München (epd). Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) wirbt für ukrainische Geflüchtete im Münchner Gaststättengewerbe. Viele Hotels und Gaststätten seien dringend auf neues Personal angewiesen. "Vorausgesetzt, die Bezahlung stimmt. Denn wer vor dem Krieg flieht und bei uns Schutz sucht, darf nicht ausgenutzt werden", sagte NGG-Regionalchef Tim Lünnemann am Donnerstag laut Mitteilung. Im Münchner Gastgewerbe seien 630 Stellen offen - 452 mehr als noch vor einem Jahr. Ähnlich sieht es auch bayernweit aus: Derzeit seien 9.519 Stellen im Gastgewerbe unbesetzt, 5.101 mehr als vor einem Jahr.

Ukrainische Geflüchtete einzustellen, sei für die Gastronomen und Wirte, die faire Bedingungen anbieten, eine Chance, sagte Lünnemann weiter. Gerade das Gastgewerbe sei weltoffen: Dort arbeiteten schon immer Menschen unterschiedlichster Herkunft - auch aus Osteuropa. "Die Branche ist ideal für den Quereinstieg: von der Küche bis zum Service - hier haben auch Beschäftigte ohne Berufsausbildung gute Chancen. Und Fachkräfte werden ohnehin dringend gebraucht - vom Barkeeper bis zur Hotelfachfrau."

Auch die Bezahlung habe sich zuletzt deutlich verbessert, sagte Lünnemann. Der Einstiegsverdienst liege laut Tarifvertrag derzeit bei zwölf Euro pro Stunde, für Fachkräfte bei mindestens 14,27 Euro. Geflüchtete auf Jobsuche sollten daher darauf bestehen, nach Tarif bezahlt zu werden. Die NGG sei in Sachen Arbeitsrecht für Nicht-EU-Bürger behilflich, auch in ukrainischer Sprache. Das Potenzial unter den ukrainischen Geflüchteten, unter ihnen vor allem Frauen, sei enorm, betonte Lünnemann. Laut Bundesinnenministerium seien 92 Prozent der Ukrainerinnen in ihrer Heimat erwerbstätig oder in Ausbildung gewesen.