Stuttgart (epd). Die Corona-Pandemie hat Familien in Erwerbstätigkeit und Rollenverteilung beeinflusst, aber keine Revolution ausgelöst. Zu diesem Ergebnis kommt die im Internet veröffentlichte Publikation des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg mit dem Titel "Vereinbarkeit im Stresstest". Spürbar verschoben hätten sich die Anteile der Kinderbetreuung zwischen Frauen und Männern, die der Hausarbeit dagegen kaum.

Die Autorinnen und Autoren des Reports stellen unter anderem fest, dass die Gefahr von Arbeitslosigkeit, von Veränderungen der Arbeitszeit und Einkommensverlust umso größer gewesen sei, je geringer das Einkommen und der soziale Status der Eltern gewesen sei. Anders als in der letzten größeren Wirtschaftskrise 2008/2009 seien Mütter diesmal höheren Einkommens- und Beschäftigungsrisiken ausgesetzt gewesen als Väter, weil überproportional viele Wirtschaftsbereiche mit einem hohen Frauenanteil direkt von den Lockdown-Maßnahmen betroffen waren.

"In der Mehrheit der Familien hat sich die familiäre Rollenverteilung während der Pandemie nicht grundsätzlich verändert", schreiben die Statistikexperten. Die Pandemie habe die ungleiche Arbeitsteilung innerhalb von Familien eher sichtbar gemacht und verstärkt, als dass sie diese verursacht habe.

Die statistischen Zahlen zeigten, dass beispielsweise vor der Pandemie in 56,7 Prozent der befragten Paarfamilien überwiegend die Frau für die Kinderbetreuung zuständig war. Knapp ein Drittel der Paare teilte sich die Kinderbetreuung in etwa gleich. Im Frühsommer 2020 hatte der Anteil der Paare, in denen überwiegend die Frau die Kinderbetreuung leistete, 13 Prozentpunkte verloren. Dafür stieg sowohl der Anteil der Paare, in denen die Frau nahezu vollständig für die Kinderbetreuung zuständig war, um sechs Prozentpunkte auf 13,5 Prozent an und um ebenfalls sechs Prozentpunkte stieg der Anteil der Paare mit einer eher gleichen Aufteilung der Kinderbetreuung.

Der Report empfiehlt unter anderem, Familien in besonderen Lebenslagen zukünftig mehr Beachtung zukommen zu lassen. Bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen für Familien müsse der Pluralisierung der Lebensformen und den unterschiedlichen familiären Bedürfnissen stärker Rechnung getragen werden. Die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf seien vor allem vom Angebot der Kinderbetreuung abhängig, insbesondere auch in Rand- und Ferienzeiten. Das Betreuungssystem müsse krisenfester werden und auch die Unterstützung für haushaltsnahe Dienstleistungen sollte sinnvoll ausgebaut werden.