München (epd). Bayern plant in seinem neuen Energiekonzept Ausnahmen bei der sogenannten 10H-Regel für Windkraftanlagen. Dass ein Windrad zum Schutz der Anwohner grundsätzlich zehn Mal so weit vom nächsten Wohngebäude entfernt sein muss, wie es hoch ist, soll zwar beibehalten werden, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag nach einer Sitzung des Kabinetts. Es soll aber künftig einige Ausnahmen geben, bei denen lediglich 1.000 Meter Abstand eingehalten werden müssen. Dazu gehörten etwa "vorbelastete Gebiete" an Autobahnen, mehrspurigen Bundesstraßen und Eisenbahnen, Waldgebiete sowie der Umkreis von Industrie- und Gewerbegebieten.

"Wir sind keine Gegner der Windkraft, aber wir wollen es mit den Bürgern machen", sagte Söder. Man wolle die Anwohner zu Partnern und nicht zu Betroffenen machen, um den Ausbau voranzubringen. Insgesamt sieht das neue, am Dienstag vom Kabinett beschlossene bayerische Energiekonzept vor, dass perspektivisch rund zwei Prozent der Fläche Bayerns für Windenergie genutzt werden sollen; aktuell sind es laut Söder 0,7 Prozent.

Der Energiebedarf in Bayern wird in den nächsten Jahren weiter steigen, sagte der Ministerpräsident und erneuerte seine Forderung, den Ausstieg aus der Kernenergie zu verschieben. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre er "unvernünftig", erläuterte Söder. Auch "Frieren für den Frieden" sei keine Option.

Das neue Energiekonzept sieht laut Söder einen "massiven Ausbau" der Erneuerbaren Energien in Bayern vor; bis 2030 soll ihre Erzeugung im Freistaat verdoppelt werden. Wichtig seien außerdem ein Anschluss Bayerns an das europäische Wasserstoffnetz sowie der Ausbau des Stromnetzes für den Energieimport aus den anderen Bundesländern.