Rund 3.000 Studenten an 80 Hochschulorten haben sich unter dem Motto "Denken.Glauben. Erleben" als christliche Gemeinschaft organisiert.

Die überkonfessionellen Gruppen gehören einem Netzwerk von Christen in Schule, Hochschule und akademischer Berufswelt an, das 1949 als Studentenmission in Deutschland (SMD) gegründet wurde.

Biblische Gebete und Impulse über Zoom

Mit viel kreativem Engagement gelang es den ehrenamtlichen studentischen Initiativen, auch im Coronajahr Gemeinschaft zu erleben und den Glauben an der Uni ins Gespräch zu bringen.

Für Studierende der Tübinger SMD beginnt der Tag um 7.50 Uhr mit MoLoLe (Morgens Losung lesen). Man trifft sich per Zoom zu einem biblischen Impuls und Gebet, was ohne Kamera auch vom Bett aus mitverfolgt werde, weiß Jens Mößner vom Leitungsteam der Gruppe, die mit rund 60 Mitarbeitern zu den größten zählt.

Die SMD-Gruppen stehen in digitalem Austausch

Wie viele andere SMD-Gruppen versuchen auch die Tübinger, mit digitalen Formaten in Kontakt zu bleiben. Statt den bisherigen 14-tägigen Großgruppentreffen am Mittwochabend gibt es nun Vorträge per Livestream, zu denen WG-Mitbewohner oder einzelne Kommilitonen eingeladen werden.

Dazwischen treffen sich die SMDler in Kleingruppen zum digitalen Austausch. Auch die Angebote speziell für Frauen oder für internationale Studierende haben die digitale Umstellung überlebt. Der Gruppenzusammenhalt sei schwierig geworden, räumt Jens Mößner ein, der im elften Semester Mikrobiologie auf Master studiert.

Die Verlagerung in den digitalen Raum erschwert Anwerbung neuer Mitglieder

Auch die vielen gemeinsamen Freizeitaktivitäten fehlten ebenso wie die Möglichkeit, öffentlich an der Uni präsent zu sein und sich beispielsweise Erstsemestern vorzustellen. "Wir haben Kirchengemeinden angeschrieben, um unser Angebot für Studienanfänger vorzustellen, und auch über den persönlichen Bekanntenkreis geworben", erzählt der Mikrobiologe, der ein Lehramtsstudium für Biologie und Chemie absolviert.

Zudem nutzten die Tübinger wie viele andere Hochschulgruppen auch den digitalen Markt der Möglichkeiten der Uni, um sich zu präsentieren.

SMD-Gruppen gestalteten verschiedene Willkommensangebote für "Erstis"

Willkommensangebote erreichen die "Erstis" trotz Corona: In Tübingen gibt es Stocherkahnfahrten und Stadtspaziergänge, in Konstanz wurde per Instagram Umzugshilfe angeboten und in unterschiedliche Haushalte einzeln zum Ersti-Dinner und anschließendem Semesteranfangsgottesdienst eingeladen.

Die Karlsruher SMD hat damit geworben, mit Neuimmatrikulierten zu Ikea zu fahren. Die Ulmer Gruppe, die sich auch per Zoom vorgestellt hat, richtete eine Messenger-Gruppe für Erstis ein, berichtet Anne Belflower, die als Regionalreferentin der Hochschul-SMD in der Region Württemberg und Konstanz Kontakt zu den studentischen Gruppen hält.

Ausweitung des Online-Angebots auf Initiative der SMD-Gruppen

Auf Initiative der SMD-Gruppen in Leipzig und Tübingen konnten in enger Zusammenarbeit mit dem Zacharias-Institut für Wissenschaft, Kultur und Glaube die traditionellen Hochschultage im Frühjahr erstmals digital durchgeführt werden. Die Themenreihe fragwürdig.org erhielt als Christmas-Edition Anfang Dezember eine Neuauflage durch die "technikaktive" Stuttgarter SMD.

Der einstündige You-Tube-Livestream mit Vortrag zu Lebens- und Glaubensfragen und anschließender Live-Fragerunde mit dem Referenten wurde durch Diskussionen in Zoom-Räumen lokaler Gruppen in ganz Deutschland ergänzt.

Die Soziale Distanz birgt auch Chancen

Aus den Rückmeldungen der Gruppen weiß Belflower, dass die soziale Distanz nicht nur Nachteile hat: "Es haben sich Personen einladen lassen, die zuvor nie bei einem Live-Vortrag dabei waren." "Trotz Corona geht noch relativ viel", ist die Erfahrung von Jens Mößner. Doch Anne Belflower spricht wohl für alle, wenn sie sagt: "Wir freuen uns auf die Zeiten, in denen sich die Gruppen wieder in Präsenz treffen dürfen."