Laut Space-Eye-Gründer Michael Buschheuer haben sich mehr als ein Dutzend Familien, Unterstützer aus Kirche, Unternehmen sowie Künstler in Regensburg bereiterklärt, Geflüchtete bei sich aufzunehmen und ihnen bei Ausbildung und Integration zu helfen. Laut UNHCR leben derzeit mehr als 33.000 Menschen in den fünf Aufnahme- und Identifikationszentren auf den griechischen Inseln. Buschheuer gründete 2015 auch die Regensburger Seenot-Rettungsorganisation Sea-Eye.

Herr Buschheuer, Sie wollen 50 Flüchtlinge von den griechischen Inseln aufnehmen. Wie kann man sich Ihre Aktion vorstellen?

Michael Buschheuer: Wir wollen in Regensburg die leistungsstarken Kräfte zusammenfassen, die sich sonst um Migration und Geflüchtete kümmern und ein Angebot machen. Wir haben Paten gefunden, die im Moment eine Wohnung anbieten, einen Arbeitsplatz, Integrationsleistungen erbringen, Schulunterricht geben und dergleichen mehr. Unser Angebot lautet: 50 Vollpatenschaften, die aber nicht von 50 Menschen übernommen werden sollen, sondern bestenfalls von 500 Leuten, die Teilleistungen anbieten, die kleine Pakete abdecken können, zeitlich und finanziell. Mit diesem Paket wollen wir an die Stadt herantreten und sagen: Regensburg ist bereit. Hier gibt es Menschen, die der Stadt, dem Staat und der Gemeinschaft Lasten abnehmen. Und es wäre an der Zeit, 50 Menschen von den griechischen Inseln hierher einzuladen.

Die Verteilung von Geflüchteten obliegt dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und dem UNHCR. Machen Sie da nicht falsche Versprechungen?

Buschheuer: Versprechungen können wir gar nicht machen. Wir können nur Angebote formulieren und die Stadt bestärken, ihrer Verantwortung so nachzukommen, wie sie ganz Europa trägt. Wir sehen Regensburg auch nur deshalb in der Verpflichtung, weil alle anderen nicht genug tun. Letztlich ist es natürlich ein europäisches Thema. Es wäre sehr schön, wenn Europa sich einigen könnte über die Aufnahme und über die Abhandlung von Asylverfahren, die dort anstehen. Das tut Europa aber nicht. Und nur deshalb versuchen wir Einzelwege zu gehen, weil man sich nicht der Verantwortung entziehen kann, bloß weil alle anderen Nein sagen.

Es ist doch im europäischen Kontext immer das gleiche Spiel: Alle sagen Nein, deshalb sage auch ich Nein, und jeder denkt, er hat damit keine Verantwortung mehr. Aber selbstverständlich trifft auch mich eine Verantwortung, wenn europäische Staaten alle Nein sagen und in Griechenland mehr als 33.000 Menschen wörtlich im Dreck leben. Das sind uneuropäische Situationen, die wir in Deutschland für Griechenland nicht aushalten dürfen.

Wie soll man Ihr Angebot verstehen, als Aufforderung, als politisches Statement?

Buschheuer: Wir wollen diesen dauernden Ausredekreis durchbrechen. Es ist nicht einfach nur eine politische Pattsituation, in der die Flüchtlinge zu Geiseln der europäischen Politik werden, sondern es ist auch so, dass sich viele Leute über diese Pattsituation freuen, weil sie wollen, dass auf den griechischen Inseln und an den europäischen Grenzen schlechte Bedingungen herrschen. Mit diesen Situationen versucht man, Menschen davon abzuhalten, nach Europa zu kommen. Man versucht, einen Bremseffekt zu etablieren, mit der Aussage: Wer nach Europa kommt, verliert, er gewinnt nicht. Ich kann verstehen, dass nicht jeder die ganze Welt in Deutschland oder Europa haben will, aber ich wüsste nicht, dass Abschreckungsbeispiele in unserer Verfassung stehen. Das zu tun, steht niemandem zu.