Der März ist der Monat der Frauen: Weltgebetstag und Internationaler Frauentag lenken kurz hintereinander den Blick auf die Hälfte der Bevölkerung, die in weiten Teilen der Welt noch immer qua Geschlecht benachteiligt wird.

Jeden dritten Tag tötet ein Mann seine (Ex-)Partnerin

Auch in Deutschland gibt es dazu einiges zu sagen: Der Frauenanteil im Deutschen Bundestag liegt bei knapp 35 Prozent. Laut Statistischem Bundesamt verdienen berufstätige Frauen im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer.

80 Prozent der Opfer von häuslicher Gewalt sind Frauen, berichtet das Bundeskriminalamt; jeden dritten Tag wird eine Frau in Deutschland von ihrem (Ex-) Partner getötet. Und sogar in "emanzipierten" Familien lastet die "mental load" der ratternden to-do-Listen im Kopf laut Krankenkassen vorwiegend auf den Frauen.

Viel passiert seit Schröders "Gedöns"

Trotzdem ist viel passiert, seit Ex-Kanzler Gerhard Schröder vor 25 Jahren seinen Spruch vom "Ministerium für Familie und Gedöns" in die Welt setzte. Ja, Frauen müssen immer wieder kämpfen – aber sie finden in Deutschland und anderen Ländern der westlichen Welt auch Gehör und Unterstützung.

Das kann man bekanntlich für andere Staaten nicht behaupten – die Liste von Kopftuchzwang, Genitalverstümmelung, Zwangsprostitution oder Bildungsausschluss lässt sich beliebig verlängern und ist für die unterschiedlichsten Länder gültig.

Feministische Außen- und Entwicklungspolitik

Deshalb haben die Ministerinnen Annalena Baerbock (Grüne) und Svenja Schulze (SPD) – vielleicht nicht zufällig am Anfang des Frauenmonats März – ihre Leitlinien für eine feministische Außen- und Entwicklungspolitik vorgestellt.

Weder sind sie damit die ersten: Auch Kanada, Frankreich, Luxemburg, Mexiko, Spanien und Libyen verfolgen diesen Ansatz in ihrer Regierungspolitik. Noch ist der Ansatz neu: Schon seit 1975 mühen sich die Vereinten Nationen mittels Weltfrauenkonferenzen und diverser Resolutionen darum, die Rechte von Frauen in den Blick der Staatschefs zu bringen.

Trotzdem fehlt laut Auswärtigem Amt noch immer in 42 Ländern ein gesetzlicher Kündigungsschutz für Schwangere. Und rund 600 Millionen Frauen weltweit bekommen vor Gericht keine Unterstützung, wenn sie zu Hause verprügelt werden – einfach, weil das in ihren Heimatländern gar nicht verboten ist.

Augenrollen? Bitte mal in sich gehen

Wer deshalb beim Stichwort "feministischer Reflex" die Augen rollt, sollte noch mal in sich gehen. Der Begriff bezeichnet in den neuen Leitlinien schlicht die Idee, bei allen Handlungen und finanziellen Hilfen darüber nachzudenken, inwieweit sie Frauen vor Ort nutzen.

Studien über die Wirksamkeit von Frauenförderung gibt es laut Entwicklungsministerium genug: Wo Frauen gleichberechtigt über Politik und Wirtschaft mitentscheiden können, gibt es demnach weniger Hunger, weniger Armut und mehr Stabilität.

Spöttern und Skeptikern sei gesagt: Frauen sind weder die besseren Männer noch die besseren Menschen. Sie sind Frauen: Mütter, Schwestern, Partnerinnen, Töchter.

Sie haben oft einen Blick und kluge Ideen für Gemeinschaft, menschliche Nöte und Fürsorge, sind häufig gut vernetzt, kooperativ veranlagt, pragmatisch und lösungsorientiert. Höchste Zeit, dass das systematisch gefördert wird - weltweit.

 

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