Angekommen ist der Hettstadter Zeichner Eo Borucki in der evangelischen Erwachsenenbildung des Dekanats Würzburg. Deren Heimstatt, das Schröder-Haus, stellt ab dem 5. Mai seine Cartoons unter dem Titel "Fundsachen" aus.
Das ist gut, denn, wie das Eingangszitat zeigt: Sprachliche Doppeldeutigkeiten und – möglicherweise wissent- und willentliche – Missverständnisse sind eine Quelle von Eo Boruckis Komik. Manchmal nimmt er Wörter bildlich. Das kann leicht ins Auge gehen, diese Technik verlangt Zurückhaltung und Um-die-Ecke-Denken, um nicht platt zu wirken. Der Zeichner, Autor (und Jurist und Redakteur) beherrscht sich und das sogenannte Wörtlichnehmen. Das ist eine Frage der Ökonomie. Wer die ernst nimmt, formuliert auch seine Bildtexte immer in der richtigen Länge. So wie der Komiker aus dem kleinen Nachbarort von Würzburg.
"Ein kleines Zaudern – schon wird die Sache flach"
Ein Gespür für das richtige Timing trainiert der gelernte Zeitungsmann heute noch in seinem publizistischen Nebenberuf. Er schreibt und spricht Glossen und Dialoge für den Bayerischen Rundfunk, erstes und zweites Programm. Da sprengt jede überzählige Zeile Text die Sendezeit erheblich. Boruckis Hauptstandbein ist übrigens nicht lustig, sondern die Juristerei: Er bringt Kranken- und Altenpflegern alles Rechtliche ihrer Tätigkeit bei.
Die meisten Cartoons veröffentlichte er in seiner Zeit bei der Mainpost und ihren Tochterblättern, 2003 bis 2008. Sein Strich und seine charakteristischen Witzfiguren stehen sicher noch manchem Abonnenten vor Augen: "Man muss sich eine Grundfigur überlegen, die man nur noch variiert", erklärt er: "Da darf man gar nicht mehr groß überlegen, wie man das macht. Sonst dauert das zu lange." Das gilt nicht nur für die Bevölkerung seiner Witzerzählungen. Auch der einzelne Strich "sollte tunlichst aus dem Ärmel geschüttelt werden. Ein kleines Zaudern – schon wird die Sache flach. Eine klein wenig zu sehr aufs Gaspedal – und das Objekt entgleitet. Ein bisschen zu viel von dett Janze, und schon erregt die Zeichnung eher Mitleid statt Schmunzeln".
Von Ludwig Erhard bis Frank Zappa
Richtige Lehrer hat das Multitalent "leider" nicht gehabt. Aber den Ehrgeiz, von den relativ problemlosen Filzstiften auf die Tuschefeder umzusatteln. Nur blieb die Stahlfeder im entscheidenden Abschnitt z. B. eines geplanten Kreises immer im Papier stecken. Youtube-Videos eines osteuropäischen Grafikers halfen ihm über diese Schwierigkeit hinweg.
In der fruchtbaren Mainpost-Zeit zeichnete Eo Borucki relativ luftige Cartoons aus Einzelbildern oder kurzen Strips. Für die Ausstellung nahm er auch Blätter in die nähere Auswahl, auf denen das Personal sich dicht an dicht drängelt. Und der Schöpfer verlässt das bekannte, stark abstrakte Borucki-Strichmännchen und wendet sich berühmten Charakterköpfen des 20. Jahrhunderts zu, von Ludwig Erhard bis Frank Zappa. Das kann er auch, und nicht nur in Schwarz-Weiß. In seinem Häuschen in der Hettstadter Dorfmitte hängen gewagt – und gewonnen – farbige Porträts in beachtlichen Formaten an den Wänden. Der Urheber tritt neben den staunenden Besucher und gibt zu, dass das meiste schon recht gelungen ist. Und verspricht, demnächst einen Kurs zur Weiterbildung zu besuchen.
Auch die Gastgeberin im Schröder-Haus ist von seiner Produktion angetan. Die promovierte Theologin Anni Hentschel hat die Realitätsprobe mit Boruckis Humor gemacht: "Mit schnellen Strichen nimmt er unsere Wirklichkeit ins Visier, um treffsicher Lustiges, Irrsinniges und allzu Selbstverständliches aufs Korn zu nehmen. Wenn ich die Welt so durch seine Augen betrachte, kann ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen." Besonders angetan haben es ihr "die sorgfältig gestalteten Gesichter, denn man kann in ihnen wie in einem offenen Buch Gedanken und Gefühle lesen, die wir normalerweise lieber geheimhalten". Also Augen auf!