Seit Tagen gibt es Debatten und viele Fragen um die Testpflichten und Quarantäne-Regelungen für Menschen mit Booster-Impfung gegen Corona. Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) erläutert im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst, weshalb er den Wegfall der Testpflicht auch bei 2G-Plus-Regelung für "Geboosterte" für vertretbar hält, und dass er mit der Notwendigkeit regelmäßiger Coronaschutzimpfungen auch in Zukunft rechnet. Allerdings: "Für die Booster-Impfung gibt es derzeit kein 'Ablaufdatum'", sagt der Minister.

Herr Holetschek, geboosterte Personen sind aktuell von der Testpflicht bei 2G-Plus befreit. Ist das angesichts von Omikron und den Impfdurchbrüchen wirklich sinnvoll?

Holetschek: Das Robert Koch-Institut (RKI) schätzt die Infektionsgefährdung für Geboosterte aktuell als moderat ein. Nach aktuellen Studien erhöht eine Auffrischungsimpfung den Immunschutz auch gegen Omikron deutlich und vermindert die Wahrscheinlichkeit schwerer Verläufe ganz erheblich. Daher ist eine Befreiung von der Testerfordernis im Rahmen von 2G-Plus für Geboosterte und auch eine Befreiung von der Quarantänepflicht als Kontaktperson gerechtfertigt. Klar ist: Wer Symptome verspürt, sollte sich auch trotz Booster umgehend selbst isolieren und testen! Die größte Gefahr besteht derzeit allerdings für die Ungeimpften. Daher gelten für sie auch die strengsten Corona-Schutzmaßnahmen. Sie können beispielsweise gar nicht an 2G-Plus-Veranstaltungen teilnehmen und müssen selbst für den ÖPNV einen Testnachweis vorlegen.

"Eine Booster-Impfung schützt gut vor schweren Verläufen."

Kritiker sagen, die Politik will damit lediglich Impfanreize setzen - für die Eindämmung der Pandemie sei die Test-Befreiung von Geboosterten kontraproduktiv.

Holetschek: Man muss das immer im Verhältnis sehen. Eine Booster-Impfung schützt gut vor schweren Verläufen und führt insgesamt zu einer maßgeblichen Steigerung des Immunschutzes auch gegen Omikron. Dort, wo man mit vulnerablen Gruppen zu tun hat, gilt weiterhin die Testpflicht, etwa in Senioren- und Pflegeeinrichtungen. Hier brauchen wir zusätzliche Sicherheit für diese besonders gefährdeten Personen.

Als "geboostert" gilt man erst ab Tag 15 nach der Auffrischungsimpfung. Und wie lange hält diese Immunisierung dann an? Drei Monate, sechs Monate?

Holetschek: Wie lange die Auffrischungsimpfung wirksam ist, dazu liegen weltweit schlicht noch keine ausreichenden Daten vor. Es hat sich aber herausgestellt, dass die Auffrischungsimpfung bereits nach drei Monaten nach der Grundimmunisierung die Schutzwirkung wieder deutlich erhöht. Wann und für wen weitere Auffrischungsimpfungen empfohlen werden, kann zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. Wir müssen die wissenschaftlichen Ergebnisse und dann auch die darauf basierenden Empfehlungen abwarten. Hier ist auch das Robert Koch-Institut gefordert. Im Übrigen hat die Ministerpräsidentenkonferenz am 7. Januar beschlossen, dass bereits ab dem Tag der Auffrischungsimpfung die Testerfordernis im Rahmen von 2G-Plus entfallen kann. Bayern hat dies in der Kabinettssitzung vom 11. Januar beschlossen.

"Ziel muss grundsätzlich sein, dass alle sich impfen lassen."

Es gibt 2G-Plus-Veranstaltungen, die akzeptieren eine Test-Befreiung nur bis zu drei Monate nach der Booster-Impfung. Müssen wir jetzt alle drei Monate zum Impfen?

Holetschek: Für die Booster-Impfung gibt es derzeit kein "Ablaufdatum", sie gilt nach aktuellem Stand unbegrenzt. Ziel muss grundsätzlich sein, dass alle sich impfen lassen. Wenn wir hohe Impfquoten haben, sinkt das Mutationsrisiko. Ich glaube, dass wir uns grundsätzlich auf regelmäßige Coronaschutzimpfungen einstellen müssen, ähnlich der Grippeimpfung, die auch jährlich erfolgen sollte. In welchem Abstand, das muss sich noch zeigen. Ständige Impfkommission und RKI sind gefordert.

Was plant die Politik künftig bei diesem Thema? Kommt die vierte Impfung? Und steht uns vielleicht ein regelmäßiges Impfen alle vier bis sechs Monate bevor?

Holetschek: Klar ist: Wir müssen uns auf jeden Fall frühzeitig auf eine mögliche vierte Impfung vorbereiten, wir brauchen Planungssicherheit. Ich begrüße es daher sehr, dass der Bund sich weiterhin hälftig an den Kosten für die Impfzentren beteiligen will. Voraussetzungen für die vierte Impfung sind unter anderem genug Impfstoff, entsprechende wissenschaftliche Empfehlungen sowie eine flächendeckende Impfinfrastruktur.