In den bayerischen Wäldern hinterlässt die Klimakrise laut dem Waldbericht des bayerischen Forstministeriums deutliche Spuren.

Der Zustand der Waldbäume habe sich 2020 infolge von drei heiß-trockenen Sommern gegenüber dem Vorjahr "wie befürchtet weiter verschlechtert", sagte Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) am Mittwoch bei der Vorstellung des Berichts im bayerischen Landtag.

"Waldumbau-Offensive"

"Das zeigt uns deutlich, wie wichtig es ist, unsere Wälder an den Klimawandel anzupassen", sagte Kaniber laut Mitteilung. Nur wenn es gelinge, die Wälder mit zukunftsträchtigen Baumarten zu verjüngen, "können wir sicherstellen, dass wir auch künftigen Generationen artenreiche und gemischte Wälder hinterlassen". Die "Waldumbau-Offensive" sei ein wichtiger Baustein in der Klimaschutz-Strategie.

Schäden durch Trockenheit

Der Nadel- und Blattverlust aller Baumarten stieg laut Bericht im Vorjahresvergleich bayernweit um 3,3 Prozentpunkte auf nun 28 Prozent. Grund dafür seien die langanhaltend hohen Temperaturen verbunden mit wenig Regen und schädlichen Insekten.

Am stärksten betroffen sei das trockene Nordbayern, wo der Nadel- und Blattverlust mit 32 Prozent deutlich über dem bayerischen Schnitt liege.

Am meisten leidet die Kiefer mit bayernweit 35 Prozent Nadelverlust (2019: knapp 32 Prozent). Positive Entwicklungen gab es bei der Eiche: Sie komme mit 26 Prozent Blattverlust (2019: 27 Prozent) am besten mit der Trockenheit zurecht und sei als heimische Baumart wichtig für den Aufbau "klimatoleranter, stabiler und zukunftsfähiger Mischwälder", hieß es.

Insgesamt weisen nur noch rund 20 Prozent aller Bäume keine erkennbaren Schäden auf; vor zehn Jahren waren es noch rund 35 Prozent.

Forderungen der Grünen

Die Landtagsfraktion der Grünen forderte, die Wertschöpfungskette Wald-Forst-Holz komplett zu stärken und öffentliche Gebäude nicht weiterhin aus Beton zu bauen wie etwa kürzlich beim Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg.

Der Freistaat müsse ein Vorbild sein, sagte der Grünen-Abgeordnete Hans Urban: "Wenn der Staat ein Haus baut, dann muss es aus Holz sein." Es müsse Pflicht werden, staatliche oder staatlich bezuschusste Gebäude aus Holz zu bauen, um Klimaschutz zu betreiben und zugleich dem Rundholzmarkt etwas Gutes zu tun.

Urban forderte außerdem, den Waldnaturschutz auf privaten und kommunalen Flächen stärker auszubauen.

Kritik seitens der SPD

Beim Waldumbau verfehle die Staatsregierung bislang die selbstgesteckten Ziele, kritisierte die SPD-Landtagsfraktion. Bis 2020 hätten es eigentlich 100.000 Hektar sein sollen, doch erreicht wurden erst 76.000 Hektar.

Wenn die Wälder angesichts des Klimawandels Bestand haben sollen, dann müsse "beim Waldumbau aufs Tempo gedrückt werden", sagte die SPD-Abgeordnete Martina Fehlner. Dazu dürfe nicht weiter am Personal gespart werden: Die Forstmitarbeiter "arbeiten seit Jahren am Limit", so Fehlner.

Bund Naturschutz: Forderung nach wirksamen Klimaschutzgesetz

Laut dem Bund Naturschutz (BN) sind die deutlich sichtbaren Schäden in Bayerns Wäldern auf den höchsten Wert seit Beginn der Waldschadens-Erhebung in den 1980er-Jahren gestiegen.

Um die Wälder besser vor den Auswirkungen der Klimakrise zu schützen, brauche es "ein wirksames bayerisches Klimaschutzgesetz, um Wetterextreme wie Hitze und Dürreereignisse zu vermeiden", sagte BN-Landesvorsitzender Richard Mergner.

Der Entwurf für ein Klimaschutzgesetz, der an diesem Donnerstag (12.11.) im Landtag verabschiedet werden soll, werde diesen Herausforderungen "in keinster Weise gerecht".

Zudem forderte der BN eine schonendere Waldwirtschaft, um ein kühl-feuchtes Waldklima zu erhalten. Zu starke Holznutzung müsse beendet werden, da sie zur Auflichtung führe und damit zur Aufheizung und Schädigung der Wälder beitrage.

Damit in den kranken Wäldern genügend an die Klimakrise angepasste Jungbäume heranwachsen können, müsse mehr Jagd auf überhöhte Wildbestände stattfinden.

Die Daten zum Waldzustand basieren laut Ministerium auf einer jährlichen Erhebung durch speziell geschulte Försterinnen und Förster.