Pfarrer Martin Brons kommt immer wieder ins Schwärmen, wenn er an den langen Weg und die teils kuriosen Etappen denkt, die er im Laufe der vergangenen sechs Jahre während der Sanierung des geschichtsträchtigen Gebäudekomplexes neben der Sebalduskirche erlebt hat. Beispielsweise ist im Eingangsbereich ein eingemauerter jüdischer Grabstein und eine Tür mit hebräischer Inschrift gefunden worden. Schnell war klar, dass diese Entdeckungen historisch aufbereitet werden müssen. Voraussichtlich im Dezember wird ein "Einraum-Museum" eröffnet, die Präsentation wird gerade im Schulterschluss mit der Israelitischen Kultusgemeinde erarbeitet.
Eröffnung des Cafés Maulbeere
In den Raum nebenan, der eigentlich als Abstellkammer beziehungsweise Lager geplant war, sind jetzt eine Theke, Kühlschränke und eine moderne Spülmaschine eingezogen. Von hier aus verkaufen Melanie Stummhöfer und ihr Team vom Mittwoch bis Samstag jeweils von 9 bis 18 Uhr selbstgemachte Kuchen und schenken Kaffee und andere Getränke aus. Die Gäste können im Torbereich auf gemütlichen Stühlen Platz nehmen oder sich nebenan in der ebenfalls neu eingerichteten "Wöchnerstube" treffen. Dort konnte jahrhundertelang bei einem Bereitschaftsdienst um kirchliche Hilfeleistungen gebeten werden. Die Stube diente aber auch als Ort für Sterbende, die dort die Letzte Ölung erhielten.
Stummhöfer ist in Nürnberg keine Unbekannte: Rund zwölf Jahre lang hatte sie im "La Violetta" ihre beliebte Schokoladentorte und Käsekuchen serviert, in den vergangenen sechs Jahren betrieb sie das Café Maulbeere. "Wir machen alles selbst, Gastronomie ist seit Jahren meine große Leidenschaft", sagt sie. Den Namen, ihr Team und Konzept nimmt die Floristikmeisterin mit in das neue Projekt. Und ist künftig auch Ansprechpartnerin für alle, die in den frisch entstandenen Gemeinderäumen feiern möchten.
Stummhöfer kümmert sich auch um Kirchenkaffee
Zum Beispiel im "Kapitelsaal", der rund 100 Personen locker fasst und mit edlem Dielenboden, einem Flügel sowie direktem Blick auf die Kirche einladend wirkt. "Nicht nur für Konfirmationen, runde Geburtstage oder Hochzeiten können die Räume gemietet werden", erklärt Brons. Melanie Stummhöfer sei von der Kirchengemeinde auch angestellt worden, um für die Bewirtung der hier ein und ausgehenden Gruppen sowie den Kirchenkaffee nach den Sonntagsgottesdiensten zu sorgen.
Seit wenigen Monaten bewohnt Pfarrer Brons mit seiner Familie die Wohnung des für rund fünf Millionen Euro renovierten Pfarrhauses, das auf den ersten Stadtmauern Nürnbergs gründet. Dass den Sebalder Pfarrhof jetzt nicht nur Gemeindemitglieder, sondern auch Tagestouristen und Kaffee-Gäste bevölkern, ist für Brons letztlich konsequent. "Dieser Ort ist Teil der Stadtgeschichte, mittendrin in der Innenstadt und wir wollen uns auch für jedermann öffnen", sagt er
Das Café "Maulbeere" öffnet erstmals am 3. Oktober im Anschluss an den Abendmahlsgottesdienst um 10 Uhr in St. Sebald. Künftig ist es mittwochs bis samstags von 9 bis 18 Uhr und immer nach den Sonntagsgottesdienst geöffnet.