München (epd). Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) aufgefordert, seine Attacken auf Bayern im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie einzustellen. "Wir Länder haben mehrfach um klare Leitplanken des Bundes gebeten, interessiert hat das in der Ampel aber leider niemanden", sagte Holetschek am Donnerstag in Nürnberg.

Das Infektionsschutzgesetz der Ampel-Koalition gebe den Ländern freie Hand bei der Bewertung der Pandemie und den zu treffenden Maßnahmen. "Uns jetzt vorzuwerfen, dass wir dies nach bestem Wissen und Gewissen machen, ist scheinheilig."

Es sei wichtig, den Menschen mit der veränderten Pandemie-Lage auch wieder Perspektiven für mehr Freiheiten zu eröffnen, sagte der bayerische Gesundheitsminister. Vorsicht sei zwar nach wie vor angebracht, Lauterbach solle die Menschen jedoch "nicht permanent in Panik versetzen".

Die Aufhebung der Isolationspflicht in Bayern und mehreren anderen Bundesländern sei ein sorgfältig abgewogener Schritt gewesen, den auch Virologen und Praktiker unterstützten. Im Hinblick auf eine Lockerung der Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln beobachte man in Bayern die Pandemie-Lage genau und werde "hier zu gegebener Zeit eine verantwortungsvolle Entscheidung treffen".

Lauterbach hatte am Donnerstag im Bayerischen Rundfunk einen "Überbietungswettbewerb" der Bundesländer bei der Lockerung von Schutzmaßnahmen beklagt. Für eine Entwarnung in der Pandemie sei es noch zu früh, sagte der SPD-Politiker zum "Thema des Tages" bei BR24. Die Lockerungen seien "ein Stück weit populistisch" und brächten jene in Gefahr, die sich selbst nicht gut schützen können, sagte Lauterbach, der auf aktuell 1.000 Corona-Tote pro Woche und eine unerwartet hohe Übersterblichkeit im Oktober verwies.