Der Entwurf hatte etwas Gewagtes - für viele zu gewagt. Man wollte das Westportal öffnen, in einem zwölf Meter hohen Einbau in der historischen Kirche Stuhllager und Aufenthaltsräume unterbringen. Nach vielen Sitzungen und Gespräche mit einem Fachbeirat hat die evangelische Kirchengemeinde St. Lorenz in Nürnberg solche Pläne ad acta gelegt. Sie speckt ihre Pläne für ihren Eingangsbereich erheblich ab. Für eine Neukonzeption weitere Baumaßnahmen im Westteil der Kirche, unter anderem dem Brandschutz geschuldet, schreibe man nun einen Architektenwettbewerb aus, teilte die geschäftsführende Pfarrerin Claudia Voigt-Grabenstein bei einer Online-Pressekonferenz mit.

Hauptaugenmerk wolle man nun bei den Einbauten auf den Brandschutz, die Mesnerstube, in der die Technik untergebracht ist, den Willkommensbereich und den Shop legen, sagte Voigt-Grabenstein. Die Kirchengemeinde wolle die Kirche weiter der Welt öffnen. Bisher würden jährlich 750.000 Menschen in die gotische Kirche kommen. "Je offener eine Kirche ist, umso schutzbedürftiger ist sie aber auch", so die Pfarrerin. Der Auftrag der Planer sei, einen Mittelweg zwischen Öffnung und Schutz zu finden.

Anfang September sollen die Ergebnisse des Wettbewerbs ausgewertet werden 

Im vergangenen Jahr sei die Frage der Öffnung des Westportals noch einmal intensiv diskutiert worden. Dazu sei ein Fachbeirat einberufen worden, der sich aus statischen Gründen, aber auch aus kunsthistorischen und theologischen Gründen mit Mehrheit gegen eine generelle Öffnung des Portals ausgesprochen habe. Der Empfehlung sei der Kirchenvorstand von St. Lorenz gefolgt. Nürnbergs Stadtdekan Jürgen Körnlein erklärte, die notwendigen Umbaumaßnahmen der Lorenzkirche müssten den Menschen, dem Kunstwerk Lorenzkirche und dem gottesdienstlichen Ort zugutekommen.

Für die geschlossene Ausschreibung werde man im Frühjahr Planungsbüros ansprechen, die mit der historischen Substanz umgehen können, so Architekt Michael Stößlein, der mit der Wettbewerbsdurchführung beauftragt ist. Der Bauprozess auch großer historischer Kirchen sei nicht abgeschlossen, das könne man an dem Vorhaben gut erkennen. "Es ist also nicht eine Frage, ob die Kirche weitergebaut wird, sondern wie dies erfolgt." Der Wettbewerb soll nach den Sommerferien 2022 entschieden werden, sagte Stößlein.

Die Kosten für das Projekt sinken 

Für die ursprünglichen Plänen, die Einbauten für Lagerräume und einen Aufenthaltsraum vorsahen, waren rund sechs Millionen Euro Kosten veranschlagt worden. Nach den neuen Überlegungen geht der Leiter des Landeskirchliches Baureferats, Harald Hein, noch von einem Viertel der Kosten aus. "Die Aufgabe wird deutlich reduziert, ist aber für Architektenbüros dennoch anspruchsvoll", sagte er.

Ende 2020 vorgestellte Entwürfe zu einer Neugestaltung des Eingangsbereichs hatten ein lautes öffentliches Echo hervorgerufen. Wissenschaftler und Bauexperten befürchteten in einer Resolution, dass das Raumbild der Lorenzkirche "dramatischen Schaden" nehmen könnte. Christian Brückner vom damaligen Architekturbüro gab zu den neuen Plänen am Mittwoch eine Erklärung ab und bedauerte darin, "dass unsere gemeinsam erarbeitete Vision für die Lorenzkirche nicht gebaute Realität werden wird". Da sich das Anforderungsprofil und die Rahmenbedingungen für die Architektur zwischenzeitlich maßgeblich geändert hätten, seien die Gründe für ein neues Verfahren nachvollziehbar.

Die Kirche St. Lorenz mit ihren beiden hohen spitzen Türmen im Zentrum Nürnbergs ist eine der beiden großen evangelischen Kirchen in der Stadt. Ihr Bau begann um 1250.