»Nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen erfüllt Gott.«

Dieser Satz des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) war beim großen Sonntagsblatt-Weihnachtsrätsel gesucht. Zu finden ist er im Evangelischen Gesangbuch für Bayern (EG) auf Seite 555. Auf die Zahl 5 verwies auch das Symbol im Kasten mit den Einsendehinweisen.


Die einzelnen Rätselfolgen ergaben als Lösungsschlüssel: BO N H OE FF ERIMEG A (Folge 1) 
UF SE IT E 555 WUENSCHE (Folge 2). Also: »Bonhoeffer im EG auf Seite 555 – Wünsche«.

 

Die Lösungen im Einzelnen:

 

Teil I

1. Advents-Chaos

Die durcheinandergekommenen Weihnachtsleckereien waren »Lebkuchen«, »Spekulatius«, »Vanillekipferl« und »Zimtstern«. Der an sich ja auch leckere »Strudel« war in dieser Gesellschaft fehl am Platz. (BO)

Die nicht zur Advents- und Weihnachtszeit gehörenden Liedanfänge waren »Laterne« (... Laterne, Sonne, Mond und Sterne) sowie »Einigkeit« (... und Recht und Freiheit). Die anderen durcheinandergewürfelten Wörter waren »Stille« (... Nacht), »Tochter« (... Zion) und »Kommet« (... ihr Hirten). (N / H)

»Damaskus«, der Ort, an dem Saulus zum Paulus wurde, kommt in der Weihnachtsgeschichte nicht vor, wohl aber »Bethlehem«, »Galiläa«, »Nazareth« und »Syrien«. (OE)

 

2. Ein Stern, der seinen Namen trägt

Abgebildet waren als »kinderleichte Bastelübung einige Exemplare des »Fröbelsterns« – und darunter der Pfarrerssohn und Pädagoge Friedrich Fröbel (1782-1852) sowie ein Kasten mit den von ihm entwickelten »Spielgaben« für Kinder unterschiedlichen Alters. Fröbel gilt als Erfinder des modernen Kindergartens; er entwickelte ein bis heute Impulse gebendes System der frühkindlichen Pädagogik. (F / F)

 

3. Weihnachtsbräuche

New York hieß ursprünglich (von 1624 bis 1664) »Nieuw Amsterdam« und war Zentrum der Neu-Niederlande. Die Kolonie existierte nur wenige Jahrzehnte und wurde dann britisch, aber der niederländische Nikolaus »Sinterklaas« schlug als Santa Claus Wurzeln. Als Weihnachtsmann kam er später nach Europa zurück. Seinen traditionellen finsteren Begleiter namens »Zwarte Piet« (Schwarzer Peter) hatte er im Verlauf dieser Transformationen aber verloren. Der Zwarte Piet tritt in den Niederlanden üblicherweise mit geschwärztem Gesicht auf. Das hat dem Brauchtum Rassismusvorwürfe eingetragen bis hin zu der Forderung, das Sinterklaas-Fest gleich ganz abzuschaffen. Der Streit ist wieder etwas abgeebbt; politisch korrekte Schwarze Peter bemalen sich das Gesicht inzwischen rot oder grün oder in anderen Farben. (E)

 

4. Helden der Dichtung

Die richtigen Lösungen zu den abgedruckten Verszeilen waren

Clemens Brentano / Loreley (R)
Friedrich Schiller / Die Bürgschaft (I)
Paul Gerhardt / Sommergesang (M)
Paul Celan / Todesfuge (E)
Annette von Droste-Hülshoff / Der Knabe im Moor (G)

 

5. Christgeburt in der Südsee

Abgebildet war das Gemälde »Te tamari no atua« von Paul Gauguin (1848-1903). Nach vielen Reisen durch die ganze Welt hatte sich der französische Moderne-Pionier 1891 auf Tahiti niedergelassen. Der Titel des Bilds bedeutet »Kinder Gottes«, doch die Mehrzahl verwendete der Maler nur versehentlich. Gemeint hat er »Kind Gottes« – und eine tragische persönliche Erfahrung: Gegen Weihnachten 1896 hatte die junge Tahitianerin Pahura, mit der Gauguin zusammenlebte, ein Kind geboren, das jedoch nach wenigen Tagen starb. Der im Bild noch bevorstehende Tod des Neugeborenen ist durch die »Amme« mit der schwarzen Kappe und den Engel hinter ihr angedeutet. Die »Amme« ähnelt in ihrer Erscheinungsweise sehr stark Darstellungen des Totengeistes auf Tahiti. Als sie 1899 wieder zu ihren Eltern zurückgekehrt war, gebar Pahura Marae a Tai den gemeinsamen Sohn Emile, der bis 1980 lebte. Gauguin selbst starb am 8. Mai 1903 auf der Marquesas-Insel Hiva-Oa. (A)

 

Teil II

6. Psalmen singen

Die lorbeerumkränzte Vignette mit dem Motto »Vitabit Libitinam« zierte den Grabstein des Komponisten Heinrich Schütz in der alten Dresdner Frauenkirche. Der Satz ist ein Zitat aus der Horaz-Ode »An Melponene« und bedeutet so viel wie »Er (sie/es) wird der Göttin der Verwesung entgehen«. Gemein ist: Kunst und Seele dieses christlichen Künstlers werden nicht vergehen. Alle drei abgedruckten Melodien stammen von Heinrich Schütz. Es waren die Lieder »Aller Augen warten auf dich, Herre« (EG 461), »Wohl denen, die da wandeln« (EG 295; nach Psalm 119) und »Kommt her, des Königs Aufgebot« (EG 259).

Der beim dritten Lied erwähnte Dichter ist Friedrich Spitta (1852-1924). Er war der Sohn von Philipp Spitta (1801-1859), der unter anderem »O komm, du Geist der Wahrheit« (EG 136) schrieb. Die Mutter dieses bedeutenden evangelischen Theologen und Dichters war Henriette Charlotte Frommen (1759-1847), die aus einer jüdischen Familie stammte. Bis sie sich, als sie volljährig wurde, 1780 taufen ließ, trug sie den Namen Rebecca. Das Liederbuch »Psalter und Harfe« gehört zu Philipp Spittas wichtigsten und erfolgreichsten Werken. Sein gleichnamiger Sohn und Friedrichs Bruder, der Musikwissenschaftler Philipp Spitta (1841-1894), gab die erste Gesamtausgabe der Schütz-Werke heraus.

Friedrich Spittas Wirken ist besonders mit Straßburg und dem Elsass verbunden. Elsass-Lothringen war 1871 vom Deutschen Reich annektiert worden. Seit 1887 ist Spitta Professor für Neues Testament und Praktische Theologie an der Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg; 1901 wird er deren Rektor. Er erforscht die Liedtradition des Elsass vor und nach der Reformation, holt beispielsweise »Es kommt ein Schiff geladen« aus der Versenkung und gibt ein modernes elsässisches Gesangbuch heraus. Als er 1918 aus dem nun wieder französischen Straßburg wie alle deutschen Professoren ausgewiesen wird, bringt ihn das um sein Lebenswerk. Gesundheitlich gebrochen stirbt er 1924 in Göttingen. (UF – S / E – IT)

 

7. Christbaum-Dokumente

Aufmerksame Leserinnen und Leser bekamen die Lösung zu dieser Frage gewissermaßen geschenkt: In der Weihnachtsnummer des Sonntagsblatts war auf Seite 46 zu lesen, was es mit dem städtischen Buchhalter vor genau 500 Jahren und seiner Zahlungsanweisung an die Förster in der kommunalen Christbaum-Pflanzung auf sich hat (wir dürfen davon ausgehen, dass es sich um einen angelegten Forst gehandelt hat). Aber auch auf anderen Wegen ließ sich natürlich herausfinden, dass die Region, in der der Christbaum seine historischen Wurzeln hat, das Elsass ist. (E)

 

8. Nachtwache

a) Die Frage nach dem rätselhaften Papst begann mit einem Vers aus dem Gedicht »Gotenzug« von Felix Dahn (1834-1912). Dahn war Jurist, aber auch ein ungemein produktiver Autor deutsch-nationaler historischer Romane. Schon zu seinen Lebzeiten erschienen von seinem populärsten Werk »Ein Kampf um Rom« mehr als 120 Auflagen. Mit seiner Begeisterung für den Germanenmythos lag Dahn im Trend der Gründerzeit: Die Reichsgründung von 1871 erzeugte das Bedürfnis nach einer historisch motivierten kollektiven Identität. Der gebürtige Hamburger wuchs in München auf, wo er auch studierte. Mit Wilhelmine von Hillern (1836-1916), der Autorin der »Geier-Wally«, verband ihn eine dauerhafte Freundschaft. Sein zwölfbändiges wissenschaftliches Hauptwerk »Die Könige der Germanen« (1861-1909), das Originalquellen aus der Völkerwanderungszeit auswertet, ist bis heute ein Grundlagenwerk zur deutschen Rechtsgeschichte.
Gesucht war hier Papst Vigilius, der um das Jahr 500 in eine römische Familie geboren wurde und am am 7. Juni 555 in Syrakus auf Sizilien starb. Die germanischen Ostgoten beherrschten Italien seit 493, doch im Dezember 536 gelang es Truppen des von Konstantinopel regierenden Kaisers Justinian, Rom einzunehmen. Vigilius wurde als Gegenbischof von Rom zu dem von den Ostgoten ernannten Silverius eingesetzt. Im eskalierenden Streit zwischen der Ost- und der Westkirche um die göttliche und die menschliche Natur Christi verfolgte er eine unklare Schaukelpolitik und unterwarf sich am Ende beim Zweiten Konzil von Konstantinopel 553 Kaiser Justinian. Das Konzil sorgte aber statt für Kompromiss und Befriedung für eine Verschärfung des Konflikts und Vigilius’ Politik dafür, dass die Autorität des römischen Papstamts für Jahrhunderte beschädigt blieb. Im 19. Jahrhundert im Streit um die päpstliche Unfehlbarkeit erlebte Vigilius noch einmal große Bedeutung: Er diente den Gegnern dieses Dogmas als ein offensichtliches Negativbeispiel.

Der Heilige, nach dem in Südtirol und im Trentino viele Kirchen benannt sind, ist aber Vigilius von Trient (um 355-405), der hier als Missionar wirkte und im Rendenatal erschlagen wurde. Das (auch) ladinische Dorf »jenseits des Berges« ist St. Vigil in Enneberg, das in einem Seitental des Gadertals am Eingang zum Naturpark Fanes-Sennes-Prags liegt.

Um das Jahr 555 soll es zwei christlichen Mönchen aus Persien gelungen sein, einige Eier der Seidenraupe aus China nach Konstantinopel zu Kaiser Justinian zu schmuggeln, womit sich der Kreis schließt. Mit den Eiern und dem Wissen, das die Mönchen in China über die Aufzucht von Seidenspinnern ausspioniert hatten, war erstmals auch außerhalb Chinas die Produktion von Seide möglich. Historisch gesichert daran ist, dass um diese Zeit tatsächlich die Seidenproduktion im Oströmischen Reich begann. (555)

b) Der zweite Weg, um zu der gesuchten Zahl zu kommen, war eine nur auf den ersten Blick komplizierte Rechnung: Acht Köpfe auf 26 Beinen lassen sich auf Zwei- und Vierbeiner nur auf eine Weise sinnvoll verteilen – wenn es sich um drei Menschen und fünf Schafe oder Lämmer handelt (3 x 2 = 6 plus 5 x 4 = 20). Die 5 mussten Sie also drei Mal nebeneinanderstellen. Auch das ergab 555.

Rätselhaftes Zeichen 오

Im Einsendekasten war ein zusätzlicher Hinweis abgebildet. Was aussieht wie ein symbolischer Stempel, ist das Zahlzeichen 5 im koreanischen Alphabet Hangeul. Ausgesprochen wird es »o«. Dass das koreanische Zahlzeichen wie eine auf dem Kopf stehende und gespiegelte 5 aussieht, wie sie in einem Weihnachtsrätsel bereits einmal vorkam, ist freilich ein Zufall. (555)

 

9. Kreuz und quer

Die Buchstaben in den eingefärbten Feldern ergaben richtig zusammengesetzt das einzig sinnvolle Wort WUENSCHE. Mit dieser Lösung konnten Sie überprüfen, ob Sie richtiglagen.

Waagerecht

1 regungslos – von »Regungs-Los« sowie der Erscheinungsform von Faulenzern auf dem Sofa 9 Eingeweide – denn diejenigen, die Bescheid wissen, sind Eingeweihte, was in Franken nach inneren Organen klingt 11 gnadenlos – Christen haben mit dem Auferstandenen zwar »das große Los der göttlichen Gnade« gezogen (Gnaden-Los), als »Richter Gnadenlos« machte sich dagegen der frühere Hamburger Politiker Ronald Schill einen Namen 14 Znaim – wenig bekannt und daher ganz ohne Hintersinn 18 Tell – als Teil der englischen Aufforderung, Friedrich Schiller auf die fehlende historische Grundlage seines Wilhelm-Tell-Stoffs hinzuweisen 19 Neandertal – das gar nicht finstere Tal bei Düsseldorf ist nach dem Liederdichter und evangelischen Pfarrer Joachim Neander (1650-1680) benannt, der dort gern wanderte und Gottesdienste im Grünen feierte; später wurden hier Knochen der nach dem Tal benannten Frühmenschenart gefunden 23 SL – die Mercedes-Typbezeichnung 24 Es – vorne und an hinten »sbar« angefügt, ergibt sich »Essbares« 25 Roheit – wird laut Duden seit 1996 mit zwei »h« geschrieben 27 BH – bei einer stillenden Mutter »Milchverpackung« 28 Koitus – die wörtliche Übersetzung aus dem Lateinischen ist »Zusammengehen« 33 UE – ist der Umlaut ü und die Abkürzung u.E. 34 HT – .ht ist die Internet-Domain Haitis 36 Starre – folgt danach ein »Porter«, ergibt sich »Starreporter«; in »Ann« eingefügt ergibt sich »anstarren«; folgt sie nach »Winter« ergibt sich »Winterstarre« etc. 38 RI – Kennzeichen der Stadt und Abkürzung des US-Bundesstaats 39 SA – .sa ist die Internet-Domain Saudi-Arabiens 40 ZR – Elementsymbol und Autokennzeichen 41 Ann – ein »M« voran macht sie zum »Mann« 42 GT – Fahrzeugtyp und Kfz-Kennzeichen 43 TG – Kennzeichen und Kantonskürzel 44 EO – Abkürzung und Flussname 45 Alse – Nicht »Also sprach Zarathustra«, sondern der gefährdete Fisch aus der Heringsfamilie

Senkrecht

1 Regensburg – das dortige »Haus der Kirche« heißt »Alumneum«, weil es bis 1967 ein »Zöglingsheim« für auswärtige Internatsschüler beherbergte; hier befindet sich auch die Außenredaktion Ostbayern des Evangelischen Presseverbands 2 Einzelheit – mit der halten sich Detailversessene in ihrer »Liebe zum Detail« gern auf 3 Gna – »Gnagnagna« ärgert sich Obelix zum Beispiel in »Asterix als Legionär«, doch Gna ist keine keltische Göttin, sondern Dienerin und Botschafterin der nordischen Göttin Frigg 4 née – französisch »geborene«, wird im englischen Sprachraum verwendet wie bei uns die Abkürzung »geb.«, z.B. Hillary Diane Clinton (née Rodham) 5 SE – Abk. south east 6 LI – Li ist ein chinesisches Längenmaß (500 Meter) und als .li die Internet-Domain Liechtensteins 7 Od – eine esoterisch-germanische, nach dem Gott Odin benannte angebliche Lebenskraft der Seele, die sich der Naturforscher und Unternehmer Karl von Reichenbach (1788-1869) ausdachte 8 Seil – über MAR-seil-LE 10 Gdansk – polnischer Name Danzigs, der Geburtsstadt des »Blechtrommel«-Autors Günter Grass 12 OE – von Bö (B-OE) 13 Sla – das niederländische Wort für Salat, das sich auch im US-amerikanischen Nationalgericht »coleslaw« (Krautsalat = kool + sla) erhalten hat 15 Nächst – bei der Partnersuche lieber nicht den Nächstbesten nehmen! 16 Idrosee – 15 Kilometer westlich des Gardasees gelegen 17 Meo – Dativ von »meus« (lat. mein/mich); indigenes Volk in Südostasien, das auch als Hmong bekannt ist und in China als Miao, und allein dort über 15 Millionen Menschen zählt 20 RH – RH+ONE = Rhone; RH+EIN = Rhein; Elementsymbol für Rhodium, eines der seltensten und teuersten Metalle überhaupt 21 TE – die Hälfte von »tête«, frz. »Kopf«; Elementsymbol für Tellur, ein Halbmetall, das so selten ist wie Gold und nach Knoblauch riecht 22 LT – lt. (laut) und Lt. (Leutnant) 26 IS – die Hälfte von Isis oder ISIS 29 itzo – schon im 19. Jahrhundert ausgestorbenes Wort für »jetzt, in diesem Moment« 30 Tara – In das angegebene Fantasiewort eingefügt, ergibt sich »Notaranderkonto« 31 Ural – aus NatURALismus 32 Sen – Hundertstel-Münze in verschiedenen ostasiatischen Ländern; das Wort ist abgeleitet vom lat. centum bzw. französischen centime 35 Tag – Am geografischen Nord- und Südpol dauern Polartage und -nächte jeweils ein halbes Jahr 37 RNS – Abkürzung für Ribonukleinsäure, den biochemischen Träger der Erbinformation, also die materielle Basis der Gene; die englische Abkürzung ist RNA (»ribonucleic acid«); als »messenger RNA« (mRNA) Grundlage der neuartigen Corona-Impfstoffe wie beispielsweise von BioNTech.

 

Fürs Mitmachen, für Lob und Kritik bedankt sich Rätselmacher Markus Springer. Bis zum nächsten Mal!