Regensburg (epd). Unter dem Titel "unendlich still" ist auf dem Evangelischen Zentralfriedhof in Regensburg eine moderne Kunstausstellung eröffnet worden. Zeitgenössische Kunst und Kultur könnten Friedhofe "lebendig machen und in Orte der heiteren Meditation" verwandeln, sagte Helmut Braun, der Kurator und Kunstbeauftragte der bayerischen evangelischen Landeskirche am Dienstagabend bei der Eröffnung. Das Projekt "unendlich still" läuft derzeit bayernweit.
Insgesamt acht Künstlerinnen und Künstler haben ihre Arbeiten zu grundsätzlichen Fragen des Lebens in dem historischen und unter Denkmalschutz stehenden Friedhof eingestellt: Ursula Achternkamp, Madeleine Dietz, Gerhard Fauser, Hubertus Hess, Jan Kuck, Birgit Ramsauer, Pirko Julia Schröder und Sabine Straub. Mit ihren Videos, Fotografien, Bildern, Installationen und Skulpturen kratzten sie an der Oberfläche einer oftmals zu lieblichen Friedhofskultur, sagte Braun.
Gleich am Eingang des Friedhofs mit Parkanlage findet sich beispielsweise eine Arbeit des Konzeptkünstlers Jan Kuck: In blauen und gelben Neonfarben auf Plexiglas zeigt er den Schriftzug "Time matters" (deutsch: "Zeit zählt"). Von der Straße aus gut sichtbar soll der Schriftzug in Pop-Art auf den Friedhof neugierig machen. Es sei eine Arbeit, die Ende August auch beim Bürgerfest des Bundespräsidenten auf Schloss Bellevue zu sehen sein wird, sagte Kuck.
Die Orte der Toten mit zeitgenössischer Kunst ins Leben zu führen sei "etwas Besonderes und Unerwartetes", das zu neuem Denken veranlassen könne, sagte Kulturamtsleiter Wolfgang Dersch von der Stadt Regensburg. Das Projekt sei spannend und passe hervorragend in das Jahresthema der Stadt Regensburg, das "Zwischentöne" lautet. Die harten Gegensätze Leben und Tod, Hoffnung und Verzweiflung, Licht und Dunkel würden damit aufgelöst. "Ein heilsamer Dialog", sagte Dersch.
Das Kunstreferat hatte für das Projekt zunächst den Titel "unendlich schön" vorgesehen. Angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine hat man ihn laut Braun in "unendlich still" geändert. Bis zum 30. September wird je ein Friedhof in den sechs Kirchenkreisen der bayerischen Landeskirche zum Schauplatz zeitgenössischer Kunst. Weitere Stationen sind der Stadtfriedhof Ansbach, der evangelische Friedhof in Oberallershausen (Kreis Freising), der Protestantische Friedhof in Augsburg, der Nürnberger Johannisfriedhof und der Stadtfriedhof Bayreuth.