Politik und Gesellschaft sollten sich zu einer angemessenen Refinanzierung des Sozial- und Pflegesektors bekennen, sagte der Vorstandssprecher am Freitag in Nürnberg. Die bisherige Finanzierung decke Personalquoten "ohne jeden Puffer", kritisierte Ewelt.
Wenn Mitarbeitende Urlaub hätten oder krank seien, müssten die Kolleginnen und Kollegen diese Ausfälle zusätzlich schultern, oder die Träger hätten Mehrausgaben für Springer. Nach seiner Überzeugung würde "eine tatsächlich auskömmliche Finanzierung" die Branche attraktiver machen.
Corona-Krise gefährdet Finanzierung
Ewelt macht sich zudem Sorgen, dass viele Anbieter eine zweite Coronawelle mit Schließungen und Einbußen bei den Entgelten von Versorgungs- und Hilfsangeboten nicht überstehen könnten. Denn die öffentlichen Kostenträger und Zuschussgeber signalisierten, dass gespart werden müsse.
Weitere Kürzungen träfen nicht nur den diakonischen Verbund der Stadtmission hart, sagte der Vorstandssprecher. Man habe sich daran gewöhnt, dass die Diakonie Geld aus Eigenmitteln zuschieße, wenn Angebote nicht vollständig durch die öffentliche Hand finanziert worden seien.
"Doch wir sind druckempfindlicher geworden." Ewelt unterstrich: "Die Sozialwirtschaft hat keine Cashcows, keine Polster, mit denen Finanzierungslücken geräuschlos ausgeglichen werden könnten."
"Sozialkrise" als Folge
Der Pfarrer warnte außerdem davor, dass die Corona-Krise "eine Sozialkrise im Gepäck" habe. Mehr Menschen bräuchten perspektivisch professionelle, soziale Hilfe. Er denke dabei an die Armutsprävention, die sozialpsychiatrische Arbeit oder die Kinder- und Jugendhilfe. Sparzwänge dürften nicht auf dem Rücken von Hilfebedürftigen ausgetragen werden, so Ewelt.
Der diakonische Verbund von Stadtmission Nürnberg und Diakonie Erlangen beschäftigt nach eigenen Angaben etwa 1.900 Mitarbeitende in rund 80 Einrichtungen und Diensten in der Metropolregion.