Elisabeth Kreuz besitzt ein Handy "zum Telefonieren", wie sie betont. Ein Smartphone mit vielen Apps brauche sie nicht, sagt die Vorsitzende der Indienhilfe Herrsching, Fotos macht sie mit dem Gerät auch nicht.
Wenn sie ein Handy vor sich hat, sieht sie die darin verbauten teuren Metalle und seltenen Erden. Und sie denkt an "furchtbare Bedingungen", unter denen so manches Handy gebaut worden sei. Ein kaputtes oder nicht mehr genutztes Handy sollte daher bestimmt nicht im Restmüll landen, sagt sie. Nach Angaben des Kinderhilfswerks Unicef arbeiten rund 40.000 Kinder in der Demokratischen Republik Kongo, um Kobalt abzubauen.
Smartphone sind "wahrer Rohstoffschatz"
Die Mitarbeiterin für Bildung beim evangelischen Partnerschaftswerk Mission EineWelt, Gisela Voltz, erläutert, "jedes Smartphone ist ein wahrer Rohstoffschatz". Experten sagen, dass im Durchschnitt aus jedem tragbaren Telefon 150 Milligramm Silber, 25 Milligramm Gold und 9 Gramm Kupfer und kleinere Mengen Palladium und Platin gewonnen werden können.
Voltz ist für eine Handy-Sammel-Kampagne von Mission EineWelt und dem Eine Welt Netzwerk Bayern zuständig. Die Sammelaktion ist eine Challenge, die bis zum World Earth Day am 22. April dauert. Schulen, Kirchengemeinden, Vereine, Weltläden oder Arztpraxen sollen Handy-Sammelboxen für gebrauchte Handys aufstellen. Die drei Orte, die die meisten Handys sammeln, können Bildungsangebote mit Workshops, Ausstellungen oder Filmgesprächen gewinnen.
Einer, der schon seit Jahren als "Handy-Müllmann" unterwegs ist, wie er selbst sagt, ist Ernst Gürlich aus Bad Tölz. Dem pensionierten Ingenieur vertrauen Bekannte, sein Arzt oder eine Realschulklasse ausgediente Smartphones an. Zeitweise war das Sammeln kompliziert, weil kaputte Smartphones, in denen noch ein Akku steckte, nur mit einem Gefahrguttransport weitergesendet werden durfte, berichtet Gürlich.
"Außer sie sahen so aus, als wäre eine Straßenbahn darübergefahren."
So machte sich der handwerklich begabte Rentner daran, eigenhändig die gut verschweißten Handys zu öffnen, um die Akkus zu entfernen. Inzwischen gibt es eine neue Abmachung mit der Telekom, nach der auch wieder Handys mit Akku gesammelt werden können.
25 Millionen neue Handys jedes Jahr
In Deutschland werden jedes Jahr ungefähr 25 Millionen neue portable Telefone gekauft, informiert Gisela Voltz. Jedes Gerät werde im Schnitt nur eineinhalb Jahre genutzt. Die nicht ausrangierten Handys würden einen Haufen von 5.000 Tonnen Elektronikschrott ergeben. Solcher Schrott hat wiederum schlimme Folgen für Länder im Globalen Süden. In Ghana etwa haben brennende Elektroschrott-Halden, von denen verbotenerweise der Großteil aus Geräten aus Europa besteht, verheerende Folgen für die Gesundheit der Menschen und die Umwelt, berichten Entwicklungshelfer in Reportagen aus dem Land.
Viele Handy-Besitzer kaufen sich ein neues Modell und lassen das alte in der Schublade verstauben. Meist haben sie die Sorge, dass ihre auf dem Handy vorhandenen Daten in fremde Hände geraten. Voltz versteht eine Skepsis, das Gerät einfach beim Wertstoffhof oder den Händlern abzugeben.
"Das ist oft noch sehr intransparent, was anschließend passiert".
Für ihre Sammelaktion aber beruhigt Voltz: "Die Daten werden nach den aktuell höchsten Standards professionell gelöscht". Da verlasse man sich auf die Zusagen des Partners Deutsche Telekom, die wiederum auf "Foxwell" baue, einem zertifizierten Entsorgungsbetrieb.
"Wir können alle unsere Mitmenschen und die Umwelt schonen, wenn wir Handys so lange wie möglich nutzen", mahnt die Bildungsreferentin. "Die Ressourcen sind nicht unendlich". Sie findet daher ein Pfandsystem sinnvoll. Beim Kauf eines neuen Smartphones könnten die Verbraucher 50 oder 100 Euro Pfand hinlegen, die sie vom Händler zurückbekommen, wenn sie ein neues Gerät kaufen und das alte abgeben. Das lehnten Händler zwar noch ab, sagt Voltz, "aber es kann ja nicht sein, dass sie uns mit Handys überschwemmen, aber die Entsorgung zum Teil giftiger Stoffe dann einfach der Allgemeinheit anlasten".
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