"Eigentlich müssten die Staaten Europas die Seenotrettung übernehmen. Das tun sie aber nicht, und deshalb braucht es Schiffe wie die 'Sea-Watch 4'. Damit nicht noch mehr Menschen ertrinken", sagte der bayerische Landesbischof in einem Interview der Verlagsgruppe Bistumspresse in Osnabrück.

Die "Sea-Watch 4" wurde vom Bündnis "United4Rescue" finanziert, das maßgeblich von der EKD initiiert wurde.

Wie eine Sea-Watch-Sprecherin dem Sonntagsblatt.de am Mittwoch sagte, soll das Schiff Mitte August auslaufen. "Sollte die Mission behindert werden, werden wir uns für die Crew und die geretteten Menschen einsetzen", fügte Bedford-Strohm in dem am Mittwoch vorab veröffentlichten Interview hinzu.

Politiker, die sich auf das Christentum beziehen und gleichzeitig zivile Seenotretter behindern, müssten sich die Frage gefallen lassen, "wie sich die christlichen Grundorientierungen eigentlich in ihrem politischen Handeln niederschlagen", sagte der Theologe, der auch bayerischer Landesbischof ist. Dass mehr Menschen auf die Schlauchboote gehen, wenn gerettet wird, stimme laut entsprechenden Studien schlicht nicht:

"Menschen ertrinken zu lassen, ist unabhängig davon keine humane Option", sagte Bedford-Strohm.

Die Idee eines kirchlichen Seenotrettungsschiffs im Mittelmeer geht auf den evangelischen Kirchentag in Dortmund 2019 zurück. Im Januar ersteigerte das Bündnis das Schiff für 1,3 Millionen Euro, darunter 1,1 Millionen Euro Spendengelde. "United4Rescue" gehören mittlerweile mehr als 500 Organisationen und Unternehmen angehören.

Im Februar wurde die "Sea-Watch 4" getauft und an den Verein Sea-Watch übergeben, der das Schiff im Auftrag des Bündnisses betreibt. Nach den ursprünglichen Plänen sollte das Schiff schon zu Ostern in See stechen. Die Einschränkungen wegen der Corona-Krise verzögerten dies. Derzeit liegt das Schiff im spanischen Burriana vor Anker, wo es umgebaut wurde.