sollten aber auch Messwerte und Meilensteine definiert werden. Dieses Mindset entsteht nicht sofort, sondern muss langsam wachsen und sich etablieren - und auch immer wieder neu angepasst werden.

Tipp 5: Neue Werkzeuge für den Austausch erproben

Autorin Hertwig nennt in ihrem Buch eine ganze Reihe von Werkzeugen, die einen Austausch im Team vereinfachen. Neben Kollaborationstools wie Microsoft Teams oder Slack sollten Teams auch virtuelle Kaffeepausen anbieten, bei denen nicht über berufliche Dinge gesprochen wird, sondern über Freizeitaktivitäten oder Hobbies. Gerade in Corona-Zeiten können auch Meetings im Freien einem Austausch dienen. Schließlich hilft es manchen Mitarbeitenden, wenn "stille Arbeitszeiten" definiert werden, bei denen alle ruhig ihren Aufgaben nachgehen können.

 

Anpassung der Arbeitsgesetze

Die Corona-Pandemie wird das mobile Arbeiten weiter verstärken. Mitarbeitende werden sich nicht mehr durch 40-Stunden-Wochen oder eine geforderte Ortsansässigkeit einschränken lassen. "Unternehmen, die das nicht verstehen, werden Probleme bekommen, die richtigen Mitarbeiter zu finden", ist Hertwig überzeugt. Sie fordert deshalb auch eine Anpassung der Arbeitsgesetze. So sei gesetzliche Festlegung von einer Ruhezeit von elf Stunden nach einem Arbeitstag nicht mehr zeitgemäß. Hier müssten neue Formen des Arbeitsschutzes entwickelt werden, um "Arbeitgeber und Arbeitnehmer aus einer rechtlichen Grauzone herauszuholen". Schließlich gehe es darum, eine produktive, flexible und vor allem menschenfreundliche Arbeitskultur zu schaffen.

Hybrid-Modelle im Vormarsch

Künftig wird es kaum noch Unternehmen oder Einrichtungen geben, bei denen nicht ein Teil der Arbeit von zu Hause aus gemacht wird. Allerdings sieht Hertwig keinesfalls das Ende von Büroarbeit. Wenn allerdings drei Tage von zu Hause aus gearbeitet wird, dann stellt sich die Frage, ob noch ein Schreibtisch im Unternehmen benötigt wird. Damit dennoch vernünftige Hardware zur Verfügung steht, schlägt Hertwig vor, ein festes Budget für jeden Mitarbeitenden einzurichten, von dem dieser nach persönlichem Geschmack einen Stuhl oder einen Monitor kaufen kann.

Unterschied zwischen Remote Work, Homeoffice, Telearbeit

Homeoffice: Wer im Homeoffice arbeitet, ist gelegentlich zu Hause. Wir nehmen die Arbeit mit in die private häusliche Umgebung.

Telearbeit: Unter Telearbeit versteht man eine Tätigkeit, die hauptsächlich oder vollständig von zu Hause aus erledigt wird. Im Arbeitszimmer stehen dann fest eingerichtete Bildschirmarbeitsplätze, und die wöchentliche Arbeitszeit ist arbeitsvertraglich festgelegt.

Remote Work oder mobiles Arbeiten: Bei der mobilen Arbeit sind sämtliche Arbeitsprozesse und Geräte so aufeinander abgestimmt, dass es völlig egal ist, an welchem Ort ich arbeite.

Remote Work Buch
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30 Minuten 360° Remote Work

Von Theresa Hertwik

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