Mehr als 30 Jahre war er bei Diakoneo - und dem Vorgängerunternehmen Diakonie Neuendettelsau - tätig, mehr als 20 Jahre davon als Vorstandsmitglied: Zum 1. Januar geht Jürgen Zenker in den Ruhestand. Der Vorstand Dienste für Menschen bei Diakoneo hat viele Jahre die Entwicklungen in der Behindertenhilfe und bei der Arbeit mit Senioren miterlebt und -geprägt. Offiziell wird er am Sonntag, dem 11. Dezember 2022, um 10 Uhr in der Diakoniekirche St. Laurentius verabschiedet.

Herr Zenker, Sie kennen Diakoneo mit seinen Vorgänger-Organisationen seit mehr als drei Jahrzehnten. Ist das Sozialunternehmen für die nächsten 30 Jahre gut aufgestellt?

Jürgen Zenker: In seiner Gänze auf alle Fälle. Gerade die Fusion mit dem Diakoniewerk Schwäbisch Hall hat alle Beteiligten stabiler gemacht. Nur deshalb sind wir so gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Zwei Beispiele: Unser zentraler Einkauf hat die Versorgung mit Schutzmaterial jederzeit gewährleisten können. Und das hauseigene Labor am Diakoneo Diak Klinikum hat vielen Diakoneo-Einrichtungen helfen können, Tests bei Bedarf schneller auswerten zu können als auf den üblichen Wegen. Wir haben ganz verschiedene Einrichtungen unter einem Dach vereint. Das macht uns resilienter.

"Heute steht die Einzelperson im Zentrum."

Die Behindertenhilfe hat sich in ihrer Zeit als Vorstand des Bereichs Dienste für Menschen stark verändert. Nur zum Guten - oder gibt es auch kritische Entwicklungen?

Da hat sich in den vergangenen 30 Jahren enorm viel getan. Das Bundesteilhabegesetz ist ein Meilenstein, an dem sich einiges festmachen lässt. Es war erst die gesellschaftliche Entwicklung, die zu diesem Gesetz geführt hat. Nun wird es selbst massive Veränderungen auslösen. Die Wichtigste für mich: Einst standen vor allem die Institutionen im Mittelpunkt, heute steht die Einzelperson im Zentrum. Diese Entwicklung freut mich, auch wenn wir konstatieren müssen, dass die Maschen im Netz weiter geworden sind. Die Eigenverantwortung nimmt deutlich zu. Das hat nicht nur Vorteile.

Wenn Sie zum Abschied aus dem Berufsleben den Politikern und Regierungen in Land und Bund etwas ins Hausaufgabenheft schreiben dürften: Was wäre das?

Ich kann es gar nicht oft genug wiederholen: Bürokratieabbau! Die Dokumentationspflichten insbesondere in der Altenpflege führen das System in den Abgrund. Es ist ja nicht nur die Frage, was alles niedergeschrieben werden muss, oft genug muss das Gleiche für drei verschiedene Institutionen notiert werden. Die jüngste Wendung: Zum 1. Januar wird eine "lebenslange Beschäftigungsnummer" für Mitarbeitende in der Pflege eingeführt, ohne die künftig bestimmte Leistungen nicht abgerechnet werden können. Als ob es keine Sozialversicherungsnummer gäbe!