Frieden durch interreligiösen Dialog: Das ist das Ziel von "Religions for Peace" (RfP) – Religionen für den Frieden. Der Bewegung gehören Menschen aus fast allen Religionsgemeinschaften in über 100 Ländern an. In Augsburg wird am 25. Juli eine RfP-Ortsgruppe gegründet. Elisabeth Naurath, Professorin für Religionspädagogik, ist deren Sprecherin.

Frau Naurath, wer macht mit bei "Religions for Peace" Augsburg?

Naurath: Wir sind insgesamt 15 Frauen. Darunter sind Vertreterinnen von drei christlichen Kirchen: römisch-katholisch, altkatholisch und evangelisch. Es gibt drei Richtungen muslimischen Glaubens: Sunniten, Aleviten und Ahmadiyya, außerdem Vertreterinnen des Judentums und der Bahai, einer ursprünglich aus dem Iran stammenden Religion.

Was ist Ihr Ziel?

Naurath: Uns geht es darum, gemeinsam das Friedenspotenzial von Religionen deutlich zu machen, zu zeigen: Frieden und Religion gehören zusammen. Ich denke, die friedensstiftende Rolle von Religionen wird in der Öffentlichkeit noch zu wenig wahrgenommen. Religionen sind nicht Ursache von Gewalt. Sie werden nur oft dafür instrumentalisiert. Religionen haben jedoch ein großes Friedenspotenzial. Sie stehen für Werte, die friedens- und dialogstiftend sind. Das wollen wir zeigen.

Wie wollen Sie das tun?

Naurath: Durch interreligiösen Dialog. Das bedeutet ganz einfach, dass wir uns treffen und uns gegenseitig kennenlernen. Wir stellen dabei Fragen wie: Wer seid ihr? Wie übt ihr eure Religion im Alltag aus? Welche Probleme gibt es dabei? Das machen wir bereits seit gut einem Jahr. Wir hatten etwa ein gemeinsames Fastenbrechen. Und wir wurden zu einer Schabbat-Feier in die jüdische Gemeinde eingeladen. Solche Begegnungen schaffen Vertrauen. Und dieses Vertrauen wiederum hilft, Konfliktpotenziale zu erkennen, Konflikte zu verhindern – und auch zu lösen.

Die Gruppe besteht bislang nur aus Frauen – warum?

Naurath: Das war eine bewusste Entscheidung. Frauen haben im interreligiösen Dialog noch keine allzu starke Stimme. Die Repräsentanten der verschiedenen Religionen sind ja meistens Männer. Frauen können daher eine neue Perspektive in die interreligiöse Zusammenarbeit einbringen. So erzählen Frauen beispielsweise viel eher alltagsbezogen von ihrem Glauben. Das gibt dem Kennenlernen untereinander oft eine persönliche, lebensnahe Dimension. Ich halte das für sehr wichtig.

Was erhoffen Sie sich in der Zukunft von der neuen "Religions for Peace"-Gruppe?

Naurath: Dass Religionen stärker als Friedensstifter in der Gesellschaft wahrgenommen werden. Wir wollen das fördern, indem wir zu gemeinsamen Festen einladen, Vorträge oder Bildungsveranstaltungen organisieren. Gerade mit Blick auf Kinder und Jugendliche ist es wichtig, das gegenseitige Verständnis zu fördern und zu zeigen: Die Religionen sind zwar verschieden – aber das ist auch eine Bereicherung. Und gemeinsam haben sie das Potenzial, unser Leben friedlicher und besser zu machen.

Einsatz für den Frieden

"Religions for Peace" (RfP) gibt es seit 1961. Die erste Weltkonferenz der Bewegung fand 1970 statt. Seitdem gab es neun weitere Konferenzen. RfP bezeichnet sich selbst als "größte multireligiöse Koalition weltweit". Sie setzt sich auf Grundlage der verschiedenen religiösen Traditionen für den Frieden ein. Ihre Mitglieder arbeiten dabei auch in Krisenregionen gemeinsam mit lokalen Religionsvertretern an Konfliktlösungen. Die erste deutsche Ortsgruppe entstand 1988 in Mainz. Heute gibt es Gruppen in zwölf deutschen Städten, unter anderem München, Nürnberg und Regensburg. Augsburg wird die 13. deutsche Ortsgruppe.