München (epd). Vor Beginn des zweitägigen Agrarministerinnen- und Agrarminister-Treffens der G7 hat Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) Zögerlichkeit vorgeworfen. Es müssten endlich Entscheidungen getroffen werden, damit Deutschland seiner internationalen Verantwortung gegen Nahrungsmittelknappheit gerecht wird, teilte Kanibers Ministerium am Donnerstag mit. Man hätte die Chance gehabt, "zusätzlich drei Millionen Menschen ein Jahr lang mit Weizen" zu versorgen. Dafür sei es nun "zu spät".

Im Kern geht es bei der Kritik um die sogenannten Ökologischen Vorrangflächen, also Ackerflächen, die aktuell nicht für die Landwirtschaft genutzt werden. Die EU hatte eine Möglichkeit geschaffen, auf diesen Vorrangflächen vorübergehend "schon in diesem Jahr" Nahrungsmittel anzubauen, hieß es aus dem Münchner Ministerium. Der Zeitpunkt für die Aussaat sei jetzt allerdings verstrichen. "Weil alle Experten vor Hungersnöten warnen, schmerzt diese verpasste Chance", erläuterte Kaniber. Dass sich Deutschland "verweigert hat, ist unsolidarisch und ethisch-moralisch falsch".

Kaniber sagte, wenn "Hunger als Waffe eingesetzt wird, wie Putin das schrecklicherweise tut, müssen wir über die erzwungene Stilllegung von Ackerflächen in der EU generell noch mal neu nachdenken". Die Nahrungsmittelproduktion bekomme dadurch "viel stärker eine ethisch-moralische Bedeutung" und werde auch zur nationalen und europäischen Sicherheitsfrage. Je länger der Krieg dauert, desto mehr steige der Druck, die geplante Stilllegung von vier Prozent Ackerflächen ab kommenden Jahr zeitweise auszusetzen, sagte sie: "Nur so erhalten wir zusätzliche Nahrungsmittel."

Die Agrarministerinnen und -minister treffen sich unter deutscher G7-Präsidentschaft an diesem Freitag und Samstag (13./14. Mai).