Klimaschutz? Geht ganz einfach: Einen Kasten Bier kaufen – und schon hat man einen Quadratmeter Regenwald geschützt. Oder?
So einfach ist es leider nicht. Aber keine Sorge, dieser Kommentar will nicht nur meckern, sondern auch Ideen aufzeigen. Doch fangen wir mit der Kritik an.
Nur anpflanzen ist nicht sinnvoll
Laut der Fachzeitschrift Ökotest belegt das Pflanzen neuer Bäume nur Platz zwei auf der Liste von Dingen, die helfen, das Klima zu schützen. Besser ist es, bereits bestehenden Wälder zu schützen. Moore sind übrigens sogar noch bessere CO2-Speicher als Wälder. Drei Dinge müssen übrigens beim Aufforsten beachtet werden:
- Nur pflanzen bringt nichts. Der Baum braucht Pflege.
- Erst nach Jahren bindet er genug CO2, dass er eine "positive Klimawirkung" hat. Je nach Art des Baumes speichert er mehr oder weniger O2.
- Monokulturen sind anfällig für Schädlinge und erlauben weniger Artenvielfalt .
Das Problem mit dem Baum pflanzen
Nur einen Baum pflanzen und dann wird das Klima gerettet, das ist etwas zu kurz gedacht. Der Baum muss jahrelang wachsen und bindet dadurch das CO2. Es muss also sichergestellt werden, dass aus dem gepflanzten Baum auch wirklich ein Baum wächst. Die Angaben "Es wurden so und so viele Bäume gepflanzt", sind deshalb mit Vorsicht zu genießen. Das bedeutet natürlich nicht, dass Aufforsten grundsätzlich Greenwashing bedeutet. Es kann helfen, CO2 zu binden. Das Problem ist: Es dauert, es kostet Geld und auch ein Baum ist nicht für immer: Überflutungen, Brände und Stürme können den Bäumen ans Leder bzw. an die Rinde.
Und dann eben die Gefahr des Missbrauchs. Damit die Organisationen auch das einhalten, was sie versprechen, können sie sich zertifizieren lassen. Aber auch das ist teuer. Aktuell gibt es zwei Anbieter, die Zertifikate ausstellen: Der sogenannte Gold Standard und Verified Carbon Standard.
Das Spiel mit dem Vertrauen
Bäumepflanzen liefert eine einfache Antwort auf ein kompliziertes Problem. Deswegen ist es wahrscheinlich so beliebt. Denn, sind wir mal ehrlich, wenn man sich Gedanken über die Klimakatastrophe macht, fühlt man sich ohnmächtig. Man fühlt sich klein und hilflos. Das ist kein gutes Gefühl. Aber wir wollen uns ja gut fühlen.
Und an dieser Stelle kommt die Spende für einen Baum ins Spiel: Entweder, indem wir einer Organisation eine Spende machen, oder ein Produkt kaufen, das uns zusätzlich einen Baum verspricht. Fühlt sich gut an, oder? Ich bin aktiv geworden und habe etwas fürs Klima getan! Ich gebe damit auch ein Stück der Verantwortung ab, weil ich darauf vertraue, dass das jeweilige Unternehmen zu seinen Versprechungen steht. Das ist übrigens nicht nur beim Bäume pflanzen so, sondern auch bei jeder anderen Form von Werbeversprechen.
Wenn mit den diese Versprechen eben nur Versprechen bleiben und die Zahlen intransparent sind, dann ist mein Vertrauen in die Organisationen erschüttert und hinterlässt einen schalen Beigeschmack. Denn noch weniger als Hilflosigkeit mag ich das Gefühl, wenn mich jemand nicht für voll nimmt oder übers Ohr hauen will.
Einfach mal nicht(s) machen
Wie geht man jetzt am besten mit der Hilflosigkeit um? Ohne Einschränkungen werden wir der Klimakatastrophe nicht beikommen. Das Beispiel "Plant for the Planet" zeigt deutlich, dass es in diesem Bereich keine billigen Lösungen gibt. Aber, wenn jede*r von uns kleine Einschränkungen in Kauf nimmt, kann die Menschheit einige der Folgen der Klimakatastrophe abmildern. Sonst bleibt uns nämlich bald nicht mehr viel Lebensraum übrig.
Nicht jede*r hat die Möglichkeit unverpackt einkaufen zu gehen, das Auto stehen zu lassen oder einmal die Woche zum Hofladen zu fahren, um regionale Produkte zu kaufen.
Es kann aber auch schon helfen, gewisse Dinge nicht zu machen. Faul sein, um etwas fürs Klima zu tun. Das klingt erstmal kontraintuitiv, ist aber sinnvoll.
- Essen Sie kein Fleisch. An dieser Stelle möchte ich niemandem das Schäufele, die Bratwurst oder die Leberkässemmel madig machen. Eher, dass Fleisch auf dem Speiseplan die Ausnahme sein sollte. Dann wird es zu einem Highlight und man kann es noch mehr genießen.
- Duschen Sie nicht oder nicht so lange. Über den Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wurde gelacht, als er den Vorschlag gemacht hat, kürzer zu duschen. Man muss allerdings nicht so radikal sein, dass man für das Klima auf die Körperhygiene verzichtet. Man kann aber entweder kürzer duschen oder einen wassersparenden Duschkopf einbauen. Das spart auch Energiekosten. Das Bundesumweltamt hat ein PDF zum kostenlosen Download erstellt, bei dem Sie sich Inspirationen zum Energiesparen holen können.
- Kaufen Sie kein Wasser. Leitungswasser in Deutschland wird streng kontrolliert. Außerdem ist es billiger als Wasser aus der Flasche. Und durch das Trinken von Leitungswasser schmälern Sie außerdem den Profit von Großkonzernen wie Nestlé oder Vittel. Wenn das mal nicht die faulste Form von Konsumkritik ist, dann weiß ich auch nicht.