Polizei geht gegen Störer von Gedenkveranstaltung für Mordopfer vor

Erlangen (epd). Bei einer Gedenkversammlung und dem Anzünden des Chanukka-Leuchters auf dem Erlanger Hugenottenplatz haben am Montagabend zwei Männer mit rechtsradikalen Parolen gestört. Die beiden Männer seien im Verlauf des Abends mehrfach aufgefallen, teilte die Polizei am Dienstag mit. Ein 26-Jähriger habe bei einem Gedenkzug für Shlomo Lewin und Frieda Poetschke, Opfer eines antisemitischen Mordes im Jahr 1980, "Heil Hitler" gerufen und dies bei der Abschlussveranstaltung auf dem Hugenottenplatz wiederholt.

Bei der anschließenden Chanukka-Feier der jüdischen Gemeinde auf dem Platz habe ein 46-Jähriger eine leere Flasche in Richtung der Teilnehmer geworfen und mit lauter Musik aus einer Box die Feier gestört. Der stark alkoholisierte Mann sei bei seiner Festnahme gefesselt worden, er beleidigte die Beamten und rief ebenfalls "Heil Hitler", heißt es im Polizeibericht. Der Störer sei dann in ein Bezirkskrankenhaus eingewiesen worden. Der jüngere der beiden Männer erhielt nach der Feststellung der Personalien einen Platzverweis.

Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik, der auch bei der Chanukka-Feier war, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), "es ist unentschuldbar, wenn einzelne versuchen, das Chanukka-Fest zu stören". Jedes Jahr freue er sich, dass das Chanukka-Licht im Herzen der Stadt öffentlich entzündet werde. Wo heute der Leuchter stehe, habe sich früher ein Denkmal für den jüdischen Arzt und Ehrenbürger Jakob Herz befunden, das die Nationalsozialisten zerstört hätten. "Für mich ist es wie ein Wunder, dass wir an diesem Ort heute wieder zusammen feiern können", so Janik. Er lobte die Polizei, wegen deren Vorgehen die Täter die friedliche Stimmung der Feier nicht hätten stören können.

Gegen beide Männer sind laut Polizei Ermittlungsverfahren unter anderem wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingeleitet worden. Solche politisch motivierten Taten würden die Ermittler an Behörden und die zuständigen Ministerien melden, sagte ein Sprecher der Polizei auf epd-Anfrage.