Islamunterricht soll im kommenden Schuljahr in Bayern zum Wahlfach werden – zumindest für die rund 16 000 Schülerinnen und Schüler an den 350 Schulen, die bereits am Modellversuch "Islamischer Unterricht" beteiligt waren. Die rund 100 bislang dafür ausgebildeten Lehrkräfte werden beim Freistaat angestellt sein, sie sind angewiesen, "im Geiste der Werteordnung des Grundgesetzes und der Bayerischen Verfassung" ihren Unterricht in deutscher Sprache abzuhalten.

Damit befindet sich die bayerische Schulpolitik auf dem richtigen Weg. Das Konzept könnte sich als Therapeutikum gegen Fundamentalismus erweisen. Neben den Inhalten des Islam sollen den Schülern auch Werte wie Religionsfreiheit vermittelt werden. Bei der Ausarbeitung des Lehrplans hat der wissenschaftliche Beirat der Abteilung Islamisch-Religiöse Studien der Universität Erlangen-Nürnberg mitgewirkt.

Kritik an der Entwicklung des neuen Fachs

Den Grünen im Landtag geht das nicht weit genug. Deren Abgeordnete Gabriele Triebel kritisiert, dass die Staatsregierung die muslimischen Verbände bei der Entwicklung des neuen Fachs so gut wie gar nicht involviert habe. "Was wir brauchen, ist ein echter konfessionsgebundener Religionsunterricht für muslimische Kinder und Jugendliche statt diesem Ethikunterricht mit islamischer Ausrichtung", sagt Triebel. Sie fordert einen "Islamischen Schulrat in Bayern", der den islamischen Verbänden Einfluss auf den Lehrplan garantieren soll.

Widersprüchlicher geht es kaum. In einigen Länderparlamenten stehen die Grünen für die Abschaffung des bekenntnisgebundenen Religionsunterrichts evangelischer und katholischer Prägung, auch der jetzige Bundesvorsitzende Robert Habeck hat dies immer wieder gefordert. Und nun wollen die Grünen islamischen Religionsunterricht – unter Beteiligung der umstrittenen Verbände.

Gastbeitrag Gabriele Triebel

"Leider geht aus dem Kommentar von Herrn Frank nicht hervor, dass auch diese mehr als 160.000 muslimischen Kinder und Jugendlichen einen grundgesetzlich verbrieften Anspruch auf bekenntnisorientierten Religionsunterrichts haben. Eben dieser wirkt identitätsstiftend und integrativ, schafft Orientierung im Leben und gräbt radikalen Hinterhofpredigern schlussendlich das Wasser ab", meint die Abgeordnete Gabriele Triebel. In einem Gastbeitrag reagiert die Grünen-Abgeordnete hier direkt auf diesen Kommentar von Helmut Frank.

Die Werteordnung des Grundgesetzes muss das Maß aller Dinge sein

Die Ditib, der Islamrat, der Zentralrat der Muslime und der Verband Islamischer Kulturzentren stehen immer wieder im Verdacht, nicht die Integration zu fördern, sondern an islamischen Parallelgesellschaften zu bauen. Die Verbände stehen mehrheitlich für einen Islam, der die Scharia über die westliche Werteordnung stellt und seinen Propheten von jeder Kritik ausnimmt. Die Ditib ist zudem eng mit der Erdogan-hörigen staatlichen türkischen Religionsbehörde Diyanet verbunden.

In Brennpunktschulen mit einem hohen Anteil muslimischer Schüler ist bereits jetzt die differenzierte Betrachtung bestimmter Themen schwierig. Über den Nahostkonflikt, das Judentum oder Kritik am Islam kann dort nicht mehr gefahrlos geredet werden. Die Schule muss aber ein Ort sein, an dem im Geiste der Aufklärung diskutiert werden kann – und die Werteordnung des Grundgesetzes das Maß aller Dinge ist.