Der Bürgerkrieg in Syrien währt nun schon seit zehn Jahren – und es hat nicht den Anschein, dass das Leid der Bevölkerung dort ein Ende findet. Momentan sichern sich die sogenannten Drittstaaten dort ihre Einflusssphäre. Die Verlierer sind vor allem die Minderheiten im Norden und Westen des Landes: Christen, Kurden, Alawiten und Jesiden.

Die türkische Religionsbehörde Diyanet lässt momentan nach Informationen von Menschenrechtlern vermehrt Moscheen in jesidischen Dörfern in der nordsyrischen Region Afrin errichten. Damit versucht der türkische Staat, die Islamisierung der einst multireligiösen Region voranzutreiben. Die Türkei verbreitet dort eine besonders radikale Auslegung des sunnitischen Islam, kritisierte jetzt die Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen.

Nach der Vertreibung der Jesiden werden Muslime angesiedelt

Im einst jesidischen Dorf Shadere südlich von Afrin-City leben noch 45 Personen jesidischen Glaubens, vor der türkischen Besatzung waren es 450. Nachdem die meisten Jesiden vertrieben wurden, hat die Türkei dort Muslime angesiedelt. Und nun wird dort eine Moschee gebaut – mit radikaler Ausrichtung.

Was in den Moscheen und neuen Koranschulen in der Region Afrin gepredigt werde, bestimme Diyanet, erklärt der Nahostexperte der Menschenrechtsorganisation, Kamal Sido. "Oft müssen schon kleine Mädchen ein Kopftuch tragen. Während des letzten GazaKonflikts wurde an den Moscheen zudem massiv gegen Israel und Juden gehetzt", ergänzt er.

Nordrhein-Westfalen holt die Ditib für den islamischen Religionsunterricht ins Boot

Die türkische Religionsbehörde Diyanet agiert auch in Deutschland – zunehmend als Partner des Staates, zum Beispiel unter dem Namen Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib). Die Ditib-Zentrale in Köln ist der türkischen Religionsbehörde Diyanet in Ankara unterstellt. "Sie bekommen ihre Anweisungen vom türkischen Staatspräsidenten", sagt der Grünen-Politiker Cem Özdemir.

Vor einigen Wochen hat nun die von CDU und FDP getragene Landesregierung in Nordrhein-Westfalen die Ditib für den islamischen Religionsunterricht ins Boot geholt. Bekommt der türkische Präsident nun Zugang zu deutschen Klassenzimmern? Kann er nun auch dort seinen Islamismus verbreiten? NRW-Ministerpräsident Armin Laschet sollte die Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Moscheeverband schnellstens beenden. Liberale und integrationswillige muslimische Partner stehen für eine Kooperation bereit. Und sollte er Bundeskanzler werden, ist ein harter Kurs gegen das islamistische NATO-Mitglied Türkei nötig – zum Schutz der Minderheiten in den angrenzenden Ländern.