Dies seien 2,85 Mal so viele Fälle wie im Vorjahreszeitraum, teilte RIAS Bayern am Dienstag in München mit. 91 Prozent der dokumentierten Vorfälle stünden im Bezug zum Massaker der Hamas und der daraus folgenden israelischen Militäroperation in Gaza, hieß es weiter. 79 Prozent seien dem israelbezogenen Antisemitismus zuzuordnen.

Antisemitismus in Bayern

RIAS Bayern dokumentierte zwei Angriffe, elf Bedrohungen und neun gezielte Sachbeschädigungen. 39 Vorfälle ereigneten sich den Angaben zufolge im Internet, 109 offline. Auf 24 Versammlungen seien antisemitischer Terror gebilligt, Israel dämonisiert und delegitimiert oder anderweitig antisemitische Inhalte verbreitet worden. 20 Prozent der zuordenbaren Vorfälle hatten einen islamischen oder islamistischen politischen Hintergrund. Dies sei eine auffällige Steigerung zu 1 Prozent im gesamten Jahr 2022, hieß es weiter.

"148 antisemitische Vorfälle in einem Monat seit dem Hamas-Massaker sind eine ungekannte Explosion von Antisemitismus seit dem Bestehen von RIAS Bayern", sagte RIAS-Bayern-Leiterin Annette Seidel-Arpacı.

Viele Jüdinnen und Juden fühlten sich in ihrer Heimat nicht mehr sicher. Hinzu kämen Kälte, Empathielosigkeit und mitunter die Entsolidarisierung bisher Verbündeter, so Seidel-Arpacı weiter. "Was wir jetzt brauchen sind das Mitgefühl und die Solidarität der Gesellschaft und das entschlossene Handeln von Politik, Sicherheitskräften und Justiz", sagte Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, zum RIAS-Bericht.

Bildung gegen Judenhass

Um jüdisches Leben zu fördern und zu schützen und Judenhass mit allem Nachdruck zu bekämpfen, sei intensivierte Bildung langfristig der erfolgversprechende Weg, sagte Ludwig Spaenle, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus. Der Rechtsstaat müsse aber auch Straftaten wie etwa die Verherrlichung des terroristischen Anschlags auf Israel und Übergriffe auf Jüdinnen und Juden verfolgen und bestrafen.

Am Dienstagmorgen waren Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft bayernweit gegen antisemitische Hetze vorgegangen. Dabei wurden die Wohnungen von 15 Männern und zwei Frauen in Bayern durchsucht.

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