Nürnberg (epd). Die Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte Bayerns (AGABY) hat der bayerischen Integrationsbeauftragten Gudrun Brendel-Fischer (CSU) eine "eklatante politische Fehleinschätzung" und mangelnde Sensibilität vorgeworfen. Mit ihrer Aussage von vergangener Woche, ukrainischen Geflüchteten müsse nicht erklärt werden, wie eine Waschmaschine funktioniere, oder dass auf dem Zimmerboden nicht gekocht werden dürfe, habe Brendel-Fischer "ein Lehrbeispiel für populistisch geprägte pauschalisierende Ausgrenzung" gegeben. Ihr fehle das Bewusstsein für die Wirkungsmechanismen rassistischer Denkmuster und Vorurteile, heißt es in einer Mitteilung von AGABY vom Montag.

Nach heftiger Kritik hatte Brendel-Fischer später zwar nachgeschoben, ihre Aussagen hätten sich darauf bezogen, dass Erstorientierungskurse auf die Bedürfnisse ukrainischer Geflüchteter nicht ausgerichtet seien. Das werfe aber wiederum ein schlechtes Licht auf die Inhalte der Erstorientierungskurse, sagte die Vorsitzende der AGABY, Mitra Sharifi. Die Aussagen der Integrationsbeauftragten machten klar, dass bewusste oder unbewusste rassistische Vorurteile und pauschale Geringschätzung gegenüber Geflüchteten existierten und offensichtlich auch Inhalte der Erstorientierungskurse prägten. "Nicht nur Ukrainerinnen und Ukrainer brauchen würdige Sprach- und Orientierungskurse, Lern-, Arbeits- und Wohnmöglichkeiten", erklärte Shafiri.

Nach Brendel-Fischers Äußerungen hatte der Bayerische Flüchtlingsrat ihren Rücktritt gefordert ebenso wie der Kirchenasyl-Verein Matteo. Deren Vorsitzender Stephan Theo Reichel sagte, dass kirchliche Asylhelferinnen und -helfer empört seien, wie die Integrationsbeauftragte "pauschal die nicht-ukrainischen Flüchtlinge diffamiert und versucht, die bei uns Schutzsuchenden gegeneinander auszuspielen".